Noch ist zur Lumix DMC-L1 wenig an technischen Details bekannt, manche Spezifikation ist noch nicht einmal endgültig festgelegt. Wir haben hier einmal gesammelt, was es – über die offizielle Pressemeldung hinaus – an Fakten wie Vermutungen zu dieser Kamera gibt:

Die folgenden Informationen stammen teilweise aus offizieller Quelle, teilweise aus eigener Recherche, und sind zu einem kleinen Teil gar reine Mutmaßungen.

System: Die Lumix DMC-L1 ist eine Kamera im Four Thirds System Standard, das heißt, Bajonett, Sensorgröße und einige andere Dinge sind genormt und die Objektive damit zwischen den Systempartnern austauschbar (Olympus-Objektive passen an Panasonic-Kameras und umgekehrt).

Die aktuellen Entwicklungen rund um Four Thirds geben nicht nur Olympus Auftrieb, sondern beleben den gesamten Bereich digitaler Spiegelreflextechnik:

• Mit Panasonic gibt es jetzt einen weiteren Anbieter digitaler Spiegelreflexkameras für Four Thirds
• Mit dem D Vario–Elmarit 2,8-3,5/14-50 mm ASPH gibt einen großen Namen, der für Objektivqualität steht, samt Bildstabilisierung nun auch für Four Thirds.
• Sigma adaptiert eine ganze Reiher seine „Digitalobjektive“ an Four Thirds
• Panasonic / Leica werden in Zukunft weitere Objektive für Four Thirds vorstellen

Wobei Leicas Bekenntnis zu Four Thirds ganz sicher keine Absage an digitale R- und M-Entwicklungen ist, wäre es doch dumm, sich die eigene (Verdienst-)Basis vorhandener und zukünftiger Leica-Objektive abzuschneiden. (Digitale) R und M sind von diesem Schritt unberührt.

Interessant auch die Zusammenarbeit zwischen Panasonic und Olympus. E-330 und L1 sind ganz anders und nutzen doch intern teilweise dieselbe Technik: Bildsensor und Spiegelkasten etwa „wurden gemeinsam entwickelt“ und sind nach Aussagen beider Firmen identisch.


Gehäuse / Design: Das tragende Rahmengehäuse der Kamera ist aus Metall. Die Lumix L1 sieht übrigens ganz so aus, als wäre sie ein heißer Kandidat für einen roten Punkt: Das Design ist Panasonics Lumix LC1 sehr ähnlich, die es ja auch als Digilux 2 von Leica gibt.


Bildsensor: Der Live MOS-Sensor mit 7,5 Megapixeln stammt ganz offensichtlich aus Matsushitas Maicovicon-Sensorfertigung. Er soll die Bildqualität eines CCD-Sensors mit dem niedrigen Energiebedarf eines CMOS-Sensors kombinieren, so dass die Permanentanzeige „Live View“ nicht übermäßig Energie verbraucht. Zudem soll die Bildqualität bei schrägem Lichteintritt besser sein. Glaubt man den technischen Informationen von Olympus zum Live MOS Sensor, dann kann er die Formatnachteile gegenüber APS-C zumindest teilweise kompensieren.

Beispielaufnahmen, entstanden mit der Olympus E-330 (die denselben Sensor verwendet), sind hier zu finden: E-330 sample images.

In diesem Zusammenhang sei – vor allem bezüglich der Frage, was Four Thirds im Vergleich zu APS-C und Kleinbild kann, und was nicht – auf die Kommentare zur E-330 verwiesen, die Interessantes beitragen können.

Venus Engine III: Der Bildbearbeitungsprozessor aus Panasonics neuester Generation soll gegenüber der Venus Engine II besonders hinsichtlich des Rauschverhaltens und der Ansprechzeit verbessert worden sein und soll durch die getrennte Erkennung von Farbe und Helligkeit Farbfehler (Farbrauschen) besser eliminieren können.


Bedienung: Sehr „analog“: Einstellung der Verschlusszeiten an der Kamera (Bedienrad auf Kameraoberseite); Blende, Brennweite und Entfernung durch Drehringe am Objektiv. Wahlweise natürlich auch automatisch.

Sucher: Da die L1 laut Panasonic denselben Spiegelkasten (Spiegel mit Schnellrückstellung, Sucher, Belichtungsmesssensor) verwendet wie die E-330, hat sie auch ein TTL-Spiegelsuchersystem mit 95% Bildfeldabdeckung.


Live View: Der DMC-L1 fehlt der „Modus A“ der E-330 und auch der zweite Sensor, der in diesem Modus für die Permantentdarstellung (92% Bildfeldabdeckung) bei Autofokussierung zuständig ist. Modus B (permanente 100-Prozent-Darstellung des Motivs) allerdings ist gegenüber der E-330 erweitert und funktioniert auch bei Autofokussierung – allerdings muss dazu der Spiegel wieder (kurz) eingeschwenkt werden, das Monitorbild verschwindet kurzzeitig. Durch Drücken der Abblendtaste ist eine Schärfentiefekontrolle möglich. Damit wird die DMC-L1 wahrscheinlich auch via Monitor ähnlich einfach bedienbar sein wie eine digitale Kompaktkamera.


Bildstabilisierung: Die Bildstabilisierung Mega O.I.S. ist im Objektiv eingebaut und funktioniert damit an allen Gehäusen; allerdings mit leichten Unterschieden: Olympus-Kameras können nur den „Mode 1“ (ständig aktiv) nutzen, die L1 beherrscht darüber hinaus auch den „Mode 2“, in dem die Stabilisierung erst kurz vor der Aufnahme aktiviert wird, so dass sich maximale Verstellwege bestmöglich zur Stabilisierung nutzen lassen.

Objektive: Leica und Panasonic haben bereits angedeutet, dass das erste Leica-Objektiv für den Four Thirds Standard nur ein erster Schritt gewesen ist und künftig weitere Objektive entwickelt werden.

Das D Vario–Elmarit 2,8-3,5/14-50 mm ASPH ist eine Panasonic-Entwicklung (Bildstabilisator O.I.S., große asphärische Linse – das sind Panasonic-Technologien) mit Leica-Schriftzug und eventuell Leica-Know-How beim Linsenrechnen. Das Objektiv wird bei Panasonic gefertigt. Und so wird das auch bei künftigen Four-Thirds-Objektiven von Leica/Panasonic bleiben. In einer Anmerkung zur Lumix DMC-FX8 beschreibt Panasonic, was die Kooperation Leica/Panasonic bedeutet: Leica DC Vario-Elmarit Objektive werden unter Verwendung von Leica Camera AG-zertifizierten Messinstrumenten und Qualitätssicherungssystemen nach Leica Qualitätsstandards gefertigt. Für Leica ist das eine Möglichkeit, mit Know-How und ohne größere Investitionen Geld zu verdienen. Und Panasonic hat einen sehr guten Namen auf seinen Objektiven.


Objektivadapter: Mit dem Eintritt von Leica in das Four-Thirds-Konsortium bzw. mit der L1 erhebt sich bei manchen auch die Frage nach der Möglichkeit, andere (Leica-)Objektive zu benutzen. Da das Auflagemaß (Abstand Bajonett – Bildsensor/Film) von Kleinbildobjektiven größer ist als das von Four Thirds und der Bildkreis üppig ausreicht, können Kleinbildobjektive per Adapter angeschlossen werden: bei Arbeitsblendenmessung und mit manueller Scharfeinstellung. Novoflex und ZÖRK Film- und Fototechnik bieten so etwas an.

Kompatibilität: Theoretisch funktioniert vieles innerhalb des Four Thirds Systems, praktisch gibt es Einschränkungen: So bleibt der Blendenring des D Vario–Elmarit 2,8-3,5/14-50 mm ASPH an bisherigen Olympus-Kameras ohne Funktion – die Blende muss ggfs. elektronisch vorgegeben werden (spätere Olympus-Kameras könnten diese Funktion aber durchaus unterstützen; eventuell genügt sogar ein Firmware-Update – das aber ist reine Spekulation unsererseits). Olympus-Kameras können zudem den Bildstabilisator – siehe oben – bislang nur im Mode 1 nutzen.

Lieferbarkeit und Preis: Wann die Panasonic Lumix L1 erhältlich sein wird, steht noch ebenso in den Sternen wie der Preis. Laut Financial Times Deutschland hat sich Mamoru Yoshida, der Chef von Panasonics Digitalkamera-Sparte, dahingehend geäußert, dass sie im Sommer 2006 eingeführt werden soll.

Der Preis ist noch völlig offen – legt man allerdings die Preise für LC1 (Straßenpreis knapp 1300 Euro) bzw. Digilux 2 (Straßenpreis 1500 Euro) zu Grunde, dann wären um die 2000 Euro für Gehäuse und Objektiv schon ein Schnäppchen und selbst 2000 Euro für das Gehäuse allein erscheinen nicht unrealistisch. Andererseits gibt es eine E-330 mit ähnlichen Eckdaten und teilweise identischem Innenleben bereits für unter 1000 Euro.

Hier noch die offizielle Seite: Panasonic Lumix DMC-L1.

(thoMas)

Nachtrag (3.3.2006): Leica Schweiz soll sich unbestätigten Gerüchten zufolge dahin gehend geäußert haben, dass die Lumix DMC-L1 im Semptember 2006 für rund 2.600 Euro (inklusive D Vario–Elmarit 2,8-3,5/14-50 mm ASPH) in den Handel kommt.