Während die verbliebenen Reste der AgfaPhoto GmbH im Insolvenzverfahren abgewickelt werden, beginnt die AgfaPhoto Holding GmbH, die Markenrechte zu vermarkten – Digitalkameras, Fotodrucker und mehr, vieles davon aus Fernost, schmücken sich mit dem Namen „AgfaPhoto“

Aktuelles Zitat von der Webseite der AgfaPhoto Holding GmbH: Dr. Frank Nellissen, Geschäftsführer: „Wir sind offen für attraktive Produkte, um die Marke wieder aufzubauen, die in Deutschland noch eine Bekanntheit von 86% hat.“

Wir haben bei der AgfaPhoto Holding GmbH nachgefragt und Geschäftsführer Frank Nellissen war so freundlich, aus seiner bzw. der Sicht der AgfaPhoto Holding GmbH zum Stand der Dinge Stellung zu nehmen. Nach seinen Worten stellt sich die aktuelle Situation wie folgt dar:

Die ursprüngliche Konstruktion stammt demnach von Agfa-Gevaert, es sei nicht die Idee der AgfaPhoto Holding GmbH gewesen, die Markenrechte in die Holding einzubringen (was bedeutet, dass die insolvente AgfaPhoto GmbH diese Markenrechte nicht verwerten kann).

Außerdem sei von der AgfaPhoto Holding GmbH noch der Kaufpreis für die AgfaPhoto GmbH an Agfa-Gevaert zu zahlen (die Rede ist von insgesamt 112 Mio. Euro), und der solle über das Lizenzgeschäft erlöst werden.

Wobei sowohl der Kaufpreis als auch die Markenrechte strittig sind zwischen Agfa-Gevaert und der AgfaPhoto Holding GmbH. Nach dem Verständnis der AgfaPhoto Holding GmbH hat sie bezüglich der Markenrechte einen langfristigen Nutzungsvertrag mit Agfa-Gevaert abgeschlossen, wohingegen Agfa-Gevaert mit der Insolvenz der AgfaPhoto GmbH die Markenrechte wieder bei sich sieht. Einig sind sich die Beteiligten lediglich in der Einschätzung, dass Agfa-Gevaert Inhaber aller Fotomarken (AgfaPhoto, Perutz, …) ist und bleibt – wer aber diese Marken wie lange nutzen darf, wird derzeit vor einem Schiedsgericht der Internationalen Handelskammer ICC verhandelt. Eine Entscheidung könnte im 2. Quartal 2007 fallen.

Aufgrund einer einstweiligen Verfügung ist es der AgfaPhoto Holding GmbH gestattet worden, die Markenrechte vorerst auf Basis alter Verträge zu vergeben; was jedoch keiner Vorentscheidung im Schiedsgerichtsverfahren gleichkommt. Frank Nellissen deutete an, dass die Verträge so formuliert seien, dass die jetzigen Lizenznehmer auch im Fall eines Obsiegens von Agfa-Gevaert abgesichert sind.

Wobei laut Frank Nellissen jene Firmen (a+o imaging solutions, Minilab Factory), die Teile der insolventen AgfaPhoto GmbH aufgekauft und damit Arbeitsplätze des alten Unternehmens erhalten haben, die Lizenzen zu ganz besonders günstigen Konditionen erhalten haben, um diese Firmen in einem ohnehin schwierigen Umfeld nicht zusätzlich zu belasten.

Aktuell nutzen folgende Firmen Lizenzen:
a&o imaging solutions GmbH für Ersatzteile und Verbrauchsmaterialien
Minilab Factory GmbH für Minilabs
• Lupus Imaging & Media Ltd. & Co. KG für Agfa-Analogfilme und Agfa-Einwegkameras
• Plawa: Darf AgfaPhoto auf Digitalkameras schreiben.
• Sagem: Hat kürzlich den Namen AgfaPhoto für Fotodrucker lizenziert.

Schaut man sich den neuen Webauftritt von AgfaPhoto an, dann ist auch die künftige Lizenzierungspolitik abzusehen: Batterien, digitale Filme (Speicherkarten), Online-Bilderdienst, Papiere, Druckerpatronen …

(thoMas)