Foto André LützenAndré Lützens Thema ist vor allem die Einsamkeit der Menschen, das Scheitern des amerikanischen Traums:

„Before Elvis there was nothing”, sagte John Lennon einmal über Elvis Presley – und meinte damit: Vor dem Gott des Hüftschwungs gab es nichts, was von einer ähnlichen popkulturellen Durchschlagskraft war. Wenn der 1963 geborene Hamburger Fotograf André Lützen sein neues, jetzt im Kehrer-Verlag erschienenes, Buch so nennt, dann in dem Wissen, dass die Schönheit und die kulturelle Macht Amerikas eine ist, die in der Vergangenheit liegt.

Schon in seinen früheren Serien – wie etwa „Loch im Kopf“ – arbeitete Lützen auf eine ähnlich assoziative Art und Weise: Typisch für seinen fotografischen Stil ist die Verschiedenheit der Bilder: Mal kreiert er Unschärfen, schätzt die unmittelbare Ästhetik des Schnappschusses, liebt frappierende An- und Ausschnitte, dann komponiert er wieder genauer, inszeniert seine Bilder deutlicher. Manchmal greift er sogar zum klassischen Reportage-Schwarzweiß – und würfelt seine Bilder schließlich mit leichter Hand zu einem subjektiven, freien Foto-Essay zusammen.
 

Foto André LützenFoto André Lützen

 

„Die Photographien berichten von der Detektivarbeit, mit Fragmenten und Sequenzen Realitätsverlust darzustellen, um eine neue Realität zu erzeugen“, war einmal über eine frühere Serie von André Lützen zu lesen. Das gilt noch immer: Seine neuen Fotografien sind während einer langen Amerika-Reise entstanden. Eine Reise durch den amerikanischen Alltag – vom Colorado bis zum Mississippi. Sein Thema ist vor allem die Einsamkeit der Menschen in den Bars, an den Highways und beim nächtlichen Vergnügen in der Provinz.
 

Foto André LützenFoto André Lützen

 
Ihre Einsamkeit, ihre Verlorenheit, so denken wir beim Blättern in diesem spannenden fotografischen Reisetagebuch, ist das Scheitern des amerikanischen Traums. Sie stehen alleine: Wir sehen eine Gesellschaft, die auseinandergefallen ist. Menschen, die in „Mobile Homes“ hausen, die aber keine Heimat haben. Verschattete Gesichter, der Schmutz auf der Straße, einsame Landschaften, Indianer-Folklore, Rodeos, riesige Werbereklamen, die Rush Hour, eine stumme Szene in einem Diner, ein erleuchtetes Hochhaus bei Nacht, der Blick auf den Highway, riesige Supermärkte, Parkplätze – und schließlich ein kitschiges Elvis-Porträt auf einem Sideboard, das von Sehnsucht erzählt: ein knallbunter und vieldeutiger Abgesang.

(Marc Peschke)
 
 

Titelabbildung Lützen - Before Elvis there was nothing

 

André Lützen
Before Elvis there was nothing (bei amazon.de)
Mit Texten von F.C. Gundlach und Nora Luttmer
Gebunden. 112 Seiten. 66 Farbabbildungen
Deutsch/Englisch
Kehrer Verlag. Heidelberg 2008
ISBN 978-3-86828-006-7
40 Euro