Der Verwaltungsrat von Hewlett-Packard (HP) hat ein Ratsmitglied und neun Journalisten ausspionieren lassen

… nachdem im Zuge der Entlassung der einstigen HP-Chefin Carly Fiorina immer wieder interne Informationen an die Öffentlichkeit gelangt waren.

Daraufhin wurden Privatdetektive beauftragt, die anscheinend unter Vorspiegelung falscher Tatsachen – sie gaben sich als die zu Überwachenenden aus, um deren Telefonverbindungsdaten zu erhalten – das Ratsmitglied George Keywort und neun Journalisten ausspionierten, um das Leck zu finden.

Im Augenblick ist die Frage, ob dabei – nach amerikanischem Recht – gerade noch zulässige oder schon illegale Mittel benutzt wurden. Während der HP-Vorstand, namentlich Patricia Dunn, zwar den Auftrag gegeben, von den genaueren Ermittlungsmethoden allerdings nichts gewusst haben will, gibt sich Kaliforniens Justizminister Bill Lockyer überzeugt, dass die beauftragten Detektive illegale Methoden benutzt haben.

Branchenkenner gehen davon aus, dass diese Affäre das Ende von Patricia Dunn bei HP sein wird.

Die amerikanischen Medienverbände zeigen sich entrüstet, schließlich gebe es gute Gründe, warum der Justiz so hohe Hürden in den Weg gestellt würden, wenn es um Telefondaten gehe.

Völlig unbeeindruckt zeigt sich hingegen die Börse; der Aktienkurs bleibt unbeeindruckt: „Das ist eher eine Randepisode als ein wirkliches Problem“ zitiert Good Morning Silicon Valley den Analysten Daniel Renouard.

Sehr ausführlich begleitet The Mercury News das Geschehen: HP board chair’s leadership in question und weiterführende Links.

(thoMas)

Nachtrag (12.9.2006): Heute gab HP bekannt, dass Patricia Dunn sich zum 18. Januar 2007 vom Vorsitz zurückziehen, aber Direktorin bleiben wird. Dunn verteidigt in der Pressemeldung noch einmal die Untersuchungen: Es sei notwendig gewesen, nach dem Leck zu suchen, hätte es doch Auswirkungen auf den Aktienkurs von HP und anderer Unternehmen haben können. Unglücklicherweise, so Dunn, kamen bei den Nachforschungen, die von dritter Seite geführt wurden, auch unangemessene Mittel zum Einsatz, wofür Dunn sich entschuldigt.