Bei CeWe Color hat mit Lincoln Vale European Partners Master Fund L.P ein weiterer Hedge-Fonds Anteile erworben. Geht der geplante Kahlfraß damit in eine neue Runde? 

CeWe-Mitteilung vom 23.5.2007:

Veröffentlichung gemäß §26 Abs. 1 WpHG

Die Lincoln Vale European Partners Master Fund L.P., George Town, Grand Cayman, Cayman Islands, hat uns gemäß § 21 Abs. 1 WpHG am 17.05.2007 mitgeteilt, dass ihr Stimmrechtsanteil an der CeWe Color Holding AG, Oldenburg, Deutschland, ISIN: DE0005403901, WKN: 540390 am 15.05.2007 durch Aktien die Schwelle von 3% der Stimmrechte überschritten hat und nunmehr 3,17% (das entspricht 233912 Stimmrechten) beträgt.

Die dürre Meldung gibt uns Gelegenheit, noch einmal den CeWe-Krimi der vergangenen Wochen in Erinnerung zu rufen, der diesmal gut ausgegangen ist für die Vorstandschaft und auch das Unternehmen.

Eine Aktiengesellschaft (die Aktien ausgibt, um Geld einzunehmen) sieht sich natürlich immer in Gefahr, vorrangig von Finanzinteressen beherrscht zu werden, zumal dann, wenn das Firmenvermögen zu großen Teilen in Hände gelangt, die vor allem auf die (schnelle) Rendite schielen.

Hedge-Fonds nun sind gewissermaßen die Inkarnation der „Heuschrecke“, die gerne schnell und viel frisst; sind sie doch in aller Regel „rein gewinnorientierte Spekulanten“ mit dem Ziel kurzfristiger Gewinnvermehrung, die an der längerfristigen Entwicklung eines Unternehmens nicht interessiert sind. Beliebtes Mittel: Die Forderung nach höheren bzw. außerplanmäßigen Ausschüttungen.

Perfide (für das Unternehmen): Das funktioniert oft auch bei nur geringem Aktienanteilen um 10-20 Prozent, da sich andere Aktionäre – in der Aussicht auf die schnelle Mark – dem Begehren nur zu gerne anschließen.

Bislang allerdings ist es dem Vorstand um Rolf Hollander gut gelungen, der herbeigeeilten Geister Herr zu werden. Üblicherweise wird über die Forderungen von Hedge-Fonds gerne im Stillen verhandelt; man trifft sich zu einem Kompromiss, der einerseits die Geldgierigen zähmt und andererseits die Gesellschaft möglichst nicht zu sehr beschädigt.

Hollander ging nun in die Offensive bzw. Öffentlichkeit, lehnte das Ansinnen rundheraus ab – und hat damit die angreifenden Hedge-Fonds um David Marcus offensichtlich überrascht. Auch MarCap ging an die Öffentlichkeit und hat auf der Fix CeWe Color Website für Aktionäre im Vorfeld versucht, Anhänger für die eigene Position zu finden, was ihm aber nicht in der notwenigen Menge gelang. Seit der Hauptversammlung und den abgelehnten Anträgen ist es dort auch ganz ruhig.

Im Raum stehen jetzt noch die Vorwürfe der Investoren um MarCap, CeWe habe den Kurs der Aktie künstlich drücken wollen, um den Investoren das Interesse zu vermiesen. Investor Guy Wyser-Pratte legt nach und wirft nun auch der Nord LB vor, an diesem Manipulationsversuch beteiligt gewesen zu sein. Er drohte dieser Tage mit einer Klage deswegen.

Hollander wiederum gibt sich unterdessen eher gelassen, sieht das Ganze auch als eine Chance für CeWe (seit der Auseinandersetzung ist der Name in vieler Munde) und hat nach der Hauptversammlung auch deutlich weniger Grund zur Sorge: Am 26. April 2007 wurde auch einer Änderung von § 3.3.1 zugestimmt, wonach nun für die Beschlüsse der Hauptversammlung die gesetzlichen Bestimmungen gelten. Künftig sind demnach zur Beschlussfassung 75 Prozent (statt bislang 50 Prozent) plus eine Stimme verlangt – ohne die Erbengemeinschaft des Unternehmensgründers Heinz Neumüller, die 27,1 Prozent der Stimmrechtsanteile hält, geht damit nichts mehr.

Insgesamt könnte das CeWe-Vorgehen beispielhaft sein für andere Aktiengesellschaften, die sich von Forderungen von Hege-Fonds bedroht sehen: Nicht klüngeln, sondern klappern.

(thoMas)