Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Mir jedenfalls geht es täglich besser, was die käufliche Kameratechnik angeht. Immer mehr Kameras werden vorgestellt, die mich, so wie einst in analogen Zeiten, wirklich zu begeistern vermögen

Die digitale Fotografie nähert sich mit großen Schritten der Reife.

Das war nicht immer so.

Eine EOS 300D etwa war zwar zweifellos ein Meilenstein, was bezahlbare DSLR-Digitaltechnik anging, ebenso aber war schon mit Erscheinen der Kamera deren Lebensende absichtig: Dass diese Technik noch nicht alles gewesen sein konnte, war klar. Ebenso wie für mich galt, dass allzu vieles, was in den vergangenen Jahren vorgestellt wurde, zwar nette Versuche waren, immer aber mit dem Makel behaftet, dass es weder ausgereift schien noch den Eindruck machte, eine Kamera auf Jahre hinaus sein zu können. Halbgares, das war nichts für mich.

Das ist jetzt anders.

Obwohl ich nach wie vor durchaus skeptisch bin, was die Zukunft von Four Thirds angeht, wiewohl ich glaube, dass das System eine kleine Nische besetzt halten kann, ist die Olympus E-3 eine Kamera, die ich für hochinteressant halte und die mir sehr gut gefällt – und sei es, um die nächsten drei, vier Jahre mit ihr zu verbringen, bis Kleinbild-Vollformat samt wirklich hervorragender Objektive sich auf breiter Front durchgesetzt hat (und preiswerter geworden ist).

Mittlerweile bekommen auch andere Mütter immer mehr schöne Töchter. Nikons D700 etwa ist da zu nennen, oder auch Sonys vielversprechendes kommendes Flaggschiff, oder Canons erwartete 5D Mk II. Nicht zu vergessen die Pentax K20D aka Samsung GX20 – all das wirklich interessante Kameras.

Und wenn es Leica doch noch schafft, Konstanz und Vernunft in seine Digitalkameraentwicklung zu bekommen, dann ist die Kleinbild-Fotowelt bald wieder ganz in Ordnung, denn dann gibt es – hoffentlich – auch wieder ein (dann digitales) Kamerasystem, bei dem ich mir um die technische Qualität keine Gedanken mehr machen muss. Solange ich nur genügend Geld auf den Tresen lege. Das ist nun gar nicht abfällig gemeint, sondern sehr viel wert: Die Option auf ein System zu haben, bei dem alle Komponenten, denken Sie vor allem an die Objektive, ohne Wenn und Aber in die absolute Spitzenklasse gehören, oft sogar das Beste sind, was es zu kaufen gibt. Auch wenn ich das nicht kaufen möchte, es ist ein Maßstab, an dem sich die anderen messen (lassen) müssen, und das sie hoffentlich anspornt.

Und nein, das soll jetzt kein ausgewogener Artikel werden, in dem jeder Kamerahersteller des Proporzes wegen wenigstens einmal aufgeführt wird. Es scheint einfach so, als ob nach Jahren der Technik-Hechelei (immer mehr Pixel, sonst wenig) nun alle Kamerahersteller auch den restlichen Aspekten einer Kamera wieder mehr Aufmerksamkeit schenken. Staub- und Spritzwasserschutz, Bildstabilisierung in der Kamera, Sensorreinigung, Live-View, Bedienbarkeit, Haptik, Aussehen … immer mehr Kameras machen mir wieder richtig Spaß, weil das Gesamtkonzept stimmt.

Auch in anderen Formaten tut sich Aufregendes. Jüngstes Beispiel im Kompaktkamerabereich ist die Lumix LX3 mit ihrem 2-2,8/24-60 mm (entspr. Kleinbild) – eine einerseits ziemlich unvernünftige Kamera (die kann ja gar nicht viel und schon gar nicht alles) – andererseits eine ziemlich kompromisslos für die Weitwinkelfotografie optimierte Kamera, die mir einfach viel Freude bereitet. Es macht nicht nur Spaß, mit ihr zu fotografieren, sie erschließt mir auch neue Motive und alte neu – was will ich mehr?

Klasse finde ich auch die Olympus-mju-SW-Modelle. Die µ [mju:] 725 SW (und ihre Nachfolgerinnen) etwa ist eine Kamera, die so robust ist, dass sie wirklich überall hin mitgenommen werden kann, und das ist viel wert. Denn mit ihr fotografieren wir (die Familie) auch da, wo andere ängstlich ihre Ausrüstung verpacken. Ganz nebenbei führt solche Robustheit auch dazu, dass die Kamera solide verarbeitet in der Hand liegt – auch das mag ich.

Auch das Mittelformat kommt in die Gänge. Da ist beispielsweise das Digitalrückteil P65+ von Phase One, das mit 60 Megapixeln und (annähernd) vollem 4,5×6-Format einen neuen Standard setzt. Woraufhin Hasselblad – mit einem 50-Megapixel-Sensor so schlecht auch nicht dabei – für das Folgejahr 2009 gleichfalls das volle 645er Mittelformat anpeilt (siehe Meldung in Artikelmitte).

Allein das Großformat bleibt dem Film vorbehalten, und es ist auch nicht absichtig, dass sich das je ändern wird. Wer größere Aufnahmeformate – jenseits der 6×6 cm – nutzen möchte, der wird wohl so lange auf Film angewiesen bleiben, so lange es noch Filme gibt. Ein 4×5-inch-Digiback, geschweige denn eins in 8×10, ist derzeit schlechterdings nicht vorstellbar.

Weil die digitale Technik immer mehr stimmt, macht mir auch die digitale Fotografie zunehmend mehr Spaß. Irgendwann, in nicht allzu ferner Zukunft, lege auch ich mir eine „richtige“ Digitale zu, ich weiß es gewiss.*

Denn: Fotografie kann (mir) wieder viel Spaß machen.

Das nur mal so am Rande.

(thoMas)
 
 
(* Derzeit verrichten hier, neben Leih- bzw. Testkameras ab und an, eine Minolta Dimage 7i, eine JVC MC500 und die Familien-Olympus µ [mju:] 725 SW ihren Dienst. Und ja, die MC500 reicht völlig für Online-Publikationen, ist dank 3-CCD-Technik zudem sehr farbtreu, und mit der 7i lassen sich anstandslos Zeitschriftenartikel mit bis zu knapp A4 illustrieren; Reiseberichte für tours waren es in meinem Fall.)