Die Hersteller von Unterhaltungselektronik, PCs und Mobiltelefonen müssen sich verstärkt mit dem Thema „Grüne Elektronik“ auseinandersetzen. Die aktuelle Rangliste von Greenpeace International – der „Guide to Greener Electronics“ – zeigt, dass einige Unternehmen durchaus Nachholbedarf haben:

Greenpeace überprüft vierteljährlich seit August 2006 die Versprechen und Selbstverpflichtungen von 18 großen Herstellern hinsichtlich des Verzichts auf den Einsatz gesundheits- und umweltschädlicher Stoffe und einer gesundheits- und umweltgerechten Entsorgung von Elektronikschrott und Altgeräten. Außerdem werden konkrete Maßnahmen des Klimaschutzes, wie zum Beispiel der Einsatz wiederverwendeter Kunststoffe, oder eine Energie- und Schadstoffbilanz der Unternehmen im „Guide to Greener Electronics“ bewertet. Unternehmen, die sich aktiv an der Verringerung des Treibhausgas-Ausstoßes beteiligen oder erneuerbare Energien im Produktionsprozess einsetzen, erhalten eine entsprechend höhere Punktzahl in der Greenpeace-Bewertung.
 

Screenshot Greenpeace Ranking

 
Die höchste möglich Punktzahl von 10 Punkten konnte kein Unternehmen erreichen. Nokia liegt mit 6,9 Punkten auf dem Spitzenplatz. Der Guide im Einzelnen:

Nokia hat gegenüber der Vorquartals-Rangliste etwas verloren. Das Unternehmen konnte aber mit 6,9 Punkten den Spitzenplatz, vor allem aufgrund seines freiwilligen Altgeräte-Rücknahme-Programms, behaupten. Die Recycling-Rate von 3-5 % beschreibt Greenpeace aber als armselig. Immerhin seit Ende 2005 produziert Nokia PVC-freie Handys.

Sony Ericsson liegt mit 5,9 Punkten auf dem 2. Platz. Das Unternehmen konnte sich dank einer neuen Umweltvision verbessern. Das Unternehmen sieht sich der EU-Richlinie (WEEE) zu Elektro- und Elektronikaltgeräten verpflichtet und sichert die Produktrücknahme sowie das Recycling unabhängig vom Produktstandort zu.

Mit gleicher Punktzahl kann Toshiba auf Platz 3 aufwarten. Toshiba konnte sich steigern, weil das Unternehmen u.a. zwischenzeitlich vom Einsatz erneuerbarer Energie berichtet hat und bis 2012 auf den Einsatz der Metalle Antimon und Beryllium sowie der als Weichmacher verwendeten Phthalate in allen Produkten verzichten will.

Samsung konnte ebenfalls 5,9 Punkte erreichen. Seit Ende 2007 produziert das Unternehmen als erster Lieferant weltweit nur noch PVC-freie LCD-Bildschirme. Einige neue Handymodelle waren frei von bromierten Flammhemmern. Samsung kann eine Recyclingrate von 137 % bei Fernsehern aufweisen, allerdings auf einer Absatzgrundlage von vor 10 Jahren. Dies ist auch einer der Hauptkritikpunkte von Greenpeace an Samsung. Das Unternehmen berichtet Zahlen wie die Recyclingrate nicht nach EU-Standards.

Nur Rang 5 erreichte Fujitsu Siemens mit 5,7 Punkte und musste Toshiba und Samsung den Vortritt lassen. Eine besonders hohe Punktzahl erzielte das Unternehmen für die Verwendung erneuerbarer Energien und die Zusicherung, dies bis 2020 auszubauen. Auch die Unterstützung des Unternehmens bei Kampagnen zur Verringerung der Treibhausgase sowie das Erreichen einer höheren Energieeffizienzklasse bei PCs und Notebooks findet bei Greenpeace Anklang. Für die Altgeräte-Rücknahme erhält Fujitsu Siemens ein mangelhaft von Greenpeace. Lediglich in Südafrika würde das Unternehmen die freiwillige Rücknahme anbieten.

LGE auf Rang 6 konnte Punkte beim Recycling und der Energieeffzienz gutmachen (insgesamt 5,7 Punkte).

Motorola konnte sich mit 5,3 Punkte auf den 7. Platz verbessern.

Auf Rang 8 erscheint Sony mit 5,3 Punkten. Sony bietet mittlerweile PVC- und bromierte Flammhemmer-freie Produkte, darunter drei Modell von Videorekordern und auch Digitalkameras, am Markt an. Sony meldet eine Recyclingrate von 53 % und konnte für die freiwillige Altgeräte-Rücknahme Punkte dazu gewinnen. Greenpeace bemängelt allerdings die Berichte des Unternehmens hinsichtlich der Angaben zur Energieeffizienz und dem Einsatz erneuerbarer Energie. Hier sei noch Verbesserungspotential.

Dahinter mit 5,1 Punkten Panasonic. Panasonic hatte unlängst seine grüne Seele entdeckt und eine entsprechende Umweltleitlinie „eco-ideas“ implementiert. Die Energieeffizienz der Produkte ist gestiegen und erreicht im Greenpeace-Ranking die höchste Punktzahl. Die bereits erfolgte Markteinführung von Panasonic-Produkten ohne PVC und bromierte Flammhemmer sollte nach Ansicht von Greenpeace dazu führen, dass das Unternehmen sein gesamtes Produktportfolio entsprechend umstellt. Panasonic bietet keine unternehmensweite Altgeräte-Rücknahme an.

Auf Platz 10 mit weniger als der Hälfte an möglichen Punkten (4,9) liegt Sharp. Dahinter mit 4,7 Punkten Acer, Dell und mit 4,5 Punkten HP. Allen gemeinsam sind Defizite in der Altgeräte-Rücknahme, Recycling und teilweise in der Reduktion schädlicher Stoffe bei der Produktherstellung.

Apple liegt auf Platz 14 mit 4,3 Punkten. Die zuletzt eingeführten iPods und MacBooks waren frei von PVC und bromierten Flammhemmern. Bei der Rücknahme von Altgeräten und Recycling erzielt das Unternehmen niedrigste Punkte.

Platz 15 (Philips) und Platz 16 (Lenovo) können ein gutes Ergebnis beim Verzicht von gesundheitsschädlichen Stoffen erreichen, jedoch können beide Unternehmen im Bereich Elektronikschrott und Altgeräte nicht überzeugen.

Microsoft liegt mit 2,9 Punkten auf Platz 17 und ist damit Vorletzter. Diese Punkte erreicht das Unternehmen vor allem durch die Ankündigung bzw. teilweise schon umgesetzten Verzicht auf PVC, Phthalate und andere gesundheitsschädliche Stoffe bis 2010.

Auf dem letzten Platz Nintendo mit 0,8 Punkten. Das Unternehmen will gesundheitsschädliche Stoffe aus den Produkten verbannen, hat aber keinen Termin genannt.

Diese Rangliste ist als Hilfsmittel in der Beurteilung der ökologischen Aktivitäten der Unternehmen in einem nicht mehr für jeden transparenten Markt zu verstehen. Sicherlich hängt die Beurteilung durch Greenpeace auch von dem Berichtswesen der Unternehmen ab. Eine Energie- und Schadstoffbilanz ist für viele Unternehmen nach wie vor keine Selbstverständlichkeit. Die heutigen Markt- und Umweltgegebenheiten unterstreichen aber die Wichtigkeit der Grünen Elektronik. Es wird Zeit, dass die Hersteller Farbe bekennen und sich in den nächsten Jahren ökologisch verbessern.

(agün)