Die Carl Zeiss AG hat vor wenigen Tagen verkündet, den Vertrieb diverser Fotoprodukte weltweit selbst in die Hand nehmen zu wollen. Diese Ankündigung wirft einige Fragen auf. Wir haben bei Carl Zeiss nachgefragt:

Gesprochen haben wir mit Helmut Heier, Geschäftsbereich Photoobjektive der Carl Zeiss AG. Grundsätzlich bleibt es dabei, dass sich das Unternehmen sehr bedeckt zeigt, was diese Ankündigung für die Zukunft bedeuten und noch bereithalten mag: „Carl Zeiss ist ja für seine Zuverlässigkeit bekannt und wir möchten nur über Dinge reden, die fertig sind.“ (Das Zitat ist nicht völlig wörtlich, aber hoffentlich möglichst sinngemäß den Telefonnotizen entnommen.)

Fakt ist, dass Carl Zeiss ab April 2006 den Vertrieb für einen Teil seiner Produkte selbst übernehmen wird „weil es dafür eine Notwendigkeit gibt“ – siehe auch Carl Zeiss vertreibt Fotoprodukte in Eigenregie. Das sind im Augenblick die Kamera Zeiss Ikon samt der zugehörigen Objektive (Vertrieb vormals durch Hasselblad) und die kürzlich vorgestellten ZF-Objektive mit Nikon-Bajonett.

Der Vertrieb wird auch online erfolgen, so dass es, parallel zum Fachhandel, einen einfachen Weg für den weltweiten Erwerb von Zeiss Ikon System, ZF-Objektiven und Zubehör gibt. Ab dem 3. April will Carl Zeiss unter www.zeiss.de/photo eine „Online-Bestellmöglichkeit“ anbieten – und dort wird man Kamera und Objektive tatsächlich auch direkt kaufen können.

Was nun den Passus in der Pressemitteilung bezüglich der Händler und Fotografen angehe, von denen Carl Zeiss wertvolle Hinweise bekomme, „künftig noch eindrucksvollere Produkte zu entwickeln“, könne der durchaus so verstanden werden, dass es mehr geben werde – deshalb stehe es ja da. Aber weder zu künftigen Produkten noch zu Zeitpunkten wollte Helmut Heier sich äußern.

Bleibt im Augenblick nur die Ankündigung weiterer ZF-Objektive, von denen zur photokina 2006 noch „eine ganze Handvoll“ vorgestellt werden sollen.

Und was die Frage nach der Marke „Contax“ oder auch nach Zeiss-Objektiven fürs Contax-Bajonett angeht, so bleibt es offiziell beim alten Stand: Keine Neuigkeiten von Contax samt weiterführender Links; insbesondere auch Contax: Ungewisse Zukunft.

Der Spekulation bleibt Tür und Tor geöffnet. Rück-Übernahme der Marke Contax vor der Zeit? Digitale Sucherkamera?

Nicht undenkbar sind auch Zeiss-Objektive für die für den Sommer 2006 avisierte Sony-Spiegelreflex (Konica Minolta gibt Kamerageschäft auf – Sony übernimmt) – ergänzend zu oder statt der Minolta-Objektive. Eine Sony-Spiegelreflex mit Zeiss-Objektiven, das hätte schon was, und Minolta könnte sehr gut die Fertigung nach Zeiss-Spezifikationen übernehmen. Aber hierfür wäre es nicht notwendig gewesen, einen eigenen Vertrieb aufzubauen, sondern den kann sehr gut der Kamerahersteller übernehmen, wie das ja auch Hasselblad und Franke & Heidecke (vormals Rollei) tun.

Wer einen eigenen Vertrieb aufbaut, der will etwas verkaufen, was sich anders nicht gut verkaufen lässt. Nur für die Zeiss Ikon? Augenscheinlich ist das ein Versuchsballon oder auch die Vorbereitung auf neue Dinge, die da kommen. Welche, das bleibt abzuwarten. Die Zukunft wird zeigen, ob dieser Versuchsballon platzt, oder ob die Fotosparte von Carl Zeiss wieder ein wenig mehr Gewicht bekommt – innerhalb des Konzerns und außerhalb.

(thoMas)