Der International Herald Tribune hat dieser Tage ein Expertengespräch zur Lage der japanischen Wirtschaft initiiert und im Rahmen dieses Gesprächs äußerte ein bedeutender Pentax-Anteilseigner sinngemäß: „Pentax sollte keine Digitalkameras mehr herstellen“

Vorbemerkung: Auch wenn Sie Pentax rein gar nicht interessiert, lesen Sie ruhig weiter. Die im Folgenden zu Tage tretende Denkweise ist nicht Pentax-typisch, wohl aber Gesellschafter-typisch.

Laut Shuhei Abe, Präsident von SPARX Asset Management, die 21 Prozent an Pentax halten, stellt sich die Situation wie folgt dar: Pentax ist ein Optik-Unternehmen, bekannt für Spiegelreflexkameras. Die japanischen Kamerafirmen haben ihre Wurzeln in Objektivfertigung und bei optischen Technologien. Zur Ausweitung der Technologiekompetenzen hat Pentax die Endoskopie mit aufgenommen. Hier besitzen japanische Firmen das Monopol. Das Nette am Endoskopiegeschäft ist, dass man mit der Auslieferung automatisch den Schlüssel für Ersatzteillieferungen in die Hand bekommt – so, wie Kopiergerätehersteller von der Nachfrage beispielsweise nach Toner profitieren.

Der Fehler, den Pentax und andere Kamerahersteller gemacht haben, betrifft Digitalkameras, die in geschäftlicher Hinsicht nicht wie Kameras sind, eher wie Heimelektronik mit kurzen Produktzyklen. Das ist kein funktionierendes Geschäft für einen Kamerahersteller.

Wir haben Gespräche mit dem Pentax-Management geführt und vorgeschlagen, dass sie die Digitalkamera-Fertigung aufgeben.

Das zeigt auch den neuen Umgang der Shareholder mit dem Management.

Ach ja: mit „Heuschrecken“ bezeichnet man jene Finanzinvestoren, die ein Maximum an Profit realisieren wollen; sonst nichts. Der Begriff geht auf den ehemaligen SPD-Parteichef Franz Müntefering zurück, der vor rund einem Jahr internationale Finanzinvestoren als „Heuschrecken“ bezeichnet hat.

Siehe auch: Weighing in on the Japanese economy.

(thoMas)

Nachtrag (30.5.2006; 11:37 Uhr): Das Foto von Herrn Shuhei Abe wollen wir Ihnen nicht vorenthalten…