Es dürfte ein interessanter Herbst werden: Die meisten Kamerahersteller werden in den nächsten Tagen Neuheiten vorstellen. Und gewähren zum Teil – freiwillig oder unfreiwillig – schon einen Ausblick auf die neuen Produkte. Wir wagen einen Blick in die nähere Zukunft

… und beginnen mit Canon:

Marktführer Canon, der gerade 20 Jahre EOS feiert, hat dieses Jubiläum im Frühjahr mit der EOS-1D Mark III eingeläutet. Etliche Neuerungen dieser Kamera stünden auch einem Nachfolger des Topmodells 1Ds Mark II gut an, das inzwischen fast drei Jahre auf dem Buckel hat und damit Canons derzeit dienstälteste Spiegelreflexkamera ist. Allerdings ist die 1D Mark III noch nicht besonders lange verfügbar und es ist fraglich, ob der japanische Hersteller jetzt schon Fertigungskapazitäten für die nächste „Eins“ übrig hat. Und so ist es gut möglich, dass die nächste 8000-Euro-EOS 1Ds Mark III mit Vollformat-Chip, erhöhter Serienbildgeschwindigkeit, Drei-Zoll-Display mit Life-Bild-Anzeige sowie dem neuem Autofokusmodul der „kleinen“ Schwester 1D Mark III noch bis 2008 auf sich warten lässt.

Kleiner, leichter, ohne Auflösungs- oder Serienbild-Weltrekorde der 1D- oder 1Ds-Modelle, aber mit Canons bestem Autofokusmodul und schnellerer Serienbildgeschwindigkeit als die EOS 5D: Eine preiswerte Alternative zur Profi-EOS steht ganz oben auf der Wunschliste vieler Fotografen. Zu analogen Zeiten gab es so was schon mal mit der EOS 3. Aber egal, ob mit Vollformatsensor oder kleinerem Aufnahmechip, Canon wird sich wohl noch etwas Zeit lassen, die Lücke zwischen den Amateurmodellen und der Topklasse zu verkleinern und seinen eigenen Profikameras Konkurrenz zu machen. Auch den Nachfolger der EOS 5D wird man wohl in diesem Herbst nicht mehr in den Schaufenstern finden, denn Canon hat derzeit eine dringendere Baustelle als die EOS 3D oder EOS 6D:

Die EOS 30D ist zwar erst eineinhalb Jahre alt, wurde aber, was einige Ausstattungsdetails anbelangt, längst von der kleinen Schwester EOS 400D überholt. Rund 200 Euro liegen derzeit preislich zwischen den beiden Kameras, ein Abstand, den Canon mit der 40D sicher wieder vergrößern will: Die Auflösung des CMOS-Sensors wird Canon mindestens auf die klassenüblichen 10,1 Millionen Pixel erhöhen (wir tippen auf etwa 12 Millionen Pixel), möglicherweise auch Live-Bild-Fähigkeiten spendieren, wie sie in der neuen EOS-1D Mark III und in eingeschränkter Form auch in der EOS 20Da implementiert sind. Zur Bildbetrachtung steht – wie schon in der EOS-1D Mark III – ein auf drei Zoll Diagonale vergrößertes Display zur Verfügung. Dazu wird man wohl das „EOS Integrated Cleaning System“ verbauen, das Staub vom Sensor schütteln soll, und den Bildprozessor in „DiG!C III“ umtaufen. Von Minolta scheint man sich drei Speicherplätze auf dem Belichtungsmodus-Rad abgeschaut zu haben, die vorgewählte Einstellungskombinationen aufrufen. Der Autofokus wird weiterhin mit neun rautenförmig angeordneten AF-Feldern arbeiten, Gehäuseform und Gewicht stark an die EOS 30D erinnern. Überhaupt dürften sich die Anwender der Vorgängermodelle schnell eingewöhnen.

Die ersten Bilder der EOS 40D machen im Internet längst die Runde (zu sehen zum Beispiel auf Bob Atkins Homepage). Verschiedene Quellen bestätigen, dass Canon die Neue am 20. August vorstellen wird.

Nikon ringt Canon derzeit mit der spärlich ausgestatteten D40X Marktanteile ab. Legt Canon auch hier nach? Viel Einsparpotential gibt es nicht, um aus einer EOS 400D eine noch preiswertere 4000D zu entwickeln. Wir erwarten derzeit noch keine im Funktionsumfang kastrierte 4000D, für die Canon zwar den Verkaufspreis senken könnte, ohne aber bei den Herstellungskosten den gleichen Betrag zu sparen. Wahrscheinlicher sind zunächst weitere Preissenkungen für die 400D.

Morgen früh wollen wir uns dann an Prognosen zu Nikon und Pentax wagen. (Unsere kleine Serie ist auf fünf Teile angelegt und soll jeweils Abends und Morgens erscheinen.)

(mts)