Moschee - Foto Peter Schlör

Das Werk des Mannheimer Fotografen Peter Schlör fällt ins Auge. Ernst sind seine Schwarzweißfotografien, zeitlos und still.

Sie zeigen stets Dinge, die wir alle kennen, Dinge, die uns umgeben, die dennoch mehr als Alltag sind. Als „Archtetypen“ wurden Schlörs Motive – Häuser, Bäume oder Berge – einmal beschrieben. Und es stimmt: Es sind Urbilder, die er uns zeigt. Bilder die, im Unbewussten angesiedelt, den Betrachter verstören, weil er glaubt, sie schon einmal gesehen zu haben.
 

„Timanfaya“, 2003 - Foto Peter Schlör

„Timanfaya“, 2003, C-Print/Diasec; Courtesy Bernhard Knaus Fine Art, Frankfurt / Main

 
Schlörs symbolische Bilder rühren an uns. Das Surreale, das Traumhafte im Sinne etwa de Chiricos, das Mythische ist stets in ihnen. Sie lassen uns fürchten, sie scheinen aus dem Unbewussten zu kommen. Sie zeigen, psychologisch gesprochen, das „Verdrängte“, das Andere. Die dunkle Seite.
 

Moschee - Foto Peter Schlör

Moschee; Courtesy Bernhard Knaus Fine Art, Frankfurt / Main

 
„Deep Black“ heißt ein neues Fotobuch von Peter Schlör – und der Titel weist bereits auf das hauptsächliche Stilmittel des Fotografen hin. Schwarz ist seine Farbe. Eine Farbe, die in jüngster Zeit in der Kunst eine Renaissance erfährt. „Black Paintings“ etwa nannte sich eine Ausstellung im Münchner Haus der Kunst, die malerische Arbeiten von Robert Rauschenberg, Ad Reinhardt, Mark Rothko, Frank Stella und Barnett Newman zeigte. Abstrakte Expressionisten aus New York, für die Schwarz die Farbe des Erhabenen war. Doch Schwarz ist auch die Farbe des Nichts, der Leere, des Existenziellen. Die Farbe der Verweigerung, die Farbe des Unterbewussten.
 

„Sinai-I“, 2001 - Foto Peter Schlör

„Sinai-I“, 2001, Piezo-Pigment-Print/Diasec; Courtesy Bernhard Knaus Fine Art, Frankfurt / Main

 
In dieser Weise kann man auch das fotografische Schwarz, die ungewöhnlich starken Hell-Dunkel-Kontraste Schlörs begreifen: Als ein Mittel, den Dingen auf den Grund zu gehen. Doch das „tiefe Schwarz“ ist nur das eine. Schlör ist auch ein Meister der dynamischen Perspektive (in dieser Hinsicht fußen einige seiner Arbeiten auf den Traditionen des Neuen Sehens der zwanziger Jahre), ein Virtuose der konzeptionellen Strenge, aber auch des dramatischen Lichts. Ein Licht, das übrigens selten auf Menschen fällt. Doch auch wenn Schlör die Menschen weitgehend aus seinen Fotografien verbannt hat, so sind sie doch in ihrer Abwesenheit gerade präsent.

„Bugwelle“, 1989/2007 - Foto Peter Schlör

„Bugwelle“, 1989/2007, Fineart-Pigment-Print/Diasec; Courtesy Bernhard Knaus Fine Art, Frankfurt / Main

 
Häuser, Bäume, Himmel, Wüsten, Berge: So bekannt die Sujets sind, unter der fotografischen Ägide Schlörs wachsen sie über sich hinaus. Eine Bauruine und ihr tiefschwarzer Schatten etwa ist bei Schlör stets mehr als das: Sie ist ein Symbol für die Unbehaustheit, für die Einsamkeit des Menschen. Für die existenzielle Einsamkeit an sich. Das jetzt vorliegende Buch mit über 130 Abbildungen dokumentiert Schlörs Arbeiten seit 1986 – und führt mit verschiedenen Texten in sein unheimliches Werk ein.

(Marc Peschke)
 
 

Titelabbildung Peter Schlör - Deep Black

Buch:
Bernhard Knaus (Hrsg.)
Peter Schlör – Deep Black (bei amazon.de)
Texte von Bernhard Knaus, Dorothee Baer-Bogenschuetz, Harald Krämer und Daniel Spanke
Gebundene Ausgabe. 128 Seiten. 30 x 22,4 cm
Englisch / Deutsch
Hatje Cantz Verlag 2006
ISBN 3-7757-1851-6
€ 35 / SFR 58

Zum Weiterlesen:
Thomas Zaunschirm: Die Farben Schwarz. Springer Verlag. Wien 2002.