Der kanadische Foto-Billiganbieter iStockphoto hat erstmals selbst Zahlen über seine Geschäftstätigkeit veröffentlicht. Demnach erreichte iStockphoto im Jahr 2007 einen Umsatz von 71,9 Millionen US-Dollar. Davon wurden 20,9 Millionen Dollar an die teilnehmenden Fotografen, Videofilmer und Grafiker ausbezahlt:

Diese Daten gab iStockphoto-Gründer und Chef Bruce Livingstone höchstselbst bekannt – im iStockphoto-Forum unter seinem Benutzernamen „bitter“. Und Livingstone zeigte sich ziemlich stolz darauf: „Das ist ein richtiger Haufen Geld!“ Beim Betrachten dieser Statistik müsse er jedes Mal kurz innehalten. Das zeige, dass das Geschäftskonzept der „Microstocks“, des Vertriebs von rechtefreien, wenige Dollars günstigen Fotos und Grafiken über das Internet ein gangbarer und profitabler Weg für Anbieter wie Kunden sei. iStockphoto würde derzeit alle 1,4 Sekunden ein Bild verkaufen.
 

Screenshot iStockphoto

 
Trotz des Veröffentlichungsdatums am 1. April handelte es sich wohl nicht um einen Aprilscherz. iStockphoto sah sich zu einer Versachlichung öffentlicher Spekulationen genötigt, nachdem Getty Images im Februar vom Finanzinvestor Hellman & Friedman geschluckt worden war (Wert dieser Transaktion: 2,4 Milliarden Dollar). Getty hatte seinerseits im Jahr 2006 iStockphoto für 50 Millionen Dollar übernommen. Als öffentlich-rechtliche Stiftung war Getty nicht zur Veröffentlichung der Finanzzahlen verpflichtet und daran hielt sich laut Bruce Livingstone auch iStockphoto. Mit der Übernahme durch Hellman & Friedman wurde Getty Images samt iStockphoto zu einem privaten Unternehmen, das dem amerikanischen Bilanzrecht unterliegt und damit auch die Zahlen melden muss.

Getty meldete also 22 Millionen US-Dollar iStockphoto-Umsätze für 2006 über und die genannten 71,9 Millionen für 2007. iStockphoto soll nach einem Bericht der Investmentbank Goldman Sachs in diesem Jahr schon 121 Millionen US-Dollar Umsatz erreichen. Goldman Sachs beruft sich dabei auf Daten des Getty-Managements.

Das würde bedeuten, dass iStockphoto im achten Jahr seines Bestehens zur drittgrößten Bildagentur der Welt aufsteigt – nach Getty selbst und nach Corbis. Für das Jahr 2012 sind für iStockphoto sogar Umsätze von 262 Millionen Dollar prognostiziert. Bruce Livingstone wird noch öfter vor den Schaubildern innehalten können. Und die Konkurrenten müssen sich warm anziehen. Getty hat schon jetzt mit neuen Verkaufskonzepten und gesenkten Preisen reagiert. Der Druck auf die Verkaufspreise von Fotos und Grafiken wird sich bei weiter rasantem Wachstum von iStockphoto noch verstärken.

(Uli Eberhardt)