Kamerahersteller Sony ermöglichte es photoscala in der vergangenen Woche, dessen neueste Spiegelreflexkamera α700 kurz auszuprobieren. Sonys alpha wird erwachsen, so das Fazit eines jahrelangen Minolta-Nutzers, der wohl bald sein neues Arbeitstier beim Fotohändler bestellen wird:

Spätestens als meine Dynax 7D mit ihrem sogenannten Error 58 die Segel strich, begann für mich das Warten auf das Nachfolgemodell. Runtime, Konica-Minoltas Reparaturwerkstatt in Bremen, setzte die Kamera kurzfristig und kostenlos wieder in Stand, die Suche nach einem zeitgemäßen Ersatz blieb: Ein wenig mehr Auflösung könnte nicht schaden und böte Spielraum für Ausschnittsvergrößerungen, am Spielfeldrand des Fußballmatches wäre eine höhere Serienbildgeschwindigkeit sowieso nicht schlecht, und der Autofokus dürfte zumindest mal so schnell und zuverlässig arbeiten wie der meiner analogen Dynax 7. Ein digitales Zweitgehäuse muss ohnehin mal her; Sonys Erstlingswerk, die α100, ist mir allerdings in vielen Situationen schlicht zu klein – auch ein größeres Objektiv will ich an die Kamera ansetzen und nicht die Kamera am Objektiv herumtragen. Ähnlich wie mir geht’s derzeit vielen „Minoltianern“, die lange auf Sonys zweites Modell warten mussten.

Als Sony Deutschland zu einer Pressereise ins oberitalienische Baveno einlud, zögerte ich deshalb nicht lange mit der Zusage. Für knappe drei Stunden konnte Sony uns die neue α700 überlassen, rund 250 Fachjournalisten teilten sich 47 Kameras. Zu wenig Zeit, um ein abschließendes Urteil zu fällen, zu wenig Kameras, um sich mit jedem Detail vertraut zu machen, aber den ersten Eindruck möchten ich Ihnen nicht vorenthalten:

Schneller Autofokus, ordentliche Verarbeitung des ausreichend großen Gehäuses, dezentere Betriebsgeräusche, eine zuverlässige Belichtungsmessung und ein erstklassiger Monitor sind die Eigenschaften, die mir sofort ins Auge fielen. Das Warten hat sich offenbar gelohnt, nach der α100 vom Juni letzten Jahres wird Sonys Alpha-System endlich erwachsen. Oder, aus der Sicht des Minolta-Nutzers: Das Dynax-System ist wieder auf der Höhe der Zeit.

Gehäuse:
Gerade mal 690 Gramm wiegt das Gehäuse der α700, gemeinsam mit dem neuen Handgriff VG-C70CM und einem Akku bringt die Kamera rund 950 Gramm auf die Waage. Und damit ist die Neue im eigentlichen Wortsinn ein Leichtgewicht innerhalb ihrer Klasse. Die Canon EOS 40D – nach den unverbindlichen Preisempfehlungen der Hersteller 100 Euro preiswerter als die Sony – wiegt ohne Handgriff bereits 822 Gramm, Nikons D300 – rund 430 Euro teurer – ohne Hochformathandgriff 903 Gramm, in etwa so viel wie eine EOS 5D.

Zumindest rein äußerlich erinnert die Neue deutlich stärker an die Konica-Minolta Dynax 7D als an die α100. Die Größe ist mehr oder weniger vergleichbar, dabei fällt die α700 – zumindest für meinen Geschmack – deutlich gefälliger aus.

In einer Vitrine gewährte Sony während der Pressekonferenz Einblicke in die Kamera: Im Innenleben der α700 kommt recht viel Kunststoff zum Einsatz, das auf einem Chassis aus einer Aluminiumlegierung sitzt. Boden-, Deckel- und Frontplatte wiederum bestehen aus einer Magnesiumlegierung. Geschadet hat die Abspeckkur der Kamera nicht, so mein erster Eindruck: auch beim beherzten Zupacken knatscht oder wackelt nichts, die Kamera vermittelt eine ordentliche Verarbeitungsqualität. Dabei liegt die α700 ausgezeichnet in der Hand; in meiner sogar noch besser als die Dynax 7D.

Ist das Objektiv vor der Kamera nicht schwerer als die Kamera selbst, lässt sich noch ganz gut ohne den VG-C70CM auskommen. Sonst sollte der Anwender den Kauf des Hochformathandgriffs von Anfang an einplanen, denn allein als Verlängerung des Griffstücks ist er schon eine Menge wert und erleichtert die Handhabung ungemein. Wir hatten Sonys derzeit schwerstes Objektiv testen können, das 2,8/300 G, den Handgriff der α700 vergrößert der Vertikal-Griff soweit, dass sich auch mit dem 2,3 Kilogramm schweren Objektiv problemlos aus der Hand arbeiten lässt.

Seine ganze Stärke spielt der Handgriff jedoch bei Hochformataufnahmen aus: Nicht nur Auslöser, vorderes und hinteres Einstellrad sowie die Belichtungsspeichertaste finden sich hier an gewohnter Stelle wieder, Sony hat dem Griff auch neben dem kleinen Joystick zur Autofokussteuerung noch sämtliche anderen Bedienelemente spendiert, wie sie bei Querformataufnahmen für den Daumen in Reichweite liegen. Und gleichzeitig – wie schon von Minolta gewohnt – den Auslöser soweit noch unten verlegt, dass sich im Quer- wie im Hochformat die gleiche Armhaltung ergibt. Kaum eine Kamera lässt sich auch im Hochformat so gut bedienen wie die derart ausgestattete α700. Der Hangriff hat allerdings auch seinen stolzen Preis, das Gehäuse aus Magnesiumlegierung und die Vielzahl an Bedienelementen machen ihn rund 350 Euro teuer. Soviel mussten die Minolta-Anwender zuletzt für den VC-9 der Dynax 9 hinlegen,

Dichtungen an den Bedienelementen und Klappen sollen Kamera und Hochformathandgriff gegen Staub und Feuchtigkeit schützen. Wurde auch Zeit, dass die Hersteller erkennen, dass man ihre Kameras nicht gleich beim ersten Nieselregen in die Fototasche verbannen oder unter einer Regenschutzhaube verbergen will. Testen konnten wir die Dichtigkeit nicht, die Sonne brannte, als wir die Testkameras auf einen kurzen Ausflug in die piemontesischen Berge nahmen.

Ergonomie:
Minolta und zuletzt Konica-Minolta haben das Bedienkonzept ihrer Kameras öfter mal über den Haufen geworfen. Auch Sony, in dessen Alpha-Mount-Camera-Team der eine oder andere Minolta-Entwickler gelandet ist, setzt diese Tradition fort. Während bei der Dynax 7D noch eine Vielzahl an Rädchen und Schiebern zur Verfügung steht, setzt Sony auf jede Menge Taster. Aber auch Sony bleibt dem Anspruch treu, den direkten Zugriff auf nahezu alle wichtigen Einstellungen zu bieten. Nur in seltenen Fällen sind Tipporgien in den Menüs oder Auswahldialogen notwendig. Zu einer Funktion, der Sony besser einen weiteren Schalter spendiert hätte, später mehr.

Im Wesentlichen ist mir das neue Bedienkonzept nur recht: Taste drücken, Einstellung über eines der beiden Rädchen oder die Wippen vornehmen, im Zweifel kriege ich so beispielsweise die Einstellung des Serienbildmodus schneller hin als bei der Dynax 7D. Die Belichtungskorrektur etwa lässt sich jetzt komplett mit der rechten Hand vornehmen. Bei dem Drehrad der 7D musste die Linke erst das Objektiv loslassen, um das zu entriegelnde Korrekturrad zu betätigen. (Weiterhin lässt sich die Belichtungskorrektur natürlich auch auf eines der beiden Einstellräder legen.)

Wie bei den Minolta-Vorgängern stehen drei sogenannte Memory-Speicherplätze zur Verfügung. Das sind quasi die Gegenstücke zu den sechs Motivprogrammen und der Vollautomatik der Kamera. Während hier die Kamera einen Vorschlag für die meisten Einstellungen macht (die sich dann zum Teil noch ändern lassen), können hier drei verschiedene Kamerakonfigurationen (z.B. Belichtungsmessung, -Steuerung und -Korrektur, AF-Einstellung, Serienbildmodus, ISO-Einstellung, Bildqualität und Dateiformat, Blitzmodus) abgespeichert und im Bedarfsfall abgerufen werden. Jede Menge sogenannter Custom-Funktionen erlauben die Anpassung an die individuellen Anforderungen, leider lassen sich diese Einstellungen nicht auf einer Speicherkarte hinterlegen, um sie wieder auf die Kamera spielen zu können, nachdem ein Kollege seine eigenen Einstellungen vorgenommen hat. Auch Kürzel des Fotografen oder eine beliebige Nummer schreibt die Kamera nicht in die Dateinamen, die das Arbeiten im Team erleichtern würden.

Während andere Hersteller die Anzeige der Kameraeinstellungen zum Teil noch auf zwei oder mehr Displays verteilen, habe ich bei der α700 wie gewohnt alles im Blick. Das große Drei-Zoll-Display zeigt übersichtlich – und deutlich größer als jedes Statusdisplay der Konkurrenz auf der Kameraoberseite – alle wichtigen Daten an, für Hochformataufnahmen wird die Anzeige automatisch gedreht. Minolta-Nutzer werden es kennen: Nehme ich die Kamera ans Auge, geht das Display aus und blendet nicht, die Bildwiedergabe lässt sich jederzeit durch das Antippen des Auslösers unterbrechen, um den Kameraeinstellungen Platz zu machen. Ein Display auf der Oberseite vermisse ich spätestens seit meiner analogen Dynax 7 nicht mehr.

Neu an der Sony sind zwei Tasten unterhalb des Joysticks, der im Aufnahmebetrieb als Autofokustaste dient: Nummer eins ist die Taste „C“, die sich mit einer von elf Funktionen belegen lässt, die sonst zum Teil über die Taster auf der Oberseite oder aber durch Menüeinträge aufgerufen werden. Und so lässt sich die ISO-Einstellung, die Belichtungs- oder Blitzbelichtungskorrektur, die Steuerung des Kamerablitzes oder zum Beispiel der Serienbildmodus mit dem rechten Daumen einstellen. Taste zwei hat Sony sich offenbar bei Olympus abgeschaut: Nach dem Druck auf „Fn“ kann ich mittels Joystick auf dem Display die meisten Funktionen auswählen und mittels Einstellrad ändern. In der Praxis lassen sich fast alle wichtigen Einstellungen vornehmen, ohne die Kamera vom Auge zu nehmen, nur leider nicht vom großen Autofokusfeld auf die Einzelfeldwahl umschalten:

Autofokus:
Wer schon mal eine Dynax 7 im Einsatz hatte, weiß, dass auch Minolta Kameras mit schnellem Autofokus bauen konnte. Der Hersteller bewarb die Kamera damals als die schnellste überhaupt, und dürfte damit gar nicht so weit daneben gelegen haben. Nur leider wanderte der AF der Dynax 7 weder in die 7D oder 5D, noch in die α100, denen der kraftvolle Motor sowie der treffsichere zentrale Doppel-Kreuzsensor ihrer analogen Ahnin fehlte. Sony hat jetzt endlich nachgebessert, der Autofokus der α700 hat wenig mit dem der 7D gemein. Während wir in der prallen Mittagssonne mit dem 2,8/300 spontan keine Geschwindigkeitsunterschiede feststellen konnten – das Dreihunderter ist derzeit eines von zwei Sony-Objektiven mit integriertem Ultraschallmotor zur Fokussierung, ein drittes soll im Frühjahr folgen – ist der Geschwindigkeitsvorteil bei allen übrigen Objektiven beträchtlich. Der AF der α700 packt schnell zu, der Antrieb arbeitet gleichzeitig auch leiser, sein Geräusch klingt etwas satter (das gleiche gilt übrigens für den Spiegelschlag: leiser und satter). Auch bei schlechten Lichtverhältnissen gab es kaum Probleme mit der Treffsicherheit.

Während ich von der Geschwindigkeit angenehm überrascht bin – Sony zeigt, was auch aus Objektiven ohne eigenen Ultraschallmotor noch rauszuholen ist und lässt die Konkurrenz mit USM oder AF-S in den meisten Fällen nicht vermissen – gefällt mir die Anordnung der elf AF-Felder nicht ganz so. Neben dem zentralen Kreuzsensor sitzen links und rechts je zwei vertikale Liniensensoren, von denen der innere jeweils aus drei Einzelsensoren besteht, oben und unten hat Sony noch zwei horizontale Liniensensoren platziert. Irgendwo habe ich das doch schon mal gesehen? Genau, Sonys AF weist verblüffende Ähnlichkeit zum AF-Modul Multi-CAM 1000 auf, wie es Nikon beispielsweise in die D200 gepflanzt hat (s. Abbildung). Mir gefielen diesbezüglich die Minolta-Vorgänger mit ihren diagonal verlaufenden AF-Feldern oben links und oben rechts deutlich besser.

Nicht von Nikon bekannt ist dagegen der zentrale Kreuzsensor: Gleich fünf Liniensensoren hat Sony hier übereinander legen lassen und verspricht so, insbesondere mit lichtstarken Objektiven, eine höhere Trefferquote. Sony könnte Recht behalten, das zumindest mein erster Eindruck aus dem kurzen Praxistest.

Aktiviert der Anwender das große AF-Feld, so wählt die Kamera den passenden Einzelsensor aus, in der Regel entscheidet sie sich für den, der den geringsten Abstand zum Motiv registriert. Mittels Joystick lässt sich nun die Schärfe speichern oder auf das zentrale AF-Feld legen, dummerweise gestaltet sich die gezielte Auswahl eines einzelnen AF-Feldes etwas aufwendig. Ich habe mir die entsprechende Funktion auf die „C“-Taste gelegt, vom Auge nehmen musste ich die Kamera dennoch, nachdem der Umschalter der Dynax 7 und 7D fehlt. Leider lassen sich die AF-Felder auch nicht gruppieren, so dass die Wahl zwischen allen elf oder einem einzelnen AF-Sensor bleibt. Auch zwei weitere Kreuzsensoren hätte Sony gerne einbauen dürfen, die bei Sportaufnahmen die Schärfenachführung auch bei Motiven außerhalb der Mitte erleichtern. Hier hätte sich Sony, ähnlich wie bei der Anordnung der AF-Sensoren, durchaus von Nikon inspirieren lassen dürfen.

Der Eye-Start; diese Minolta-Erfindung aus den 1990er Jahren, ist zurück bei der α700: ein Sensor am Griff aktiviert einen weiteren Sensor am Sucherokular und startet Scharfeinstellung und Belichtungsmessung, sobald die Kamera ans Auge genommen wird. Während Konica-Minolta zuletzt ganz darauf verzichtete, hatte ihn Sony bei der α100 nur halbherzig implementiert und den Griffsensor eingespart. Ich habe den Eye-Start schätzen gelernt, notfalls kommt man aber auch ohne aus.

Einschub (1. Oktober 2007):
Der Eye-Start der für den europäischen Markt bestimmten α700 muss ohne Griffsensor auskommen. Wie Sony-Manager Mark Weir, zuständig für die Alpha- und Cyber-shot-Kameras, im Sony-Electronics-Blog erklärte, müsse wegen europäischer Bestimmungen bei den Kameras für den europäischen Markt auf den nickelhaltigen Griffsensor verzichtet werden; andere Regionen betreffe das aber nicht.
Einschub Ende

Display und Sucherbild:
Der Monitor der α700 ist eine Wucht! Die Auflösung ist etwa viermal so hoch wie bei den Vorgängermodellen, hell und brillant, und auch bei Sonnenschein zu gebrauchen. Einzelne Bildpunkte sind nur per Lupe auszumachen, das Display wunderbar geeignet, um die Bildergebnisse zu durchforsten und den Ausschuss auszusortieren. Ein ähnliches Display verbaut Nikon in seinen Oberklasse-Modellen D3 und D300. Schade, dass Sony auf die Live-Bild-Anzeiger verzichtet hat, zumal der Hersteller die schon 2005 in der Cyber-shot R1 mit ähnlichem CMOS-Sensor implementiert hatte. Zusammen mit der HDTV-Wiedergabe oder der Steuerungssoftware böten sich auch im Studioeinsatz ganz neue Möglichkeiten.

Eine Plexiglas-Schutzscheibe oder eine Displayschutzfolie gehören diesmal nicht zum Lieferumfang, sondern sind separat zu erwerben.

Der Sucher fällt noch heller aus als bei der Dynax 7D, so mein erster Eindruck. Und das will was heißen. Die Sucheranzeigen unterhalb der Mattscheibe sind hell und groß, die Mattscheiben sollen sich durch den Sony-Service austauschen lassen.

Blitzsystem:
Soviel vorweg: Gegenüber der Dynax 7D scheint sich nicht so viel getan zu haben. Das heißt: Zur Blitzlichtmessung ist weiterhin – wie bei anderen Herstellern auch – ein Vorblitz erforderlich, der bei wenig Umgebungslicht für geschlossene Augen der portraitierten Personen sorgen kann. Eine eigene Messzelle, die den Vorblitz der Kamera entbehrlich machte, fehlt den Minolta- und Sony-Blitzgeräten. Das heißt aber auch: Das drahtlose Blitzen funktioniert genauso einfach und zuverlässig wie bei Minolta auch (ich habe es mit dem Minolta-Blitz 5600 HS (D) getestet), ohne dass dazu zusätzliche Steuergeräte notwendig wären. Reicht die Synchronzeit 1/250 Sekunde mal nicht, steht mit aufgesteckten wie drahtlos eingesetzten Blitzgeräten wie gewohnt die Ultra-Kurzzeit-Synchronisation HSS zur Verfügung. Die Langzeitsynchronisation mittels Belichtungsspeichertaste AEL erlaubt die harmonische Abstimmung zwischen Blitz- und Dauerlicht, und Studioblitzanlagen lassen sich – im Gegensatz zur α100 – mittels Synchronbuchse anschließen. Darüber hinaus lässt sich die Stärke des kamerainternen Blitzes wieder manuell regeln, ein Vorteil ebenfalls im Studio, wenn Blitzanlagen über Fotozellen ausgelöst werden.

Was hat sich sonst noch getan?
Den integrierten Bildstabilisator lernt man erst zu schätzen, wenn man eine Weile mit ihm gearbeitet hat. Bei meiner Dynax 7D war ich zuletzt selten in die Verlegenheit gekommen ihn auszuschalten, sorgt er doch nicht nur für schärfere Bilder jenseits der Freihandgrenze, sondern insgesamt für eine höhere Grundschärfe. Ausschuss hatte ich jede Menge produziert, aber eher, weil der Autofokus daneben lag, und nicht, weil die Bilder verwackelt wären. Sony will den Anti-Shake der 7D, inzwischen Super-Steady-Shot getauft, nochmals verbessert haben und verspricht, durch den beweglichen Sensor etwa 2,5 bis 4 Blendenstufen ausgleichen zu können. Ausprobieren konnte ich es noch nicht.

Die Ober- und Untergrenzen der ISO-Automatik lassen sich jetzt durch den Fotografen selbst festlegen, ISO-Werte endlich auch in Drittel-Stufen statt nur in ganzen Werten einstellen. Darüber hinaus stehen die von Konica-Minolta als „Zone-Matching“ eingeführten Funktionen, die eine etwas feinere Tonwertwiedergabe in den Lichtern oder Schatten ermöglichen, nicht mehr nur mit den festen ISO-Werten 80 (Lo) oder 200 (Hi) zur Verfügung, sondern mit allen ISO-Einstellungen. Auch das konnte ich in der Kürze der Zeit noch nicht genauer ausprobieren, genauso wenig wie die neuen Möglichkeiten des „Dynamic Range Optimizers“, der mit Hilfe der Werte des Belichtungsmessers partielle Tonwertkorrekturen vornimmt und bei Gegenlichtaufnahmen mehr Zeichnung in den Lichtern oder Schatten verspricht.

Weder die Lithiumakkus NP-400 der letzten Dynax-Kameras noch der NP-FM55H der α100 lassen sich in der α700 verwenden, statt dessen kommt mit dem NP-FM500H ein Akku mit Sonys „InfoLITHIUM“-Technologie zum Einsatz. Und die informiert in Prozentwerten über den verbliebenen Ladezustand. Dafür wird es für Fremdhersteller dann wohl schwerer, den Akku nachzubauen. Schade, mir wäre ein Ersatzakku für ein paar Euro lieber als die Prozentangabe auf dem Display. Sony sieht das natürlich anders.

In den Hochformathandgriff passen übrigens zwei Akkus, die jetzt einzeln nacheinander entladen werden (meine Dynax 7D saugte beide gleichzeitig leer, am Ende musste ich immer zwei Akkus gleichzeitig austauschen und laden). Leider ist zunächst der Akku aus der Kamera zu entfernen, um den Handgriff montieren zu können. Schade, andere Hersteller (wie etwa Minolta mit der Dynax 7 oder Pentax mit der K10D) bekamen das schon besser hin: Der Griff, der die Akkukontakte in der Kamera erreichen muss, fällt so unnötig groß aus, und den Kameraakku würde ich ganz gerne als zusätzliche Stromversorgung in der Kamera belassen. Mignon-Akkus schluckt der Handgriff im Gegensatz zum VC-7D der Dynax 7D nicht mehr.

Klar, dass Sony in die α700 neben dem Compact-Flash-Laufwerk auch einen Steckplatz für das hauseigene Speicherkartenformat Memory-Stick-Duo einbaut. Hätte ich die Wahl, ich hätte wohl zwei Compact-Flash-Speicherplätze bevorzugt, gerne hätte Sony dann auch wieder, wie bei der α100, einen Adpater für den Memory-Stick-Duo beilegen dürfen. Aber was soll’s? Ich werde mir wohl mal einen Memory-Stick anschaffen und als „Backup“ in der Kamera lassen. Da stört er nicht und ich kann ihn nicht verlieren.

Das Wichtigste, die Bildqualität:
Insbesondere die Aufnahmen bei hohen ISO-Einstellungen konnten überzeugen, das Farbrauschen wird zwar sichtbar, fällt aber verhältnismäßig niedrig aus. Auch die Bildergebnisse bei niedrigen ISO-Werten gaben bisher wenig Anlass zur Klage, für meinen Geschmack könnte allenfalls die Detailzeichnung bei feinen Strukturen wie Blattwerk oder Gras etwas feiner sein. So zumindest mein erster Eindruck (eine Nikon D2X für Vergleichsaufnahmen passte nicht mehr ins Handgepäck). Bisher konnte ich lediglich die JPEG-Dateien in Augenschein nehmen, nachdem Sony uns noch keinen RAW-Konverter für das neue RAW-Dateiformat zur Verfügung stellen konnte. Die von Sony verteilten Kameras sind offenbar noch keine Serienmodelle, so dass sich noch kleine Änderungen in Sachen Bildqualität ergeben mögen. Für weitergehende Tests, zum Beispiel im Labor, konnte Sony die in Baveno befindlichen Kameras noch nicht herausgeben. Das endgültige Urteil über die Bildqualität steht also noch aus, ist mir persönlich aber auch nicht ganz so wichtig, nachdem diese angesichts der hohen Auflösung ohnehin eher durch meine Objektive bestimmt wird.

Fazit:
Vielen Minolta-Anwendern wie mir, die eine neue Kamera für ihr Objektivsortiment suchen, hätte schon eine „me-too“-Kamera gereicht, so etwas wie eine D200 mit Minolta-Bajonett. Die α700 ist mehr als nur das. Sie steckt in einem robusten, leichten Gehäuse und verfügt über ein weitestgehend geglücktes Bedienkonzept, einen großen, hellen Sucher, einen hervorragenden Monitor, einen Bildstabilisator für alle Objektive, über eine hohe Auflösung und verhältnismäßig geringes Farbrauschen bei hohen ISO-Zahlen, einen flotten AF und eine hohe Serienbildgeschwindigkeit, kurze Verschluss- und Synchronzeiten, zuverlässige Belichtungsmessung: Letztlich ist es die Summe ihrer Eigenschaften, die die Kamera interessant machen. Interessant nicht nur für Wechselwillige aus dem Dynax- oder Alpha-Lager, sondern vermehrt auch für Neueinsteiger ins Alpha-System. Einige Objektiv-Leckerbissen gibt es derzeit ohnehin nur fürs Minolta/Sony-Bajonett.

Ich jedenfalls werde in den nächsten Tagen etwas weniger sehnsüchtig zu den Kollegen mit ihrer Nikon- oder Canon-Ausrüstung hinüberschielen. Von Sony als Mittelklasse- oder Advanced-Amateur-Modell eingeordnet, sorgt die α700 für Vorfreude in Hinblick auf die kommende große Schwester. Bis Sony die fertig hat, schaue ich mir aber erstmal das neue Set-Objektiv 3,5-5,6/16-105 DT genauer an. Beim ersten, wenn auch viel zu kurzen Test in Baveno machte das nämlich schon einen vielversprechenden Eindruck.

(Siehe auch: Alpha 700 first impressions)

(mts)