Leonardo da Vincis berühmtes Gemälde „Das letzte Abendmahl“ kann jetzt jederzeit von jedermann bis in feinste Details erkundet werden; ein Foto mit 16 Gigapixeln macht‘s online möglich:

Mailand – Ein hochauflösendes Foto von Leonardo da Vincis „Letztem Abendmahl“ ist im Internet veröffentlicht worden. Die auf www.haltadefinizione.com zu findende Aufnahme des Meisterwerks, die durch eine Auflösung von 16 Gigapixeln besticht, soll es ermöglichen, das Gemälde in bisher ungekannter Genauigkeit zu analysieren. Zudem hofft man von Seiten der zuständigen Kuratoren durch die Veröffentlichung auch den enormen Besucherandrang besser in den Griff zu bekommen.

Die präsentierte Internet-Aufnahme von da Vincis „Letztem Abendmahl“ bietet dem Betrachter aufgrund der hohen Auflösung sogar eine Reihe von Vorteilen gegenüber dem Original. So kann zum Beispiel bis auf einen Quadratmillimeter in das Werk hineingezoomt werden ohne dabei an Schärfe und Kontrast zu verlieren. Zum Vergleich: Durch das von der Firma HAL9000 in mehrmonatiger Arbeit entwickelte hochauflösende Aufnahmeverfahren lässt sich das im Internet veröffentlichte Bild 1.600 mal genauer betrachten als auf einer Digitalkamera mit zehn Megapixeln.


Die erzielte Genauigkeit ermöglicht auch eine bessere Einschätzung des Gesamtzustandes des Gemäldes. So konnte durch das neue Verfahren unter anderem gezeigt werden, dass ein 1990 installiertes Monitoring- und Filtersystem den Zerfall des begehrten Ausstellungsstücks nicht in dem Ausmaß verhindern konnte, wie man sich erhofft hatte. Besonders die von den vielen Besuchern mitgebrachten Kleinstpartikel machen dem Kunstwerk zu schaffen. In diesem Zusammenhang mache es in Anbetracht der außergewöhnlich hohen Besucherzahlen laut den Verantwortlichen durchaus auch Sinn, das Werk online für Kunstinteressierte weltweit zugänglich zu machen.

Mauro Gavinelli, Chefingenieur bei HAL9000, freut sich über diese erbrachte technische Leistung. Das „Letzte Abendmahl“ sei aber nicht das erste Gemälde, das im Rahmen des Projekts bearbeitet wurde. „Wir sind bereits 2005 mit der ‘Cupola di Novara’ gestartet und konnten anschließend das Fresco ‘Parete Gaudenziana’ in Originalgröße nachbilden“. Anfang 2007 gelang es den Fototechnikern sogar ein Abbild des 1.200 Quadratmeter großen Deckenfreskos der S. Igantus Kirche in Rom zu produzieren.

Das aus dem 15. Jahrhundert stammende „Letzte Abendmahl“ ist zur Zeit in der Kirche Santa Maria delle Gracie in Mailand ausgestellt. Alle fünf Minuten dürfen dort 25 Personen das Gemälde in Natura betrachten. Laut Angaben der Kuratoren sei die Zahl der Kunstinteressierten, die von überall auf der Welt angereist kommen, um das Werk sehen zu können, vier mal höher als die realistisch zumutbare Kapazität. „Ein Foto kann das Original nie ersetzen“, stellt Friedrich Polleroß vom Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien fest. Ob der Besucherzustrom durch die Internetveröffentlichung tatsächlich abnehmen wird, bleibt deshalb abzuwarten.

(pressetext / Markus Steiner)