Mehr als 10.000 angebliche Augenzeugen schworen bereits hoch und heilig, sie hätten im schottischen Hochlandsee Loch Ness ein leibhaftiges Seeungeheuer gesehen. Manche nahmen es dabei allerdings mit der Wahrheit nicht so genau:

Kurioserweise geistern immer wieder Fotos des vermeintlichen „Seeungeheuers“ durch die Medien, die schon längst als Irrtümer oder Fälschungen entlarvt wurden. Und immer wieder werden enttarnte „Nessie-Fälscher“ (englisch: „Nessie-Hoaxer“) als Zeugen für die Existenz von „Nessie“ erwähnt.

Erstes „Nessie“-Foto von 1933 zeigte nur einen Hund

Das erste Foto des Seeungeheuers entstand am 12. November 1933. Hugh Gray, ein Arbeiter der „British Aluminium Company“ aus Foyers, lichtete nach dem sonntäglichen Kirchgang an der Seepromenade bei der Mündung des Flusses Foyers fünf Mal ein mysteriöses Objekt im Loch Ness ab, bevor dieses abtauchte. Vier von Grays Aufnahmen zeigten nichts. Auf einem seiner Bilder war aber ein Hals zu sehen, der aus dem Wasser ragte. Dieses Foto erschien am 6. Dezember 1933 im „Daily Sketch“. Experten von Kodak hatten versichert, das Negativ sei nicht nachbearbeitet worden. Später entlarvte man Grays „Nessie“-Motiv als Labradorhund mit einem Stock im Maul.

Das gefälschte „Surgeon’s-Foto“ von 1934

Fast ein Menschenleben lang galt ein Foto, das am 21. April 1934 in der Londoner Zeitung „Daily Mail“ veröffentlicht wurde und weltweit Furore machte, als der bis dahin überzeugendste Beweis für die Existenz des legendären „Monsters von Loch Ness“. Der angeblich von dem renommierten Londoner Arzt Dr. Robert Kenneth Wilson aufgenommene Schnappschuss zeigte das Ungeheuer mit einem kleinen reptilartigen Kopf und langem Hals. Jene Kreatur sah aus wie ein urzeitlicher Plesiosaurier. Doch am 13. März 1994 entlarvte der „Sunday Telegraph“ diese Aufnahme als Betrug – die Aufnahme zeigt ein kleines Plastikmonster mit einem Spielzeug-U-Boot als Untersatz.

(Siehe auch den ausführlichen Artikel dazu: Wie das berühmteste „Nessie“-Foto gefälscht wurde.)

Umstrittene „Nessie“-Fotos von Frank Searle (1969-1985)

Ein trauriges Kapitel sind die zahlreichen phantastisch aussehenden „Nessie“-Fotos des ehemaligen Soldaten Frank Searle. Er tauchte 1969 am Loch Ness in Schottland auf und suchte anfangs auf seriöse Art und Weise nach „Nessie“. Später betrieb er bei Lower Foyers ein Hausboot und eine „Monster-Exhibition“ („Monster-Ausstellung“) und legte oft zweifelhafte Fotos vor, welche die Existenz eines Monsters im Loch Ness beweisen sollten. Searle begeisterte jahrelang junge Damen für „Nessie“ und gewann sie als „assistant monster huntress“ („stellvertretende Monsterjägerinnen“). 1985 verschwand Searle am Loch Ness, wo er angeblich sogar unbekannte Flugobjekte („Ufos“) beobachtet hatte. 1998 erlitt er einen Schlaganfall und war querschnittsgelähmt. Bis zu seinem Tod am 26. März lebte der unverheiratete Frank allein mit seinen Katzen in Fleetwood (Lancashire) in England.

Zweifelhaftes „Nessie“-Foto von 1955

Vor der eindrucksvollen Kulisse der Burg „Urquhart Castle“ entstand am 29. Juli 1955 das „Nessie“-Foto des schottischen Bankiers Peter MacNab aus Ayrshire. Das auf dieser Aufnahme in Nähe des alten Gemäuers schwimmende Seeungeheuer soll zwischen 18 und 21 Meter lang gewesen sein. Aufmerksame Beobachter der Szene zweifelten an der Echtheit des Fotos, weil der Schatten des Turms von „Urquhart Castle“ unnatürlich fällt.

„Nessie-Film“ von 1960 zeigte lediglich Motorboot

Am 23. April 1960 filmte der britische Luftfahrtingenieur Tim Dinsdale (1924–1987) nach sechstägiger Suche bei Foyers mit einer Kamera, die ihm der Londoner Zoologe Maurice Burton geliehen hatte, vier Minuten lang ein „schwimmendes Monster“. Zu sehen sind angeblich der bucklige Rücken und das Kielwasser eines Tieres von etwa 2 Metern Durchmesser beim Durchschwimmen vom Loch Ness sowie beim anschließenden Wenden und Untertauchen. Das „Royal Air Force’s Joint Air Reconnaissance Intelligence Centre“ untersuchte 1966 den Film und kam zu dem Schluss, das darauf zu sehende Objekt könne ein Tier sein. Doch 1984 entdeckten Adrian Shine, Ricky Gardiner und Anthony („Tony“) Harmsworth, dass der Film nur ein Motorboot im Sonnenlicht zeigt. Aus Rücksicht gegenüber dem kranken und mit ihnen befreundeten Tim Dinsdale machte das Trio dessen Irrtum nicht zu seinen Lebzeiten bekannt.

Dennoch: Unter den mehr als 10.000 angeblichen Augenzeugen sind auch so respektable Leute wie Geistliche, Juristen, Kriminalisten, Wissenschaftler, Ärzte, Bankiers, Offiziere und Politiker. Sogar der Nobelpreisträger für Chemie von 1952, Richard Synge (1914–1994), war ernsthaft davon überzeugt, „Nessie“ erblickt zu haben.

Mehr zu „Nessie“ findet sich hier: Nessie-Zeitung

(Ernst Probst)