Foto von Olaf Otto Becker

Karge, einsame Traumlandschaften, unwirkliche, sehr fragile Szenerien aus nicht-mehr-ewigem Eis finden sich in Olaf Otto Beckers Bildband „Broken Line“:

„Unter dem Licht des Nordens“ hieß das letzte Fotobuch von Olaf Otto Becker. Ein wundervoller Band, in dem der 1959 in Travemünde geborene, heute am Starnberger See lebende Fotograf isländische Bilder aus den Jahren 1999 bis 2002 zusammenfasste. Zumeist Landschaftsaufnahmen, doch auch Fotografien von Häfen, Dörfern und Kleinstädten.

Was alle diese Bilder – bis auf ganz wenige Ausnahmen – einte: Sie waren menschenleer. Wenn Becker Menschen zeigt, dann verschwinden sie stets unter der Weite des Himmels. Seine im Großformat entstehenden Fotografien könnten keineswegs nur in den vergangenen Jahren entstanden sein, denn er findet in Island ein Urbild von Landschaft, dem alles, was Menschen schaffen konnten, ganz selbstverständlich untergeordnet ist. Seine Fotografien feiern das Außerordentliche und Erhabene in der Natur.
 

Foto von Olaf Otto Becker

 
In einem in diesem Buch abgedruckten Gespräch mit Christiane Stahl erzählt Becker von seiner Liebe zu amerikanischer Landschaftsfotografie, die in ihren besten Momenten einen Mythos von Landschaft beschwören konnte, der sein Spiegelbild im Künstler selbst findet. Eine zutiefst romantische Kunstauffassung. „In meinen Bilder schwingt immer mit, was mich innerlich beschäftigt“, sagt Becker.

Ein Satz, der genauso auf sein neues Buch „Broken Line“ zutrifft, das mit dem „Deutschen Fotobuchpreis 2008“ geadelt wurde. Auch hier zeigt Becker unberührte Landschaften aus einem fernen Teil der Welt: die Eismeere der Westküste Grönlands, die unter seiner fotografischen Ägide – oft im schattenlosen Licht der Mitternachtssonne mit Großbildkamera fotografiert – an Landschaftsmalerei der Romantik erinnern. Bilder atemberaubender, erhabener Schönheit.
 

Foto von Olaf Otto Becker

 
Und gerade in der stillen Schönheit dieser ungemein scharfen, auf abenteuerliche Weise von einem Schlauchboot aus mit Langzeitbelichtung fotografierten, Farbbilder liegt ihre Tragik: Denn in Zeiten globaler Klimaerwärmung wird es – so steht zu befürchten – dieses grandiose Landschaftsbild womöglich bald nicht mehr geben. Karge, einsame Traumlandschaften hat Becker über den Zeitraum von drei Jahren fotografiert. Unwirkliche, sehr fragile Szenerien aus nicht-mehr-ewigem Eis. Wie gemalt aus leuchtenden, türkisen und rosafarbenen Pastelltönen. Kurz vor ihrem Untergang. Nur einige Hütten erinnern daran, dass hier noch Menschen leben.
 

Foto von Olaf Otto Becker

 
„Ich interessiere mich für das Licht und für Landschaften mit Wasser, Urlandschaften“, sagt Olaf Otto Becker. Viertausend Kilometer hat er mit seinem Schlauchboot zurückgelegt – jedem Bild gibt er die präzisen GPS-Koordinaten bei. Eine weite Strecke, eine fotografisch-künstlerische Forschungsreise, die sich doch gelohnt hat. Schaudernd durchblättert man diesen Band: so schön, so melancholisch. So vergänglich.

(Marc Peschke)
 

Titelabbildung Olaf Otto Becker - Broken Line
 

Buch
Olaf Otto Becker: Broken Line (bei amazon.de)
Text von Gerry Badger und Christoph Schaden
Deutsch/Englisch. 152 Seiten. 75 farbige Abbildungen
34,80 x 28 cm. Leinen
Verlag Hatje Cantz 2007
ISBN 978-3-7757-1972-8
€ 58 / CHF 102

 
 
 
Ausstellung
1. April bis 13. Juni 2008
Galerie f 5,6
Ludwigstr.7
80539 München
Dienstag bis Freitag 11-19 Uhr, Samstag 12 – 17 Uhr
Telefon 089-28675167