Die niederländische Bildagentur ANP Photo will fairen Handel mit Dritte-Welt-Fotografien treiben und fotografierten Menschen ein Honorar zahlen:

Rijswijk – Die niederländische Bildagentur ANP Photo beteiligt jeden fotografierten Menschen an den Verkäufen seiner Bilder, unabhängig davon, ob es sich um ein professionelles Modell oder einen vietnamesischen Reisbauern handelt. Mit jeder Veröffentlichung beteiligt ANP Photo die abgebildete Person mit 20 Prozent. Mit dem Unternehmen World Portraits, das Menschen aus aller Welt in ihrem Alltag zeigt, will ANP Photo demonstrieren, wie Unternehmen fairen Handel und ethische Belange in den Mittelpunkt ihres Handels stellen können.

„Oft werden Menschen aus Entwicklungsländern fotografiert und im Westen ohne ihr Wissen veröffentlicht. Bei uns unterschreiben die Menschen vor Ort einen Veröffentlichungsvertrag, wie es bei westlichen Models der Fall ist, die für ihren Job auch bezahlt werden“, sagt Iris van Rijn, Produktmanagerin bei ANP Photo, im pressetext-Gespräch. Die Bilder von solchen unfreiwilligen und unbezahlten Fotomodellen sind auf Kalendern, Postkarten, Werbeflächen, Reisebroschüren oder in Zeitschriften zu finden. „Wir versprechen den Leuten kein Geld. Es hängt davon ab, ob und wer die Bilder kauft. Für die Einmalveröffentlichung in einer Zeitung springen vielleicht 100 Euro heraus. Wenn ein Bild für eine Werbekampagne gebucht wird, können das schon mehrere Hundert Euro sein“, sagt van Rijn.

Der Geldtransfer sei allerdings sehr kompliziert. „Wir schicken unsere Fotografen daher nicht in ganz entlegene Gebiete oder in Flüchtlingslager“, betont van Rijn. ANP Photo hat mit der Bank ABN Amro einen Vertrag ausgehandelt, bei der keine Gebühren für den Geldtransfer anfallen. Die meisten Menschen in Entwicklungsländern verfügen aber über kein Bankkonto. Je nach Land nimmt dann ABN Amro Kontakt zu lokalen Banken auf, wie etwa im Fall der Mongolei. Die Menschen haben dann die Möglichkeit Mikrokredite zu erhalten. Eine andere Lösung ist die Zusendung von Schecks. In manchen Fällen schickt ANP Photo einen Brief an die jeweilige Person, mit dessen Hilfe sie dann ein Bankkonto eröffnen kann.

Das Projekt startete bereits im Mai 2006 mit einem Auftrag in Kolumbien. Finanzielle Unterstützung erhält ANP Photo von der DOEN-Stiftung, die das Recht am eigenen Bild als Grundrecht aller Menschen erachtet. Dieses Recht soll auch den Menschen in Entwicklungsländern zu Gute kommen, so die Überzeugung der aus Lotterien finanzierten Stiftung. „Ohne die Unterstützung der Stiftung wäre eine Umsetzung dieses Unterfangens für uns kaum möglich“, unterstreicht van Rijn. „World Portraits“ ist aus moralischer Sicht sicher ein sehr nachahmenswertes Projekt. Aus finanziellen und organisatorischen Blickpunkten weniger. In der „World Portrait“-Datenbank sind derzeit 2.500 Bilder zu finden.

(pressetext / Linda Osusky)