Foto K20DDie K20D von Pentax, die derzeit für rund 900 Euro angeboten wird, macht auf dem Papier eine gute Figur: APS-C-Sensor mit knapp 15 Megapixeln, integrierter Bildstabilisator, staubdichtes und spritzwassergeschütztes Gehäuse … Doch wie bewährt sich die Spiegelreflex mit semiprofessionellem Anspruch in der fotografischen Praxis?

Foto Hans-Peter Schaub

Die Pentax K10D setzte in ihrer Preisklasse fraglos neue Maßstäbe hinsichtlich der Ausstattung und insofern gab es eigentlich wenig, was man sich für einen Nachfolger in derselben Preisklasse wünschen würde. Gleichwohl machen die wenigen Neuheiten an der K20D doch einen entscheidenden Unterschied. So verfügt diese nun über einen mit 14,6 Millionen Pixeln deutlich höher auflösenden Sensor und – ohne geht’s heute scheinbar nicht mehr – eine Live View-Funktion. Darüber hinaus wurde unter anderem der Empfindlichkeitsbereich auf ISO 100 bis 6.400 erweitert, eine Blitz-Synchronbuchse angebracht, das Display ein wenig vergrößert, das LCD lässt sich kalibrieren, und bei großen Staubpartikeln auf dem Sensor schlägt die Kamera jetzt Alarm.

Foto der K20D samt Handgriff

Das Gehäuse entspricht dem der K10D und besteht aus einer soliden Mischung aus Metallskelett und sehr festem Kunststoff. Es fühlt sich damit kaum weniger robust an als die aus Magnesium-Alluminium-Legierungen gefertigten Nikon D300 oder Canon EOS 40D und ist gegen Staub und Spritzwasser versiegelt. Der Sucher ist – für eine APS-C-DSLR – groß, hell und klar, was präzises manuelles Fokussieren ermöglicht. Das ist besonders erfreulich, denn schließlich gibt es auf dem Gebrauchtmarkt ja noch so manches interessante Objektiv aus alten Tagen, das sich dank des weit verbreiteten K-Bajonetts problemlos an der K20D verwenden lässt.

Die Kamera liegt auch ohne den als Zubehör erhältlichen Akku-Handgriff sehr gut in der Hand. Das nicht geringe Gewicht von rund 800 Gramm sorgt – insbesondere mit etwas größeren Objektiven wie dem 2,8/200 mm – dafür, dass die Aufnahmeeinheit aus Kamera und Objektiv sehr gut ausgewogen erscheint.

Viele Knöpfe – gut platziert

Die Pentax-Ergonomie ist – durchaus mit Grund – legendär. Auch wer nie zuvor eine Pentax-SLR in der Hand hatte, wird sehr schnell mit den durchdacht platzierten Bedienelementen zurecht kommen. Da allen wichtigen Funktionen wie Dateiformat, Autofokus, Messwertspeicher, Belichtungskorrektur, Belichtungsmessmodus und Belichtungsreihenautomatik ein Knopf zugeordnet ist, muss man nur sehr selten ins Menü gehen. Die FN-Taste gibt Zugriff auf Weißabgleich, ISO, Blitzeinstellungen, Bildfrequenz und Selbstauslöser (2 und 10 Sekunden, jeweils mit Spiegelvorauslösung gekoppelt). Auch die Kalibrierung des Displays kann über die FN-Taste angesteuert werden.

Zwar ist die ISO-Einstellung nicht permanent im Sucher, ja nicht einmal auf dem kleinen Display auf der Gehäuseoberseite zu sehen. Das ändert sich aber, sobald man die OK-Taste drückt. Dann erscheint der aktuelle ISO-Wert und bei gedrückter OK-Taste kann man den Wert blitzschnell mit dem vorderen Einstellrad den Gegebenheiten anpassen.

Foto Hans-Peter Schaub

Autofokus

Sehr schnell kann man auch bei Einstellung auf „SEL“ mit Hilfe der Vierwegetaste den der Situation angemessenen AF-Sensor auswählen. Der Autofokus basiert auf 11 Sensoren, von denen 9 als besonders empfindliche Kreuzsensoren ausgelegt sind. In der Praxis schlägt sich der Autofokus wacker. Insbesondere – wenig überraschend – in Kombination mit dem mir zur Verfügung stehenden smc Pentax DA 2,8/200 mm ED IF SDM.

Größere Vögel, wie Greife oder Möwen im Flug parallel zum Sensor, stellen den AF vor keinerlei Probleme, bei schnellen Bewegungen auf die Kamera zu allerdings erreicht die Trefferquote nicht ganz den Wert, der sich mit den aktuellen Topmodellen von Nikon, Canon oder auch Olympus erzielen lässt. Für diese Einsatzgebiete ist die Kamera aber zweifellos auch nicht gemacht. Dazu ist die maximale Aufnahmefrequenz von 3 Bildern pro Sekunde schlicht zu lahm. Die reicht für Porträts, für viele Bereiche der Reportage und Reisefotografie, für Makros, Landschaften, Architektur und weniger schnelles Getier natürlich locker aus.

Mit den konventionellen, weniger lichtstarken Objektiven wie dem smc Pentax-DA 3,5-6,3/18-250 mm ED AL (IF) lässt sich der AF merklich mehr Zeit und findet – besonders bei wenig Licht und längster Brennweite auch nicht immer sofort sein Ziel. Hinzu kommt die bei diesem Objektiv ziemlich störende Geräuschentwicklung.

Foto Hans-Peter Schaub

Beim ebenfalls konventionell angetriebenen smc Pentax-DA2,8/35 mm Macro limited hingegen gibt der AF weder hinsichtlich der Geschwindigkeit noch bezüglich seiner Präzision oder Geräuschentwicklung Anlass zur Klage. Schon bei der K10D allerdings störte mich der unpräzise Schalter für die Wahl des AF-Modus. Der ist zwar griffgünstig platziert, rastet aber nicht wirklich eindeutig ein und so ist schnelles Umschalten ohne die Kamera vom Auge zu nehmen immer ein wenig Glücksache.

Man kann beim AF übrigens einen Korrekturfaktor eingeben und zwar entweder global für alle angesetzten Objektive oder einzeln für bis zu 20 verschiedene Objektive, die anhand der jeweiligen Identifikationsnummer, die der Kamera übermittelt wird, erkannt werden. Eigentlich ist das ja in erster Linie ein Eingeständnis der Fokusprobleme, die sich immer wieder bei Digital-SLRs praktisch aller Hersteller zeigen. Die K20D aber bietet, wie sonst nur die Topmodelle der anderen Hersteller, zumindest einen Weg, den Fehler effektiv zu kompensieren.

Bildstabilisator

Pentax setzt wie Sony und Olympus auf eine Lösung, die bereits auf Sensor-Ebene eingreift. Die erfreuliche Konsequenz: alle angesetzten Objektive profitieren von dieser Funktion. Auch alte manuell zu fokussierende Linsen mit K-Bajonett kommen in Genuss. Da diese Objektive keinen Chip besitzen, mit dessen Hilfe sie mit der Kamera kommunizieren können, muss man die jeweilige Brennweite übers Menü anwählen, damit der Bildstabilisator optimal funktioniert. Das geht aber schnell und einfach und stellt somit kein wesentliches Hindernis dar. Sinn macht das aber nur bei Verwendung von Festbrennweiten. Damit lässt sich aber am Gebrauchtmarkt sicher die eine oder andere Lücke, vor allem im langen Telebereich schließen, die derzeit noch in der Pentax-Objektivpalette klafft.

Im Vergleich zu anderen Systemen, sei es den objektivbasierten von Canon, Nikon, Sigma oder Tamron, sowie den sensorbasierten von Olympus und Sony erwies sich die Pentax-Bildstabilisierung allerdings als etwas weniger effektiv. Im Durchschnitt konnte ich einen Gewinn von etwa zwei Blendenstufen erzielen. Das heißt, mit einem 200 mm-Objektiv (aufgrund des APS-C-Sensors entspricht das ja einer 300 mm-Kleinbildbrennweite) ließen sich noch mit Zeiten von 1/80 Sekunde zu einem hohen Prozentsatz scharfe Bilder schießen. Das hilft schon in vielen Situationen. Mit den anderen Systemen gelingen mir unverwackelte Bilder aber noch mit drei bis vier Blendenstufen Gewinn gegenüber der alten Brennweiten-Kehrwertregel.

Foto der Rückseite der K20D

Live View

Wo bei der K10D die Abblendfunktion zu finden war – am Einschalter und damit direkt am Auslöser – lässt sich nun auch Live View aktivieren. Das ist schnell und praktisch, aber dennoch konnte mich diese Funktion an der K20D nicht ganz überzeugen. So lässt sich zwar das Sucherbild mit dem hinteren Einstellrad blitzschnell zoomen, was vor allem bei Makro-Aufnahmen sehr hilfreich sein könnte. „Könnte“ deshalb, weil das gezoomte Bild nur mit einer recht groben Auflösung angezeigt wird und bei vielen Motiven präzises Einstellen mindestens erschwert wird.

Auch der AF ist in Live View-Einstellung nur von eingeschränktem Nutzen. Zum Fokussieren drückt man die AF-Taste. Dann klappt aber der Spiegel runter und verstellt so während des Fokussieren den Blick aufs Motiv. Ist dieses mobil, kann es sich, bis der Spiegel wieder hochklappt, natürlich schon längst aus dem Bildfeld entfernt haben. Der AF-Einsatz ist daher auf statische Motive beschränkt und Live View damit eigentlich auch.

Wenig erfreulich ist zudem, dass auf die Anzeige von Belichtungsdaten oder gar eines Live-Histogramms verzichtet wird. Es fehlen damit also Informationen wie Belichtungszeit, Blende und Belichtungsmodus, die man im Sucher hat und die vielen unverzichtbar sind.

Weitere Funktionen

Hinsichtlich ihrer Ausstattung richtet sich die K20D durchaus an ambitionierte Fotografen und auch so mancher Profi mag an der Kamera Gefallen finden. So wundert es nicht, dass man diverse Motivprogramme vergebens sucht. Programm-, Zeit-, Blendenautomatik und manuelle Nachführmessung sind die Standardeinstellungen.

Ein bisschen mehr allerdings hat die K20D schon noch zu bieten. So kann man unter „User“ eine individuelle Standardeinstellung festlegen, auf die man dann schnell und einfach immer wieder zurückgreifen kann. Sv – die Empfindlichkeitsvorwahl – passt Belichtungszeit und Blende automatisch der eingestellten Empfindlichkeit an. Dabei kann die Empfindlichkeit über das hintere Einstellrad sehr schnell den Gegebenheiten angepasst werden. In TAv kann man Blende und Zeit mit hinterem beziehungsweise vorderen Wählrad einstellen und die Kamera wählt automatisch die passende ISO-Einstellung (zwischen 100 und 1.600). So bringt Pentax – übrigens auch schon mit der K10D – neben Blende und Zeit einen in der Digitalfotografie sinnvollen, denn im Gegensatz zum Film ja variablen Parameter, den ISO-Wert, ins Spiel, um die der jeweiligen Situation angemessene Belichtung zu erreichen.
 

Foto Hans-Peter Schaub

Foto: Hans-Peter Schaub

 
Womit wir beim Stichwort Belichtung angelangt sind und da gibt’s Anlass zur Kritik. Wie schon die K10D tendiert auch die K20D in beträchtlichem Maße zur Unterbelichtung. Die Einstellung der Belichtungskorrektur auf +1 war daher fast die Norm, nicht selten musste ich sogar auf +1,7 oder gar +2 stellen, um eine optimale Belichtung zu erzielen, die ja letztendlich auch für minimales Bildrauschen sorgt. Optimal heißt, dass ich stets versuche, das Histogramm des Bildes möglichst weit nach rechts zu „schieben“, ohne freilich ein Ausfressen der Lichter in Kauf zu nehmen. So halbiert sich bei der K20D die effektive Grundempfindlichkeit des Sensors auf ISO 50 und die Maximalempfindlichkeit auf 1.600; beziehungsweise 3.200, wenn man über das Menü die Empfindlichkeitserweiterung auf ISO 6.400 zuschaltet.

Mit dem Burst-Modus hält die K20D noch eine weitere ungewöhnliche Funktion bereit. Diese erlaubt es Highspeed-Serien-Aufnahmen mit 21 Bildern pro Sekunde (bis zu 115 Bilder in Folge) zu schießen, allerdings mit einer auf 1536 x 1024 Bildpunkten reduzierten Auflösung (1,5 MP, nur JPEG, Raw ist nicht möglich), was immerhin leicht und locker für einen Farbabzug im 9 x 13 Format bei 300 ppi ausreicht. Während der Aufnahme ist Live View aktiviert und der Spiegel hochgeklappt. Autofokus ist während der Aufnahmesequenz nicht möglich, vielmehr wird die Fokussierung beim ersten Bild gespeichert.

Bildqualität

Der von Samsung und Pentax gemeinsam entwickelte 14,6 MP-Sensor liefert überzeugende Resultate. Kontrastumfang und eine vor allem auch bei hohen ISO-Einstellungen recht geringe Rauschneigung bescheren der Kamera ein breites Einsatzspektrum unter nahezu allen erdenklichen Lichtbedingungen.

Natürlich spielt Bildrauschen bei ISO 100 und 200 mittlerweile bei keiner DSLR eine Rolle. Bei der Pentax ist aber auch bei 400, 800 und sogar 1.600 kaum störendes Rauschen erkennbar – beziehungsweise es wird äußerst effektiv eliminiert. Man kann dazu im Menü eine Rauschunterdrückung bei hohen ISO-Werten aktivieren und hierbei die Stärke von „stark“ über „schwach“, „am schwächsten“ bis „Aus“ einstellen. Ich habe in der Regel die schwache Einstellung gewählt – mit sehr überzeugenden Resultaten. Auch Bilder, die mit ISO 3.200 aufgenommen wurden, zeigen hohen Detailreichtum bei gleichzeitig sehr geringem Rauschen. ISO 6.400 ist zwar zweifellos eine Notlösung für ganz schwierige Fälle, dennoch sind die Ergebnisse auch bei dieser hohen Empfindlichkeit – natürlich mit gewissen Einschränkungen – brauchbar.
 

Foto Hans-Peter Schaub

(Klick aufs Bild!)

 
Farbrauschen tritt nicht signifikant in Erscheinung und das Helligkeitsrauschen sorgt zwar für eine feine Kornstruktur im Bild, lässt aber dennoch reichlich Details erkennen. In verschiedenen publizierten Tests (zum Beispiel ct 12/2008) beschreiben die Autoren das Auftreten fluktuierender roter und grüner Fehlfarbpixel, vor allem bei Einstellung auf ISO 400. Mir ist es bei der mir zur Verfügung stehenden Kamera nicht gelungen, diesen Effekt nachzuvollziehen, was natürlich nicht heißen muss, dass er nicht mehr auftritt.

Foto Hans-Peter Schaub

Als Dateiformate stehen neben JPEG in unterschiedlichen Qualitätsstufen gleich zwei Raw-Formate zur Auswahl. Man kann die Bilddaten im Pentax-eigenen PEF-Format abspeichern oder sich für das universellere, von Adobe etablierte DNG entscheiden. Welches man wählt, hat keine erkennbaren Konsequenzen für die Bildqualität.

Fazit

Die wenig überzeugende Live View-Funktion und die praktisch durchweg zu knappe Belichtung sind meine Hauptkritikpunkte. Je nach Einsatzschwerpunkt können zudem die mit drei Bildern pro Sekunde eher träge Aufnahmefrequenz, sowie der im Vergleich zu anderen Systemen etwas weniger effektive Bildstabilisator, ein Argument gegen die Pentax K20D sein.

Abgesehen davon aber gibt es nichts zu meckern. Übersichtliche Bedienung, ein robustes, ergonomisch durchdachtes Gehäuse, ein heller Sucher, ein leistungsfähiger Sensor und eine Reihe exzellenter Optiken wie etwa das 2,8/200 mm und das 2,8/35 mm Makro, machen die Pentax K20D zur ernsthaften Konkurrenz im Segment der Semi-Pro-Modelle.

Scheut man sich nicht, manuell zu fokussieren, ist zudem auf dem Gebrauchtmarkt ein breites Angebot kompatibler Objektive zu finden, die sich dank der Einstellmöglichkeit über das Menü auch mit Bildstabilisator nutzen lassen.

Wer auf hohe Aufnahmefrequenzen verzichten kann, nicht allzu großen Wert auf die Live View-Funktion legt und bei der Belichtung das Histogramm im Auge behält, findet in der K20D eine gute, leicht zu bedienende Kamera, die ohne weiteres höchste Ansprüche an die technische Bildqualität zufrieden stellen mag. Fürs gestalterische Gelingen ist natürlich nach wie vor der Mensch hinter der Kamera verantwortlich.

(Hans-Peter Schaub)
 
 
Produktfotos von Pentax. Beispielfotos von Hans-Peter Schaub.