Foto Ralf JannkeEin Exkurs zu Vergangenheit und Gegenwart dieser Spezialobjektive, deren geradezu „unmögliche“ Bildwiedergabe experimentierfreudige Fotografen immer mal wieder gerne nutzen:

Schlicht und einfach als Fischauge übersetzt, trifft die Bezeichnung für diese Extremobjektive gleich in zweifacher Hinsicht zu. Durch die bei den ersten Versionen dieser Spezialisten extrem hervorstehende, stark gewölbte Frontlinse erinnert dieses Objektiv an das ebenso erhabene „Glubschauge“ eines Fisches. Das Auges des Fisches erfasst unter Wasser den gesamten Raum neben, über, unter und hinter sich. Je nach Sichtweise nicht „nur“ 180 Grad, sondern volle 360 Grad Rundumsicht. Den vergleichbaren Effekt habe ich, wenn ich die Kamera mit einem Rundbild-Fisheye-Objektiv zur Aufnahme einfach auf den Rücken lege. Der Bildwinkel beträgt horizontal wie vertikal 180 Grad und das 360 Grad im Kreis.

Foto Ralf Jannke

Ein Fisheye-Objektiv besitzt im Gegensatz zum Superweitwinkel keine Randabdunklung (Vignettierung). Aufgrund dieser Eigenschaften waren und sind Fisheye-Objektive für wissenschaftliche Anwendungen prädestiniert. In der Meteorologie oder Astronomie dienen sie zur Überwachung von Wolkenverteilungen und -wanderungen oder zur Bestimmung von Azimut- und Zenitwinkeln von Sternen. Darüber hinaus können so extrem kleine und enge Räume, wie etwa Brennkammern, Kessel oder Rohrleitungen, überwacht werden. Auch für die Städtebauplanung wurden sie eingesetzt.

Nur in der Bildmitte hat ein Fisheye-Objektiv die angegebene kurze Brennweite. Alle Linien, die nicht durch die Bildmitte laufen, werden bei der Fisheye-Abbildung zum Rand hin immer stärker nach außen durchgebogen, was sich dem Auge als extrem tonnenförmige Verzeichnung präsentiert.

Dass bei derartigen Konstruktionen keine normalen Filter verwendet werden können, erklärt sich von selbst. Aus diesem Grund haben praktisch alle Fisheye-Objektive aus Analogzeiten entweder einen sogenannten Filterrevolver, der das Eindrehen verschiedener Filter in den Strahlengang erlaubt, oder sie bieten die Möglichkeit, über der kameraseitigen Rücklinse entsprechende Spezialfilter per Bajonett zu fixieren oder Filterfolien in eine Halterung zu schieben. Als Filter fungierten üblicherweise die Farben Grün oder Gelb, Orange und Rot für die Schwarzweißfotografie, dazu UV- oder Skylightvarianten. Manchmal werden auch Filter angeboten, um mit für Tageslicht sensibilisierten Film auch bei Kunstlicht ohne Farbstich fotografieren zu können.

Die geradezu „unmögliche“ Bildwiedergabe rief auch experimentierfreudige Fotografen auf den Plan. Sie begannen, diese Spezialobjektive mit ihrer übersteigerten Wiedergabe für extreme Perspektiven einzusetzen.

Die Geschichte des Fisheyes ist „rund“

– und untrennbar mit einem der wichtigsten Hersteller professioneller Kameras verbunden: Nikon. Nach ersten Fisheye-Objektiv-Experimenten für den meteorologischen Dienst Englands 1921 (Hill) und einem Zeiss-Fisheye-Prototypen in den 30er Jahren, entwickelte auch Nikon 1938 ein Fisheye-Objektiv. Zwei Jahre vor Präsentation der Spiegelreflexkamera „F“ stellt Nikon 1957 seine dann 1960 offiziell gelistete „Fisheye-Kamera für die Wetterbeobachtung“ vor, die Nikon Sky (Cloud) Camera. Das fünflinsige 8/16 mm Rundbild-Fisheye mit 180 Grad Bildwinkel ist fest mit dem Kameragehäuse verbunden, das mit 120er Rollfilm geladen wird. Für den Hersteller von Kleinbildkameras ungewöhnlich, denn hier handelt es sich um eine Mittelformatkamera, die 6×6 cm große Negative / Dias erzeugt. In diese Fläche projiziert das 16 mm Fisheye eine kreisrunde Abbildung von 5 cm Durchmesser. Einen Sucher hat diese Kamera nicht, was für den Einsatzzweck – horizontale Ausrichtung – und bei der Objektivausführung kein großes Problem war. Ein einfacher Blick auf die spiegelnde Oberfläche der Fisheye-Frontlinse genügt, um festzustellen, was hinterher auf dem Film abgebildet ist. Dieser Trick mit dem „Behelfssucher“ funktioniert mit einigen Fisheye-Objektiven. Eine Fokussiermöglichkeit hat die Fisheye-Kamera nicht. Die auch überflüssig ist, denn das 8/16 mm bildet bereits bei offner Blende von wenigen Zentimetern Entfernung bis Unendlich scharf ab.
 

8/8 mm Nikkor an Nikon F

8/8 mm Nikkor an der Nikon F

 
1962 stellte Nikon dann das erste 180-Grad-Objektiv der Welt fürs Kleinbildformat vor: das 8/8 mm Rundbild-Fisheye. Die Abbildung ist kreisrund bei 24 mm Durchmesser. Danach ging es bei Nikon Schlag auf Schlag. 1965 kommt das 5,6/7,5 mm Fisheye. Neben der höheren Lichtstärke hat dieses Objektiv einen Bildkreis von 23 mm, so dass auch bei gerahmten Dias die kreisförmige Abbildung nicht beschnitten wird.

Mit dem 5,6/10 mm OP präsentiert Nikon 1968 das vermutlich erste Objektiv der Weltproduktion mit einer asphärisch geschliffenen (Front-) Linse. Im Gegensatz zu den anderen und folgenden Rundbild-Fisheyes folgt die Abbildung der orthographischen Projektion. Wer es gerne (in englischer Sprache) nachlesen möchte, hier sind Quellen zum OP-Nikkor mit Erklärungen, Produktfotos, Vergleichsfotos und so weiter: NIKKOR – The Thousand and One Nights, 10mm f/5.6 OP FISHEYE-NIKKOR. Wer zudem Lust auf Physik hat, siehe auch „Orthografische Azimutalprojektion“ bei Wikipedia.

1969 kommt die nächste Sensation. Mit unvorstellbaren 220 Grad Bildwinkel ist das 5,6/6 mm Nikkor das erste Objektiv der Welt, das nach hinten sieht! Hier sind abenteuerliche Konstruktionen zu bewundern, die das Bild des 5,6/6 mm über diverse Zwischenringe und Optiken auf den Bildsensor einer Nikon D1 projizieren: Using the 6 mm Nikon fisheye lens with the Nikon D1 camera und Adapting circular fisheyes to Nikon D1.

Foto Ralf Jannke

Blick von hinten ins geöffnete Nikon-F-Gehäuse bei offenem Verschluss. Die Rücklinse des 8/8 mm Nikkors ragt bis unmittelbar vor den Verschluss. Genau wie bei den Nikkor-Nachfolgern und Spezialisten 5,6/7,5 mm, 5,6/10 mm OP und 5,6/6 mm. Platz für den Spiegel ist da keiner mehr! Er muss hochgeklappt und verriegelt sein, was entsprechende Nikon-Gehäuse ermöglichten. Der bei der Nikon F über die Rückspulkurbel geschobene Zusatzsucher kann mit 160 Grad Bildwinkel nur einen ungefähren Eindruck von der Bildwirkung geben. Auch hier funktioniert der schon genannte Trick mit der spiegelnden Frontlinsenoberfläche als „Sucher“. Alle älteren Fisheye-Objektive sind als Fixfokuskonstruktion ohne Entfernungseinstellmöglichkeit ausgelegt. Was völlig unerheblich ist, da von der Frontlinse bis Unendlich alles scharf ist.

Noch nicht genug?

1970 präsentiert Nikon ein völlig neues 8-mm-Fisheye. Es ist mit einer größten Öffnung von 2,8 nicht nur vergleichsweise superlichtstark, sondern in der sogenannten Retrofokusbauweise ausgeführt – siehe Weitwinkelobjektiv und Retrofokus bei Wikipedia. Bei dieser aufwendigen Bauweise ragen keine Objektivteile mehr ins Kameragehäuse, der Spiegel kann auf- und abklappen und der Spiegelreflexkamerasucher wird endlich wieder seiner Bestimmung gerecht. Das Motiv lässt sich im Sucher ausrichten, kontrollieren, und so weiter. Durch die Lichtstärke fallen die Abmessungen und das Gewicht des Objektivs allerdings entsprechend aus: Durchmesser 123 mm, Länge 139 mm, Gewicht 1100 g.
 

Fisheye-Nikkor 2,8/8 mm; Foto Ralf Jannke

Fisheye-Nikkor 2,8/8 mm

 

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Dieses 2,8/8 mm war übrigens der Auslöser für diesen Beitrag zum Thema Fisheye. Mit einer Beule im Schutzring und einer nicht mehr ganz taufrischen Frontlinse wurde es bei ebay angeboten. Offensichtlich wollte es kein Sammler haben. Lediglich der Blendenring musste per Feile auf die aktuelle Nikon-AI-Kupplung „umgebaut“ werden. Das kostete zwar die für Nikon F/F2 benötigte Mitnehmergabel (im Foto mit rotem Kreis und Pfeil markiert) zur mechanischen Belichtungsmesserankoppelung, aber dafür passt das 2,8/8 mm jetzt auf fast jede moderne Nikon (D)SLR.

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An der D300 und vergleichbaren Kameras mit APS-C-großem Bildsensor 15×23 mm geht das Rundbild verloren, das Objektiv bleibt trotzdem ein wirklich nettes „Spielzeug“. Statt zu versuchen, aus dem vorhandenen Bild ein Rechteck auszuschneiden, sollte man – speziell bei Hochformataufnahmen – gleich die Rundung in die „Komposition“ einbeziehen. Siehe Bildbeispiel links mit dem 2,8/8 mm an der Nikon D300.

Wer gedacht hatte, dass mit dem 2,8/8 mm das letzte Nikon Fisheye-Ass ausgespielt war, wurde 1972 eines besseren belehrt. Nikon präsentierte das lichtstärkste und extremste „Superultrahyperweitwinkel“ der Welt. Wieder eine Brennweite von 6 mm und 220 Grad Bildwinkel, aber jetzt mit Lichtstärke f/2,8. Und wie das 2,8/8 mm ebenfalls in Retrofokusbauweise ausgeführt. Mit gigantischen Abmessungen von 236 mm Durchmesser bei 171 mm Länge und einem Gewicht von 5200 g lässt dieses Objektiv auch große Kameragehäuse zum reinen Filmhalter „schrumpfen“. Ohne Übertreibung kann festgehalten werden, dass mit diesem Ungetüm die Entwicklung des Rundbild-Fisheyes abgeschlossen ist.

Hier ein paar weitere Infos und Fotos von und mit dem 2,8/6 mm Nikkor: Jarle Aasland und Fisheye-Nikkor 6mm f/2.8 lens.

Die „runden“ Fisheye-Fotos waren zwar ein Hingucker, doch die Leute hatten sich an dem Effekt auch bald satt gesehen. Dem konnte abgeholfen werden. 1972 stellt Nikon das 3,5/16 mm Fisheye vor. Im Gegensatz zur kreisförmigen Abbildung aller Vorgänger besitzt das neue 16-mm-Nikkor einen Bildkreis von 43 mm. Es zeichnet damit das komplette Kleinbildformat 24×36 mm aus.

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Das Vollformat-Fisheye-Objektiv ist geboren

1978 folgt das lichtstärkere 2,8/16 mm Nikkor, 1993 die Autofokus-Version: 2,8/16 mm AF D Nikkor. Nachdem Nikon sich bis zum Erscheinen der ersten eigenen Vollformat-DSLR (Nikon D3, 2007) lange Zeit auf den ca. 15×23 mm kleinen Bildsensor festgelegt hatte, kam 2003 folgerichtig noch ein nur für diese Sensoren gerechnetes 2,8/10,5 mm AF DX Nikkor. Aufgrund der scheinbaren Brennweitenverlängerung – bzw. exakt Bildwinkelverringerung – um den (neudeutsch) Cropfaktor oder Divisor von 1,5 wirkt das 10,5 mm Nikkor wie ein (gerundet) 16-mm-Objektiv im Kleinbild-Vollformat.

Internetquellen für Nikon Fisheyeobjektive

Wenn es um die Geschichte der Fisheyes speziell von Nikon geht, verdient die gleich genannte Seite nur ein Prädikat: phänomenal. Einziger Wermutstropfen: die Seite ist in italienischer Sprache gehalten. Im Gegensatz zum schrecklichen Kauderwelsch anderer Automatikübersetzungen liefert Babelfish http://babelfish.altavista.com/ davon aber eine ganz passable Übersetzung in Englisch. Hätte man gedacht, dass die 220 Grad Bildwinkel des 6 mm schon das Maximum darstellen, berichtet die italienische Seite sogar von der Rechnung eines 6 mm Fisheye-Nikkor Prototyps, der einen Bildwinkel von 270 Grad gehabt hätte… Viel Spaß mit dieser Internetadresse: la storia completa dalle origini a oggi, con 9 prototipi fra i quali un 4mm da 270°!. Einen deutschen Beitrag „Das Fischaugenobjektiv“ finden Sie unter Das kleine Schwarze: Nikkor Fisheye 10.5/2.8 DX G ED und „Nikon System online“ liefert in Deutsch zahlreiche Informationen zum Thema „Objektive – Spezialobjektive – Fisheye“.

Eine englischsprachige Tabelle über die von Nikon produzierten Fisheye-Objektive nennt noch eine weitere Rarität, ein 1968 entwickeltes, sogenanntes SAP-230 (Grad) Fisheye-Nikkor 5,6/6,2 mm, das nie in den Verkauf gelangte. Sobald es um analoge wie digitale Kamera- und Objektiv-Geschichte geht – nicht nur über Nikon – sind diese Seiten aus Malaysia eine wahre Fundgrube: Additional Information on Fisheye-Nikkor lenses .

Genug der Nikon-Lobpreisungen

Was hatten die anderen Kamera-/Objektivhersteller dagegenzusetzen? In alphabetischer Reihenfolge:

Canon

1973 präsentierte Canon sein FD 5,6/7,5 mm S.S.C Rundbild-Fisheye. Eine Fixfokuskonstruktion in Retrofokusbauweise, die die Benutzung des Spiegelreflexkamerasuchers gestattet. Im gleichen Jahr kommt auch das Canon FD 2,8/15 mm S.S.C Vollformat-Fisheye. Diese beiden Objektive weisen noch das alte Canon-FD-Bajonett auf, bei dem die Objektive per Chromüberwurfring fixiert werden.
1979 kommt das neue 5,6/7,5 mm Canon FD und 1980 das 2,8/15 mm FD.
1987 bringt Canon das 2,8/15 mm EF für die EOS heraus.

Foto Ralf Jannke

Minolta (Leitz)

Aus der zwischen 1958 und 1966 gefertigten Rokkor-Objektivreihe stammt das UW-Rokkor-PG 9,5/18 mm; siehe Rokkor 18mm f/9.5 und UW-Rokkor-PG 9,5/18 mm. Es ist das erste Retrofokus Vollformat-Fisheye der Welt. 1972 erscheinen das Minolta 4/7,5 mm MC (Rundbild) Fisheye Rokkor-X und das 2,8/16 mm MC Rokkor-X (Vollformat). Diese Objektive gibt es später auch in MD-Version. Mit größter Wahrscheinlichkeit stammt auch das Leitz Fisheye-Elmarit-R 2,8/16 mm (1974) aus der Zusammenarbeit Minolta / Leitz. Fotos unter: MD 7.5mm f/4 und MD 16mm f/2.8, und hier das Leitz-Fisheye: Fisheye Elmarit 2,8/16 mm.

1985 präsentiert Minolta der Welt die erste in Serie gefertigte Autofokus-Spiegelreflex, die Dynax 7000. Dazu gibt es 1986 auch das 2,8/16 mm AF Fisheye, das nach der Übernahme von KonicaMinolta durch Sony als „Sony Alpha 2,8/16 mm Fisheye (2006) weiter produziert wird.

Internet: Minolta/Konica Minolta/Sony Alpha lens data

Olympus

1975/76 kommt das 3,5/16 mm Zuiko Vollformatfisheye. Foto/Linsenaufbau: Zuiko Fisheye 16mm/F3.5.
1977 erscheint das 2,8/8 mm Zuiko Rundbildfisheye in Retrofokusbauweise. Foto/Linsenaufbau: Zuiko Fisheye 8mm/F2.8 sowie ZUIKO Circular Fisheye 8mm f/2.8.
2005 präsentiert Olympus sein Zuiko Digital ED 3,5/8 mm Fisheye für die Fourthirds-DSLR-Linie. Die Abbildung entspricht ein 16-mm-Vollformat-Fisheye auf Kleinbild- / Vollformat.

Pentax

1963: Fish-Eye Takumar 11/18 mm, Fixfokuskonstruktion in Retrofokusbauweise. M42 Schraubanschluss. Fotos: FishEye Takumar 18mm F11 und Pentax Fish-eye takumar 18mm f11.
1967: Fish-Eye-Takumar 4/17 mm. Fotos: Super-Fish-eye Takumar 17mm f/4.0.
1971: Fish-Eye-Takumar 4/17 mm Super Multi Coated. Infos, Fotos: K 17/4 Fish-Eye und 17mm Fish-Eye.
1982: Ein nie in Serie gegangener 2,8/8,4 mm Pentax Fisheye-Prototyp. Infos, Foto: K 8.4/2.8 Fish-Eye und Foto 2,8/8,4 mm Pentax Fisheye-Prototyp.
1985: Pentax A Fish-Eye 1:2,8/16 mm. Infos, Fotos: A 16/2.8 Fish-Eye.
1995: Pentax F 3,5-4,5/17-28 mm FishEye. Infos, Foto: F 17-28/3.5-4.5 Fish-Eye.
2006: Nur für Kameras mit ca. APS-C Bildsensoren (15×23 mm) kommt das SMC DA Fisheye 3,5-4,5/10-17 mm ED (IF) auf den Markt. Es wird in Kooperation mit / von Tokina gebaut.

Sigma

Was Fisheye-Objektive angeht, war der unabhängige (Fremd-) Hersteller immer schon sehr umtriebig. Das manuell zu fokussierende 2,8/16 mm konnte durch seinen universellen YS-Anschluss an verschiedenen Kameras adaptiert werden. Es gab auch Versionen mit festem Bajonettanschluss. Mittlerweile bietet Sigma für die wichtigsten Hersteller von Kleinbild-SLRs Rundbild-Fisheye-Objektive von 8 mm Brennweite mit Lichtstärke 3,5. Weiter ein Vollformat-Fisheye mit 15 mm Brennweite und Lichtstärke 2,8. Aktuell hat Sigma die beiden Fisheye-Abbildungsarten auf digitale Spiegelreflexkameras mit 15×23 mm APS-C-Bildsensoren übertragen und ein 2,8/4,5 mm Rundbild- und ein 2,8/10 mm Vollformat-Fisheye vorgestellt.

Tokina

2006 präsentierte der unabhängige (Fremd-) Objektivhersteller Tokina sein interessantes 3,5-4,5/10-17 mm Fisheye-Zoom. Die Ähnlichkeit nicht nur der optischen Daten mit dem 10-17 von Pentax ist kein Zufall. Ob Tokina nun im Auftrag nach Pentaxvorgaben fertigt oder das Design lediglich für Pentax angepasst hat, und auch unter eigenem Namen anbieten darf, ist unerheblich. Herausgekommen ist ein superkompaktes Fisheye-Zoom, das in jede Fototasche passt.

Zeiss

1975 wurde das Contax 2,8/16 mm Zeiss F-Distagon T* AE präsentiert. Infos und Fotos gibt es hier: Other Zeiss lens for CONTAX 35mm.

2,8/16 mm Zenitar; Foto Ralf Jannke

„Fischeier“ aus russischer Produktion

Die Einschränkungen der gleich vorgestellten Fisheye-Objektive gegenüber entsprechend teuren Original- oder Sigma-Objektiven bestehen im fehlenden Autofokus (bei dieser Brennweite völlig unerheblich!), Arbeitsblendenmessung (dunkles Sucherbild) und allenfalls Zeitautomatik. All das ist zu verschmerzen, da man bei diesen Brennweiten selbst bei voller Öffnung extreme Schärfenbereiche bekommt und die Belichtung wegen des riesigen Bildwinkels ohnehin besser manuell bestimmt und steuert.

Das 3,5/8 mm Peleng Rundbild-Fisheye ist für rund 300 Euro Neupreis bei ebay zu finden. Das 2,8/16 mm Zenitar Vollformat-Fisheye fürs Kleinbild-Vollformat ist für rund 150 Euro neu bei ebay zu finden. Die Seite mit dem sinnigen Titel „Fun with Fisheyes“ (Spaß mit Fischaugen) berichtet über Erfahrungen mit dem Zenitar und dem Peleng. Hier noch ein gelegentlich auch bei ebay auftauchendes 8/12 mm „Semifisheye“:
 

8/12 mm Vemar; Foto Ralf Jannke

8/12 mm Vemar auf der Kodak / Nikon Pronea 6i/DCS 330

 
Dieses Teil gab es unter verschiedenen Bezeichnungen: Accura, Beroflex, Berolina, Panomar, Sigma, Spiratone, Universa und Vemar. Möglicherweise gab es da große qualitative Unterschiede oder Serienstreuungen. Obwohl mein Exemplar keinerlei Staub, Trübung oder Pilz aufweist, bildet dieses 8/12 mm so überstrahlt und weich ab, dass es unbrauchbar ist. Wer so etwas bei ebay erwirbt, sollte Rückgabe vereinbaren. Unter The Strange Case of the 12mm Fisheye gibt es einige Informationen und (nicht flaue) Fotos dazu.

Fisheye-Vorsätze

Ein Beitrag über Fisheye-Objektive wäre ohne die Erwähnung von Fisheye-Vorsätzen unvollständig. Hier zwei typische Vertreter dieser Hilfsmittel:

Besonders erwähnenswert ist der unter verschiedenen Namen vertriebene „Samigon Spiratone Soligor Kenko Kalcor 180 Fisheye Auxiliary Lens“ Objektivvorsatz. Offensichtlich aufwendiger gefertigt als der sonst optisch minderwertige Ramsch, weist dieser Vorsatz sogar eine eigene Blende auf. Er macht mit seinem Brennweitenfaktor von 0,15 das (28)30 bis 55 mm Weitwinkel-/Normal-Objektiv zum Fisheye. Infos und Fotos gibt es hier: Samigon Spiratone Soligor 180 Fisheye Auxillary Lens.

Nikon stellte 1998 seinen eigens für die Nikon-Coolpix-Reihe gerechneten Fisheyevorsatz FC-E 8 vor. Der FC-E8 wirkt je nach Brennweiten- / Menüeinstellung wie ein Rundbild- oder Vollformatfisheye.

Krummes gerade rechnen

Die Deformierung lässt sich bei Bedarf mit (kostenloser) Software komplett rausrechnen. Das ist ein probates Mittel, zu viel verzeichnungsfreiem Bildwinkel zu kommen. Nikon bietet mit seiner Capture-Software neben der Rohdaten-Konvertierung auch die Möglichkeit, ein mit dem 10,5-mm-Vollformat-Fisheye aufgenommenes Foto komplett in eine „gerade“ Superweitwinkelaufnahme umzurechnen. Das funktioniert aber auch bei anderen Fisheye-Objektiven und das sogar mit kostenloser Software. Wobei hier an erster Stelle das geniale Photoshop Plug-in panotools des deutschen Professors Helmut Dersch zu nennen ist. Hier Vorher-Nachher-Beispiele für die Panotools:
 

Fotos Ralf Jannke

 
Ebenfalls kostenlos, aber ausschließlich für Apple Macintosh-Computer: DeFish for Mac. Ganz am Ende der Internetseite ist die Schaltfläche für den Download und das Tutorial zu finden: Making Environment Maps from Fisheye Photographs. Siehe auch DeFish – 2.1.1 bei versiontracker.

(Ralf Jannke)