Foto der EOS 450D von CanonKlein und leicht ist sie, und preiswert, und aus viel Kunststoff. Kann, was so „billig“ ist, was taugen? Wie schlägt sich die EOS 450D im Feld-, Wald- und Wieseneinsatz, in der Praxis mithin?

Die EOS 300D von Canon war einst – das heißt vor knapp fünf Jahren – die erste einigermaßen erschwingliche digitale Spiegelreflexkamera. Sechs Megapixel löste der Sensor auf und mit dem kleinen Standardzoom kostete die „Volks-EOS“ immerhin fast 1.000 Euro. Mit der EOS 450D ist seit einiger Zeit die nun vierte Generation der Einsteiger-EOS verfügbar.
 

Foto Hans-Peter Schaub

 
Gegenüber ihren Vorgängerinnen ist die Neue rein äußerlich ein wenig gewachsen, etwas rundlicher geworden und nähert sich so auch im Design mehr den großen Geschwistern an. Viel bedeutender aber als Äußerlichkeiten sind die inneren Werte. So bietet der Sensor nun eine Auflösung von gut 12 Megapixeln und hinsichtlich der Ausstattung und Funktionsvielfalt erreicht die „kleine“ Canon ein Niveau, das auch den Ansprüchen ambitionierter Fotografen genügen wird. Kein Wunder, das Canon jüngst mit der EOS 1000D eine preislich und bezüglich der Ausstattung unter der 450D angesiedelte SLR vorgestellt hat.

Foto der EOS 450D von Canon

Handhabung
Die Canon EOS 450D ist trotz der recht üppigen Ausstattung eine vergleichsweise kleine Kamera geblieben und wie auch für ihre „Vorfahren“ gilt: Richtig gut in der Hand liegt sie nicht. Zwar ist der Griffwulst nun profi-like gummiert, aber immer noch so mickrig, dass allenfalls Kinder- oder kleine Frauenhände ihn gut greifen können. Hinzu kommt die trotz ordentlicher Verarbeitung doch etwas plastikmäßige Anmutung und Haptik, was zusammen mit den – betriebsbereit – gerade einmal rund 530 Gramm an solideres Handwerkszeug gewöhnte Fotografen ein wenig irritieren dürfte. Für Abhilfe mag da der neue Akkuhandgriff BG-E5 sorgen, der zum einen das Gesamtgewicht je nach Bestückung um etwa ein halbes Pfund erhöht, der zum andern, dank Hochformatauslöser, die Handhabung insgesamt etwas komfortabler macht und den „Protzfaktor“ natürlich beträchtlich steigert.

Aufgrund des neuen Lithium-Ionen Akkus LP-E5 (7,4 V, 1080 mAh) ist der Akkuhandgriff nicht mit älteren EOS-Modellen wie 400D oder 350D kompatibel. Dafür ist der Akku auch deutlich leistungsfähiger als die in den Vorgängermodellen eingesetzte Stromquelle. Rund 500 Aufnahmen pro Ladung sind ohne weiteres möglich, bei manueller Fokussierung und Verzicht auf Live View sind sicher auch noch einige mehr zu schaffen.

Intensive Nutzung der schon in den anderen neuen EOS-Modellen zu findenden Live View-Funktion lässt dagegen erwartungsgemäß die Akkuladung erheblich schneller schrumpfen. Wer auch mal abseits von Steckdosen unterwegs ist, wird die Option, AA-Mignon-Zellen im Akkuhandgriff nutzen zu können, schätzen. Schließlich sind entsprechende Akkus praktisch überall zu bekommen. Und weil viele Geräte mit diesen universellen Stromspendern betrieben werden können, kann man mit nur einem Ladegerät auf Reisen gehen.

Erstmals bei einer EOS-DSLR werden die Bilddaten nun auf eine SD/SDHC-Speicherkarte geschrieben. Mir fällt zwar immer noch kein guter Grund ein, warum das sein muss, denn eigentlich lassen sich die ja auch nicht wirklich riesengroßen oder enorm schweren CF-Karten einfach besser handhaben – zumal in schwierigen Situationen wie zum Beispiel im Winter mit Handschuhen. Es scheint aber, dass auch ich mich mit diesem Auswuchs des Miniaturisierungswahns abfinden muss.

Die Anzahl der Bedienelemente ist vergleichsweise gering, dennoch lassen sich damit die allermeisten Funktionen nutzen, die man gemeinhin benötigt, ohne dass man das – ebenfalls gut strukturierte, nun mehr an das der größeren EOS-Modelle erinnernde – Menü bemühen muss. Das gilt allerdings nicht – bei Canon schon traditionell – für die Spiegelvorauslösung. Die verbirgt sich hinter der Individualfunktion 9 und muss stets mühsam über das Menü aktiviert und bei Nichtgebrauch wieder deaktiviert werden. Wann gibt’s die endlich ganz einfach in Verbindung mit dem Selbstauslöser?

Die Option „My Menue“, mit der sich ein individuellen Bedürfnissen entsprechendes Menü zusammenstellen lässt und die insgesamt sehr nützlich ist, erlaubt leider nicht, einzelne Individualfunktionen direkt ansteuerbar zu machen. Praktisch ist die eigene Taste für die ISO-Verstellung, von der Digitalfotografen ja oft und gerne Gebrauch machen.

Foto der Rückseite der EOS 450D von Canon

Die Kamerarückseite wird vom 3 Zoll großen, 230.000 Bildpunkte auflösenden Display dominiert. Dessen Auflösung ist damit zwar nicht größer als beim kleineren Display des Vorgängermodells, dennoch erleichtert die größere Darstellung die Ablesbarkeit. Auch wenn man von der Live View-Funktion der 450D Gebrauch macht, ist das große Display von Vorteil.

Sucher und AF
Nimmt man die Kamera ans Auge, fällt der im Vergleich zu den Vorgängermodellen größere und etwas hellere Sucher angenehm auf. Der erreicht nun nahezu das Niveau der 30D und das, obwohl es sich um ein auf Spiegeln und nicht auf Glasprismen basierendes Suchersystem handelt. So fällt auch manuelles Scharfstellen wesentlich leichter, was mir persönlich besonders entgegen kommt. Angezeigt werden rund 95 Prozent des Sucherbildes. Die Sucheranzeige ist gut ablesbar und umfasst – endlich – auch den aktuell eingestellten ISO-Wert. Beim Blick durch den Sucher fallen auch die neun AF-Messpunkte auf, von denen der mittlere, wie schon bei der 400D als Kreuzsensor ausgelegt ist, der auch bei Objektiven mit Lichtstärke von 5,6 noch sein Ziel findet. Der AF arbeitet insgesamt schnell und zuverlässig, auch mit langen Telebrennweiten in Kombination mit einem Konverter – ich hatte das 4/500 mm mit 1,4fach-Konverter zur Verfügung.

Im AI-Servo-Modus gingen die Vorstellungen der Kamera und meine eigenen bezüglich des scharfzustellenden Motivbereichs jedoch gelegentlich auseinander. So wurde nicht immer auf das nächst liegende Motivteil fokussiert – bei einer Gruppe von Vögeln beispielsweise stellte die 450D auch schon mal auf das hintere Tier scharf, das nicht einmal notwendigerweise mittig platziert sein musste.

Sensor und Bildqualität
Der Aufnahmesensor löst 12, 2 Millionen Pixel auf – etwas mehr also als die deutlich teurere EOS 40D (10 MP). Die Bilddaten werden (im Raw-Modus) mit 14 Bit Farbtiefe aufgezeichnet. Die Bilder sind – gute Objektive vorausgesetzt – sehr scharf und detailreich. Das meist mit der Kamera ausgelieferte, nun mit Bildstabilisator ausgestattete, 18-55 mm-Standardzoom liefert zwar eine gegenüber dem Vorgängermodell deutlich gesteigerte Abbildungsleistung, ist gleichwohl aber nicht im Stande, das Schärfe- und Auflösungspotenzial des Sensors ganz auszureizen.
 

Foto Hans-Peter Schaub

(Klick aufs Bild!)

 
Wer wirklich sehen möchte, was der Sensor leistet, sollte die Kamera mit richtig guten Objektiven verwenden, seien es die diversen Canon-Festbrennweiten, die sehr guten Zooms wie etwa das 4/70-200 mm oder das 2,8/24-70 mm des Herstellers oder zum Beispiel auch die über M42-Adapter anschließbaren und daher nur manuell bei Arbeitsblende einzusetzenden Zeiss-Linsen aus der ZS-Reihe.

Bei früheren Canon-Modellen empfand ich die Auflösung feiner Details, vor allem in Landschaftsaufnahmen, oft als ungenügend. Sie wirkten wie weich gezeichnet und aquarellartig verwaschen. Dieser Effekt tritt bei den Aufnahmen mit der EOS 450D – offenbar durch den Einsatz eines anderen Lowpass-Filters – überhaupt nicht mehr auf, die erzielbare Bildqualität ist damit in der Tat sehr gut. Dass bei ISO 100 Rauschen keine Rolle spielt, überrascht sicher nicht, aber auch mit ISO 800 und sogar 1.600 lassen sich – optimale Belichtung vorausgesetzt – noch gute Resultate erzielen, mit allerdings sichtbarem Farbrauschen bei ISO 1600. Wer bei hohen ISO-Einstellungen noch etwas rauschärmere Bilder anstrebt, kann von der High ISO-Rauschunterdrückung Gebrauch machen. Die fordert allerdings Höchstleistungen vom Bildprozessor und das wiederum macht sich in einer beträchtlichen Reduktion der maximalen Bildfrequenz von 3,5 pro Sekunde (bei bis zu 6 Raw-Bildern in Folge) bemerkbar. So sind dann nur noch maximal zwei Raw-Bilder in schneller Folge möglich, danach geht’s mit etwa einem Bild pro Sekunde gemächlich weiter.

Foto Hans-Peter Schaub

Das Histogramm ist in der Digitalfotografie ein sehr effektives Hilfsmittel, um Bilder optimal zu belichten und damit auch das Qualitätspotenzial des Sensors auszureizen. In diesem Zusammenhang spielt die Art der Histogramm-Darstellung auf dem Display eine Rolle. Man kann sich das Histogramm aller drei Farbkanäle anzeigen lassen. So lässt sich bei Motiven mit einer dominanten Farbe schnell feststellen, ob beispielsweise ein Farbkanal überbelichtet ist, obwohl das Gesamthistogramm durchaus noch akzeptabel erscheint. Manko bei der Histogramm-Darstellung der 450D ist aber die nicht optimale Ablesbarkeit in etwas hellerer Umgebung. Die grafische Darstellung der Kurven erfolgt vor dunkelgrauem Hintergrund. Der verschwimmt jedoch bei heller Umgebung mit dem Schwarz der umgebenden Displayfläche, so dass man die Begrenzung der Grafik nicht mehr erkennen kann. Ein dünner weißer Rahmen um die Histogramm-Darstellung würde das Problem, das sich genau so bei den übrigen Canon-DSLRS stellt, elegant lösen.

Insgesamt fällt auf, dass die EOS 450D tendenziell etwas reichlich belichtet, was die Gefahr ausgefressener Lichter erhöht. Abhilfe (nur zwischen ISO 200 und 1.600) schafft neben einer entsprechenden Belichtungskorrektur der Tonwertprioritätsmodus. Der sorgt, allerdings auf Kosten geringfügig verstärkten Rauschens in den Schatten, für bessere Lichterzeichnung.

Die EOS 450D bietet, wie auch die übrigen EOS-Kameras die Option so genannte Bildstile einzustellen, die je nach Motivbereich angemessene Grundeinstellungen hinsichtlich Farbsättigung, Schärfung, Farbton und und Kontrast umfassen. Die Bildstile lassen sich nach Geschmack oder Erfordernissen anpassen und so mag dies durchaus eine Option sein, um durch die geeignete Wahl dieser Voreinstellungen den Aufwand für die Nachbearbeitung zu reduzieren beziehungsweise – was im Falle von JPEG-Daten sinnvoll ist – weitgehend auf Nachbearbeitungen verzichten zu können. Im ab Werk eingestellten Standard-Bildstil erscheinen die Farben frisch und lebendig mit leicht gesteigerter Sättigung, was durchweg zu Resultaten führte, die sich sehr gut und ohne größere Nachbearbeitung für alle denkbaren Anwendungen einsetzen ließen. Wer noch weniger Einfluss der Kamera auf seine Bilder sehen möchte, wählt den Bildstil „Neutral“ und erhält dann auf den ersten Blick ein wenig flau erscheinende Bilder, die aber im Raw-Konverter schnell in die gewünschte Richtung gesteuert werden können.

Foto Hans-Peter Schaub

(Fast) kein Staub
Das Sensorreinigungssystem der EOS 450D funktioniert zufriedenstellend. Zwar war es nicht im Stande jeglichen Staub zu eliminieren – gelegentlich fanden sich doch einige wenige dunkle Flecken auf den Bildern – mehrmaliges Aktivieren der Sensorreinigung sorgte allerdings immer für Abhilfe und insofern stellt dieses System schon eine gewaltige Verbesserung gegenüber älteren Modellen ohne diese Eigenschaft dar. Ich sollte in diesem Zusammenhang anmerken, dass ich mit der Kamera unter verschiedensten Witterungsbedingungen in diversen Landschaften unterwegs war und sehr häufig das Objektiv wechselte, was dem Reinigungssystem sicher reichlich Arbeit bescherte.

Live View
Anders als ihre Vorgängerinnen verfügt die 450D nun auch über eine Live View-Funktion. Die kann praktisch sein, beispielsweise wenn man einen besonders hohen Kamerastandpunkt erreichen möchte und die Kamera entsprechend über Kopf halten muss. Auch für Makroaufnahmen in Bodennähe oder im Studio ist Live View praktisch. Allerdings schränkt der sowohl im „Quick Mode“ als auch im „Live Mode“ lahme AF die Einsatzmöglichkeiten erheblich ein. Canon empfiehlt nicht von ungefähr, im Live View Modus manuell zu fokussieren. Insbesondere in Verbindung mit der elektronischen Sucherlupe funktioniert das auch sehr gut und präzise.

Natürlich hat die 450D, wie alle so genannten Einsteiger-Kameras, jede Menge Motivprogramme und weitere Funktionen, die dazu gedacht sind, dem unerfahrenen Fotografen den Weg zum passablen Bild zu ebnen. Auch die Bildstile und die Funktion einer automatischen Belichtungskorrektur zielen meines Erachtens in diese Richtung. Wer seine Fotos im Raw-Modus aufzeichnet und Sorgfalt bei der Belichtung walten lässt, wird daher unter Umständen kaum oder gar keinen Nutzen aus diesen Funktionen ziehen. Aber das hängt sicher in hohem Maße von persönlichen Präferenzen ab und wie so oft bei modernen Kameras sollte man diese Dinge als angebotene Option sehen, die man entweder nutzen oder komplett ignorieren kann. Auf die potenziell mögliche Bildqualität haben sie keinen Einfluss.

Fazit
Die EOS 450D ist eine gut ausgestattete Kamera, die es derzeit bereits für weniger als 600 Euro (Gehäuse) zu kaufen gibt. Natürlich vermittelt das leichte, überwiegend aus Kunststoff bestehende Gehäuse nicht das Gefühl solider Robustheit, wie das eine EOS 40D tut. Dennoch genügt sie hinsichtlich der Einstellmöglichkeiten und vor allem hinsichtlich der Bildqualität auch hohen Ansprüchen. Wer nicht unbedingt die sehr hohe Bildfrequenz oder den sicher in kritischen Situationen etwas überlegenen AF der 40D benötigt, findet in der „kleinen“ EOS sogar eine bedenkenswerte, vielleicht weniger prestigeträchtige, dafür aber viel leichtere Alternative zum nächst höher angesiedelten Modell. So bleibt dann vom Budget noch etwas übrig, um anstatt des einfachen Kit-Objektivs eine höherwertige Optik anzuschaffen, die das Potenzial des Sensors auch zu nutzen vermag.

(Hans-Peter Schaub)
 
 
Produktfotos von Canon; Beispielfotos von Hans-Peter Schaub.