Nach der Abberufung des Vorstandschefs Steven K. Lee bei Leica, Solms, sahen viele Analysten, Mitarbeiter und Aktionäre dem Geschäftsbericht für das Geschäftsjahr 2007/2008 mit bangem Erwarten entgegen. Leica kommt aus dem Führungsdesaster mit einem blauen Auge davon:

Der Konzern Leica Camera AG aus Solms informiert in einer Pressemitteilung über den Konzernabschluss für das abgelaufene Geschäftsjahr 2007/2008. Die schlimmsten Befürchtungen haben sich nicht bewahrheitet. Der Umsatz fällt mit € 156,2 Mio. niedriger als erwartet aus, aber ein Plus im Ergebnis in Höhe von € 3 Mio. stimmt die Anleger versöhnlich. Die Börse reagiert auf die Veröffentlichung der Zahlen bislang verhalten, der Kurs bleibt noch stabil.

Der nordamerikanische Markt ist für Leica weiterhin der Umsatztreiber und wichtigster Einzelmarkt. Hier konnte Leica die Position weiter ausbauen. In Deutschland hingegen droht Leica in die Bedeutungslosigkeit zu versinken. Der Umsatz sank auf € 21,8 Mio., das sind satte 10,2 Prozent weniger. Hier spielt sicherlich das Gebaren des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Steven K. Lee mit eine Rolle. Lee hatte durch sein eklatantes Führungsfehlverhalten nicht nur Mitarbeiter beschimpft, sondern auch den Fachhandel vor den Kopf gestoßen und damit vergrault. Der neue Leica-Vorstandschef Andreas Kaufmann, gleichzeitig Mehrheitseigentümer von Leica, setzt auf Investitionen in Forschung und Entwicklung. In einem Zeitungsinterview betonte er die Wichtigkeit des Bereiches Sportoptik und sieht hier Wachstumsmöglichkeiten. Doch im abgelaufenen Geschäftsjahr ist gerade der Bereich Sportoptik weiter um 3 % geschrumpft.

Als Fazit bleibt, dass Leica, insbesondere in Deutschland, verlorenes Vertrauen beim Handel wieder aufbauen muss. Ein langer Weg liegt vor Leica, bis sich dieses Vertrauen in Umsatzzahlen niederschlagen wird. Einfühlungsvermögen und Geschicklichkeit im Umgang mit Mitarbeitern und dem Markt sind nun von der neuen Führungsriege gefordert. Für einen ordentlichen Kaufmann eine Selbstverständlichkeit.

(Andrea Günaydin)