Foto Hans-Peter SchaubWohl kaum eine andere Spielart der Fotografie ermöglicht in vergleichbarem Maße das Entdecken und Eintauchen in eine völlig fremde Welt – ohne weite Reisen und die damit verbundenen Unkosten. Im eigenen Garten, in Parks, auf Wiesen, entlang von Wasserläufen oder in Wäldern wartet eine ungeahnte Vielfalt von Formen und Farben, von skurrilen Gestalten, die jedem Science-Fiction-Film zur Ehre gereichten. In dieser kleinen Abhandlung möchte ich Wege aufzeigen, wie man mit einfachen oder ungewöhnlichen Mitteln zu interessanten Makroaufnahmen gelangt:

Eine fotografische Auseinandersetzung mit den „Kleinigkeiten“ in Feld, Wald, Wiese oder Garten lohnt unter verschiedenen Gesichtspunkten. Zum einen warten hier unendlich viele neue, interessante Motive oft buchstäblich vor der Haustür und zum anderen sind gute Makrofotos noch immer echte „Hingucker“ – Bilder, die auf Ausstellungen, bei Wettbewerben oder in Dia-/Beamervorträgen für Aufsehen im wahrsten Sinne des Wortes sorgen.

Das Spektrum der Makrofotografie ist breit: Es reicht vom arrangierten Stillleben über Details von Gegenständen bis zur formatfüllenden Abbildung schillernder Schmetterlinge oder leuchtend bunter Blüten. Entscheidend für die Wirkung auf den Betrachter ist – das gilt natürlich auch für viele andere Fotothemen – die technisch und gestalterisch überzeugende Darstellung des Motivs. Das klingt nach teuerer Ausrüstung, viel Gepäck und zumindest anfangs: viel Frust. Was den Frust angeht: dessen Ausmaß hängt natürlich vom Talent und der Beharrlichkeit jedes einzelnen Fotografen ab. Zumindest muss aber die Ausrüstung weder teuer noch schwer sein.

Erste Gehversuche mit dem Standardzoom
Für erste Versuche genügt durchaus die Makro-Einstellung, über die ein meist zusammen mit der Kamera erstandenes Standard-Zoomobjektiv eventuell bereits verfügt. Abbildungsmaßstäbe von 1:6 bis zuweilen sogar 1:3 sind damit möglich – ausreichend für kleine Details am Wegesrand, für Schmetterlinge, Blumen, Pilze, Frösche oder Eidechsen zum Beispiel. Insbesondere in Verbindung mit digitalen Spiegelreflexkameras mit APS-C-Sensor lassen sich, dank des „Beschnittfaktors“ von etwa 1,5 so bereits recht kleine Details formatfüllend abbilden, denn aufgrund des im Vergleich zum Kleinbild nur etwa halb so großen Formates genügen ja entsprechend geringere Abbildungsmaßstäbe für formatfüllende Aufnahmen der kleinen Motive. Natürlich, wird hier der Qualitätsfanatiker einwenden, sind diese Objektive, anders als spezielle Makroobjektive, nicht für den Nahbereich optimiert. Das stimmt und dennoch, wer sorgfältig arbeitet, wird auch mit diesem Behelf überzeugende Ergebnisse erzielen.

Foto Hans-Peter Schaub

Bewegt man sich sehr langsam und vorsichtig, so kann man Reptilien wie dieser Mauereidechse erstaunlich nah zu Leibe rücken. Die Aufnahme entstand mit einem 28-70-mm-Zoom in Makro-Einstellung an der Kleinbildspiegelreflex.

 
Sorgfältig arbeiten bedeutet in diesem Fall, das Objektiv, wann immer möglich, um etwa zwei Stufen abzublenden. Damit werden viele der eventuell auftretenden Abbildungsfehler auf ein Mindestmaß reduziert. Gehen wir von einer Anfangsöffnung von 4,0 aus, arbeitet man dann eben bei Blende 8, bei einer Anfangsöffnung von 5,6 entsprechend bei 11. Das führt bei Verwendung niedrig empfindlicher Filme oder der entsprechend niedrigen ISO-Einstellung an der Digitalkamera, die aufgrund ihrer Feinkörnigkeit und Farbsättigung beziehungsweise Rauscharmut meist erste Wahl für Makro-Motive sind – logischerweise – zu vergleichsweise langen Verschlusszeiten. Noch stärkeres Abblenden sorgt zwar für mehr Schärfentiefe, zu mehr Abbildungsqualität führt das aber keineswegs. Spätestens ab Blende 16 beim Kleinbildformat, bei kleineren Sensorformaten (APS-C bzw. FourThirds unter Umständen sogar schon ab Blende 11), macht sich in der Regel die so genannte Beugungsunschärfe bemerkbar, die aus einer Lichtbeugung an der nun sehr kleinen Blendenöffnung resultiert. Die Bilder wirken dann insgesamt sichtbar weniger scharf und brillant.

Besser ohne Blitz
Die vermeintlich einfachste Lösung, um mit langen Verschlusszeiten im Nahbereich klarzukommen, ist die Benutzung eines Blitzgerätes. Die meist elegantere, aber, zugegeben, etwas arbeitsintensivere Alternative, ist der Einsatz eines Stativs. Natürliches Licht ist viel besser und leichter zu kontrollieren als Blitzlicht und wenn nicht das Motiv durch zu rasche Eigenbewegungen den Blitz zwingend erforderlich macht, kann man häufig auf ihn verzichten. Mäßiges Abblenden, feinkörniger Film beziehungsweise niedriger ISO-Wert (50 bis maximal 400) und Stativ sind also die drei Faktoren, die es ermöglichen, auch mit einem nicht optimal für den Nahbereich geeigneten Objektiv erstaunliche Resultate zu erzielen.

Ich selbst benutze immer wieder ein, allerdings sehr hochwertiges, 28-70-mm-Zoom an der Kleinbild- oder APS-C-Digitalkamera für Makroaufnahmen bis zum Abbildungsmaßstab 1:2 und die Ergebnisse lassen sich zumindest mit der 10fach-Lupe (Dia) beziehungsweise in 100-Prozentansicht am Monitor (Digitalbild) höchstens im direkten Vergleich von jenen Aufnahmen unterscheiden, die mit dem Makroobjektiv entstanden sind. In der Praxis ist der Unterschied allerdings – zumindest bei meiner Art von Fotografie – in der Regel irrelevant.

Gute Vorsätze

Foto einer Nahlinse von B+W

Während fast jeder Fotograf über so ein Zoomobjektiv verfügt, muss das nachfolgend beschriebene Zubehör eigens angeschafft werden. Die Rede ist zunächst von Nahlinsen und ihren hochwertigen Verwandten, den Vorsatzachromaten, die einfach vor ein vorhandenes Objektiv geschraubt werden. Allein das Wort „Nahlinse“ ruft bei sogenannten Experten zuweilen ein abschätziges Naserümpfen hervor. Zu Unrecht! Nahlinsen sind rein optisch betrachtet Sammellinsen, die die Brennweite der Kamera reduzieren. Ihre Stärke wird – wie bei Brillengläsern – in Dioptrien angegeben. Bei Unendlich-Einstellung des Objektivs ergibt eine 1-Dioptrie-Nahlinse einen Aufnahmeabstand von 100 cm, eine 2-Dioptrie-Linse einen Abstand von 50 cm, eine 3-Dioptrie-Linse führt zu 33,3 cm Abstand usw. Je höher die Dioptrienzahl, umso größer ist die Brechkraft der Linse und damit die die Brennweite verkürzende Wirkung. Die Abbildungsleistung des Systems aus Nahlinse und Objektiv ist in Unendlichstellung in der Regel am besten, dennoch kann man durch Fokussieren in den Nahbereich den maximalen Abbildungsmaßstab des verwendeten Objektivs unter Umständen beträchtlich erhöhen. Blendet man um etwa ein bis zwei Stufen ab, genügen die Ergebnisse – vor allem bei Verwendung von Vorsatzachromaten – auch höchsten Ansprüchen.
 

Foto Hans-Peter Schaub

Gar nicht so einfach ist es, Libellen tagsüber zu fotografieren. Nur selten sitzen sie für mehr als ein paar Sekunden still auf einer Stelle. Mit dem 135-mm-Objektiv + Vorsatzachromat an der Kleinbild-Spiegelreflex ließ sich aus gebührendem Abstand dieses Prachtlibellenweibchen ins Bild setzen. Bei Blende 4 war es besonders wichtig, Filmebene und Insekt möglichst parallel auszurichten, um so trotz geringer Schärfentiefe das ganze Tier scharf abbilden zu können.

 
Insbesondere in Kombination mit Zoomobjektiven ergeben sich interessante Optionen, denn die Ausschnittwahl im Nahbereich ist – wenn man vom Stativ aus fotografiert – oft ziemlich umständlich. Nahlinsen erfordern – anders als die weiter unten beschriebenen Zwischenringe – keine Auszugsverlängerung. In Bezug auf die durch die Nahlinse verkürzte Brennweite wird der effektive Auszug des Objektivs zwar theoretisch größer, allerdings nimmt im gleichen Maße wie der Abbildungsmaßstab auch die effektive Lichtstärke des Gesamtsystems zu. Daher muss man bei Verwendung einer Nahlinse auch keine Verlängerungsfaktoren berücksichtigen. Vergleicht man die Belichtungswerte, die man bei gleichem Abbildungsmaßstab mit Nahlinsen und Zwischenringen erzielt, fällt auf, dass man mit Nahlinsen beispielsweise bei einem Abbildungsmaßstab von 1:1 eine volle Blendenstufe gegenüber der Verwendung von Zwischenringen gewinnt. Anstelle beispielsweise 1/60 Sekunde mit Zwischenringen käme man in der gleichen Situation mit Nahlinsen auf 1/125 Sekunde, was in den allermeisten Fällen einen beträchtlichen Vorteil darstellt.

Zwei Typen von Nahlinsen sind gebräuchlich. Zum einen sind das recht billige, einlinsige Systeme ohne aufwändige Korrekturen. Diese liefern vor allem bei offener Blende selten zufriedenstellende Resultate. Oft lässt die Schärfe zu den Bildecken deutlich nach, zudem ist kräftig ausgeprägte chromatische Aberration – also Farbsäume an kontrastreichen Übergängen – eher die Regel als die Ausnahme. Deutlich besser sind die schon erwähnten Vorsatzachromate. Bei diesen handelt es sich um meist zweilinsige Systeme, bei denen insbesondere die chromatische Aberration korrigiert wurde. Es gibt sie unter anderem von Dörr, Nikon, Canon und Raynox in unterschiedlichen Stärken. Für welche Marke Sie sich entscheiden ist völlig egal. Wichtig ist neben der Stärke in erster Linie der Gewindedurchmesser. Der muss zu den Objektiven passen, mit denen die Linsen verwendet werden sollen. Die Achromaten gibt es in unterschiedlichen Stärken, was sich in entsprechenden Nummern ausdrückt. Je höher die Nummer, umso größer ist in der Regel (Ausnahme Canon, da ist es umgekehrt) die Brechkraft, um so näher kann man sich, vereinfacht gesagt, dem Objekt nähern.
 

Foto Hans-Peter Schaub

Billig muss nicht schlecht sein: Eine 2-Dioptrien-Nahlinse in Kombination mit dem 14-42 mm-Kit-Zoom an einer Olympus E-510 ergibt bei Blende 7,1 durchaus vorzeigbare Resultate. Bei sehr kritischer Betrachtung fällt eine geringe Randunschärfe auf, die aber bei solchen Motiven nicht wirklich stört.

 
Ich setze zwei etwas betagte Minolta-Achromaten (1 und 2) mit Filtergewinde 55 mm meist an einem 90-mm-Makroobjektiv, einem 50-mm Normal- und einem 135-mm-Teleobjektiv ein. Minolta bot Vorsatzachromate in drei Stärken mit 49 und 55 mm Filtergewinde an. Nikon hat Vorsatzachromate mit 52 und 62 mm Durchmesser im Programm. Canon bietet die Nahlinsen 250 D (4 Dioptrien, Filtergewinde 52 und 58 mm) sowie 500 D (2 Dioptrien, Filtergewinde von 52, 58, 72 und 77 mm) an. Von Dörr gibt es Vorsatzachromate mit Stärken von 3 beziehungsweise 5 Dioptrien für Filtergewinde zwischen 49 und 77 mm. Von Raynox gibt es den DCR 5320 PRO (Link zu amazon.de), ein sehr hochwertiges und flexibles System aus zwei kombinierbaren, recht starken Vorsatzachromaten mit Adaptern für Filterwinde bis 77 mm.

Die Preise dieser Vorsatzlinsen bewegen sich zwischen etwa 40 und 200 Euro. Besitzt man zwei solcher Achromaten, beziehungsweise ein Raynox-System, so können diese auch kombiniert werden (stärkste Linse zuerst aufsetzen). Insbesondere in Kombination mit einem mittleren Tele (90-135 mm) oder einem entsprechenden Zoom erzielt man so schon aus relativ großem Abstand beachtliche Abbildungsmaßstäbe. Bei der Fotografie von sensiblen Kleintieren ist das natürlich von Vorteil.

Die Abbildungsqualität, die sich mit diesem vergleichsweise preiswerten Zubehör erzielen lässt, ist untadelig, vorausgesetzt, man blendet wiederum um etwa zwei Stufen ab. Das aber ist bei Makroaufnahmen ja ohnehin oft wünschenswert, um eine ausreichende Schärfentiefe zu erzielen. Verzichtet man auf das Abblenden, erhalten die Bilder – insbesondere, wenn man die Objektive nicht in Unendlichstellung, sondern bei Fokussierung auf den Nahbereich einsetzt – oft einen zarten Weichzeichner-Charakter, was bei manchen Motiven durchaus interessant sein kann. Mit Nahlinsen beziehungsweise Vorsatzachromaten lassen sich also ganz „normale“ Objektive in Makroobjektive verwandeln und bei Bedarf auch die Naheinstellmöglichkeiten eines vorhandenen Makroobjektivs erweitern. Für Abbildungsmaßstäbe zwischen 1:2 und 1,5:1 sind diese Hilfsmittel für mich meist erste Wahl.

Der einzige Haken an der Sache: Wenn Sie in ein Fotogeschäft gehen und so etwas Exotisches verlangen, kann es Ihnen passieren, dass man Sie verständnis- und hilflos anschaut. Am besten wappnen Sie sich vorher durch einen Blick auf die Homepage des Herstellers oder durch das Studium des entsprechenden Katalogs. Dort notieren Sie die entsprechende Produktbezeichnung und die Produktnummer. Dann braucht der Fotohändler nur noch das entsprechende Teil bestellen, was meistens auch funktioniert.

Umkehrring
Eine weitere, besonders preiswerte Methode, um kleine Motive groß ins Bild zu setzen, ist der Umkehrring oder Retroadapter. Dieser verfügt auf der einen Seite über ein Filtergewinde und auf der anderen über ein Objektivbajonett. So ist es möglich, Objektive umgekehrt vor die Kamera zu setzen. Was auf den ersten Blick ein wenig merkwürdig erscheint, macht aus optischen Gründen durchaus Sinn. Da „normale“ Objektive ihre optimale Abbildungsleistung in Unendlich-Einstellung erzielen, lässt die Bildqualität im Nahbereich unter Umständen zu wünschen übrig. In umgekehrtem Zustand aber bringen die Objektive auch im Nahbereich hohe Leistung.
 

Foto Hans-Peter Schaub

Ein 2,8/35 mm-Objektiv in Kombination mit einem 20-mm-Umkehrring erlaubt Abbildungsmaßstäbe von deutlich über 1:1. Damit lassen sich auch solche Details wie hier die Füße einer Raupe groß darstellen. Ohne Blitz sind solche Bilder allerdings nicht möglich und das Fotografieren bei Arbeitsblende ist, wenn wie hier auf etwa 8 abgeblendet werden muss, nicht sehr komfortabel. Das sehr dunkle Sucherbild macht das Finden der optimalen Schärfeebene zur Glückssache.

 

Foto eines Retroadapters für Canon EOS

Ein Umkehrring ist für die meisten Kamerasysteme für etwa 15 bis 20 Euro zu haben. Nachteil dieses Hilfsmittels ist, dass es nur bei Arbeitsblende eingesetzt werden kann und sich daher vor allem für statische Motive eignet. Dafür kann man aber mit kurzen Festbrennweiten wie etwa 35 oder 28 mm ohne weiteres Zubehör Abbildungsmaßstäbe von deutlich über 1:1 erzielen. Da für die Verwendung des Objektives hier wieder nur der Filterdurchmesser relevant ist, kann man sich auch ein gebrauchtes 50-mm- oder 35-mm-Objektiv normaler Lichtstärke (1,7 respektive 2.8) irgendeines Herstellers kaufen und dies in Kombination mit dem Umkehrring als zwar etwas umständlich zu bedienendes, optisch aber exzellentes und dazu äußerst billiges Makroobjektiv einsetzen. Eine Ausnahme macht hier wieder das Canon EOS-System. Für diese gibt es den Novoflex-Retro-Adapter (siehe bei Novoflex), der es erlaubt, die EOS-Objektive umgekehrt anzuschließen unter Beibehaltung der kompletten Steuerungsmöglichkeiten. Soviel Komfort hat allerdings auch seinen Preis: rund 300 Euro kostet das Teil.

Zwischenringe
Die meisten Kamerahersteller bieten entweder einzelne oder ganze Sätze von Zwischenringen an. Diese werden zwischen Objektiv und Kamera gesetzt und verlängern den Auszug des Objektives um einen festen Wert. Dadurch verkürzt sich die minimale Einstellentfernung – man kommt näher an die Motive ran als mit dem Objektiv allein.

Foto eines Zwischenrings

Wenn das ohne Nachteil wäre, könnte man sich schon fragen, warum die Hersteller diese Option nicht gleich einbauen und einfach den Einstelltubus ein wenig verlängern. Dass das nicht geschieht, erlaubt den Schluss, dass sich eine derartige Modifikation des Aufnahmesystems nicht unbedingt qualitätssteigernd auswirkt. In der Tat sind die meisten Objektive ja auf optimale Wiedergabe bei Einstellung auf „Unendlich“ gerechnet. Je weiter man in den Nahbereich vordringt, um so mehr lässt – abgesehen von Makroobjektiven – die Abbildungsleistung nach. Zudem wird bei Verwendung eines Zwischenrings der Einstellbereich des Objektivs eingeschränkt und ein Fokussieren auf weiter entfernte Bereiche ist nicht mehr möglich. Verlängert man den Auszug nun mittels Zwischenring über das vorgesehene Maß, muss man also mit Einbußen in der Bildqualität rechnen. Bei Verwendung kurzer Zwischenringe (zum Beispiel 12 mm bei leichten bis mittleren Teleobjektiven) wirkt sich das weniger stark aus, als wenn man den Auszug gleich um einen kompletten Zwischenringsatz mit insgesamt vielleicht 70 Millimetern erweitert.
 

Foto Hans-Peter Schaub

Ein 90-mm-Makro, das ohne Hilfsmittel nur einen Abbildungsmaßstab von 1:2 erlaubt, wurde hier mit einem Zwischenring kombiniert, um dieses Schmetterlingsporträt zu ermöglichen. Die auf den Nahbereich optimierten Makroobjektive erlauben es, den Einstellbereich ohne nennenswerten Qualitätsverlust durch Zwischenringe zu erweitern.

 
Ich nutze meist kurze Zwischenringe von 7 bis 13 mm, um mittlere bis lange Telebrennweiten auch im Nahbereich einsetzen zu können. So erreiche ich beispielsweise mit meinem 2,8/300 mm oder dem 2,8/180 mm Abbildungsmaßstäbe von etwa 1:4 bis 1:3, was in Kombination mit weit offener Blende und dem dann großen Aufnahmeabstand interessante Optionen für das Spiel mit selektiver Schärfe eröffnet.

Den Qualitätsabfall bei Verwendung von Zwischenringen kann man – wenn große Abbildungsmaßstäbe erforderlich sind – durch Kombination mit einem Umkehrring verhindern. Ein 35- oder 50-mm-Objektiv in Retrostellung in Kombination mit einem 20 mm Zwischenring erlaubt Abbildungsmaßstäbe von deutlich über 1:1 und ist somit eine recht preiswerte, dennoch sehr gute Alternative zu echten Lupenobjektiven.

Der Zubehörspezialist Zörkendörfer hat unter anderem eine so genannte Makroschnecke im Programm, einen Zwischenring, dessen Länge sich flexibel den Erfordernissen anpassen lässt. Damit werden die Vorteile des Zwischenrings, seine relativ hohe Stabilität, mit der Flexibilität eines Balgengerätes verbunden. Letzteres kann man durchaus als besondere Form eines Zwischenrings betrachten, verlängert es doch auch den Objektivauszug und zwar flexibel über einen sehr weiten Bereich. Dafür sind sie aber auch relativ sperrig und im Freiland daher nicht so bequem zu handhaben.

(Hans-Peter Schaub)