Ausschnitt aus einer Collage von Stefan MosesHeute, meine Damen und Herren, geht es um ein ganz besonderes fotografisches Genre

Heute haben wir es zu tun mit der Tierfotografie, die sich, so lesen wir bei Wikipedia, mit der „Aufnahme lebender Tiere, bevorzugt im natürlichen Lebensraum“ befasst (Tierfotografie). Nun ja, das hätten wir uns denken können. Und auch dies: „Die meisten wildlebenden Tiere sind relativ scheu und lassen den Menschen nicht nah genug heran, um mit üblicher Amateurausstattung zufriedenstellende Aufnahmen zu erzielen. Manche sind auch gefährlich genug, dass man den Abstand schon zum eigenen Schutz nicht zu klein wählt.“

Der eigene Schutz, das ist schon richtig, sollte bei der Tierfotografie stets gewährleistet sein. Doch nach dem Schutz kommt der Genuss, das Glück. So schreibt etwa der Wiener Fotograf, Künstler, Zeichner und Autor Willy Puchner: „Am glücklichsten fühle ich mich, wenn ich einem Tier für Sekunden in die Augen blicke, wenn ich mich mit ihm auf außergewöhnliche Art und Weise verbunden fühle, keine Worte dafür finde und es augenblicklich ganz still wird. Kein Laut. Keine Bewegung. Nur noch Verbeugung.“
 

Foto Willy Puchner

Foto: Willy Puchner

 
Dieser Willy Puchner hat soeben im Verlag Christian Brandstätter sein Buch „Willy Puchners Tierleben“ veröffentlicht. Man blättert gerne darin, weniger wegen des fotografischen Stils – denn: Es gibt keinen. Die Fotografien sind so unterschiedlich, als stammen sie von verschiedenen Bildautoren. Es ist nicht der fotografische Stil, es sind die Protagonisten, die Tiere selbst, die das Besondere, das Traurige, Witzige, so Fremdartige darstellen. Der 1952 geborene Puchner reist um die Welt und fotografiert sie. Eine bizarre Welt der Tiere, die uns immer wieder in Erstaunen versetzen kann.
 

Titelabbildung - Vavras Pferde. Ein Rückblick auf 60 Jahre Fotografie

 
Während Willy Puchner das Kleine, Unscheinbare, den Zufall schätzt, so ist das bei dem 1935 geborenen kalifornischen Fotografen Robert Vavra ganz anders. Vavra gilt als einer der besten Pferdefotografen der Welt. Er überlässt wenig dem Zufall. Seine Fotografien sind perfekte Inszenierung von Kraft, Eleganz, Zauber und Schönheit, wie man jetzt in dem soeben erschienen Buch „Vavras Pferde. Ein Rückblick auf 60 Jahre Fotografie“ bestaunen kann. Der im Verlag h. f. Ullmann erschienene Prachtband wiegt beinahe soviel wie ein junges Fohlen – und gehört auf den Kaffeetisch eines jeden Pferdeliebhabers.
 

Foto Robert Vavra

Foto: Robert Vavra

 

Collage Stefan Moses

Plakat Female Trouble

Zwei Ausstellungen seien in diesem Monat September noch empfohlen, die unter anderem mit ungewöhnlichen Tierbildern überraschen. Zum einen ist das die an dieser Stelle bereits angekündigte Ausstellung „Female Trouble“ in der Pinakothek der Moderne in München, wo etwa Birgit Jürgenssens maskierte Katze „Olga“, eine Fotografie aus dem Jahr 1978, bis zum 26. Oktober zu bewundern ist.

In Wasserburg zeigt die Fotogalerie Karin Schneider-Henn bis zum 12. Oktober Foto-Collagen von Stefan Moses. Zu sehen ist etwa eine Dame, die auf einem Tiger über den Markusplatz reitet – oder auch ein Affe mit einem Frauenkopf, der von einer Sonnenbrille geschmückt ist. Bilder, die in den siebziger Jahren entstanden sind, über die Harald Eggebrecht schreibt: „Es entstanden Bilder, deren Einbildungskraft unmittelbar in jenen Raum drängt, in dessen Wirklichkeit die Bilder entdeckt und fotografiert wurden: etwa der Schweißer und seine Frau; der Markusplatz als Müllwüste; die schöne Elke Koska und das Biest. Wer in diese Bildwahrheiten eintaucht, wird daraus mit anderem, tiefengeschärftem Blick herauskommen und die Welt und sich neu sehen: Es gibt keine Realität, die nicht surreal ist.“

(Marc Peschke)