Was machen die Kamerahersteller eigentlich, außer ständig neue Digitalkameramodelle auf den Markt zu werfen? Nun, sie versuchen, damit Geld zu verdienen. Doch das gelingt nicht allen gleichermaßen

Es ist wieder die Zeit der Finanzberichte und bevor die Einzelergebnisse der Firmen beleuchtet werden, ist anzumerken, dass langsam eine Phase der Konsolidierung erreicht scheint. Noch sind nicht alle Zahlen rosig, aber sie sind meist schwarz und besser, als zu befürchten war. Es gibt noch den ein oder anderen Wackelkandidaten, der für eine Überraschung oder Übernahme gut ist, doch in der Summe scheint der Umstieg analog – digital soweit vollzogen, das Fahrwasser wird ruhiger. Wer es bis hier geschafft hat, hat gute Chancen, auch den sicheren Hafen zu erreichen.

Canon geht es gut
Von Canon liegt bereits das Ergebnis für das gesamte Geschäftsjahr 2005 vor, das hier am 31.12. endet, während viele andere Unternehmen das Geschäftsjahr von April – März bemessen: Umsatz 3754 Milliarden Yen (+8,3%; ca. 26,57 Milliarden Euro), Gewinn 384,1 Milliarden Yen (+11,9%; ca. 2,72 Milliarden Euro).
Besonders stark war das letzte Quartal 2005: Umsatz 1120 Milliarden Yen (+14,1%; ca. 7,93 Milliarden Euro), Gewinn 108,2 Milliarden Yen (+33,9%; ca. 766 Millionen Euro).
Laut Canon haben sich die EOS 350D und 5D, aber auch die ältere 20D sowie die PowerShot-Modelle SD400 / 450 / 550 und A520 besonders gut verkauft.
Canon will diese Marktführerschaft nicht nur behaupten, sondern weiter ausbauen. Erreicht werden soll dies einerseits durch ein umfassendes Sortiment digitaler Spiegelreflexkameras vom Einsteiger- bis zum Profimodell, womit Canon den Marktanteil ausbauen möchte. Andererseits ist sich Canon der sinkenden Preise bei digitalen Kompaktkameras durchaus bewusst, will aber auch hier Marktanteile hinzugewinnen. Die Produktionskosten sollen weiter reduziert werden und die Modelle sollen zeitrichtig auf den Markt kommen.
Für das Jahr 2006 prognostiziert Canon einen Gewinnanstieg um acht Prozent.

Fujifilm will massiv Kosten sparen
In den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2005/2006 machte Fujifilm bei einem leicht gestiegenem Umsatz von 1985 Milliarden Yen (+4,9%; ca. 14 Milliarden Euro) einen Gewinn von 60,2 Milliarden Yen (-18,1%; ca. 426 Mio. Euro).
Der Bereich Imaging Solutions, der ungefähr 30% des Einkommens ausmacht, sieht sich zunehmendem Wettbewerb ausgesetzt, was das Unternehmen auf die sinkende Nachfrage nach Farbfilmen und den langsamer wachsenden Markt für Digitalkameras zurückführt. Angesichts der „unvorteilhaften Marktsituation“ erwartet Fujifilm weitere negative Einflüsse auf den Profit. Deshalb will das Unternehmen innerhalb eines Jahres seine komplette Struktur von der Forschung&Entwicklung (Schwerpunkt sollen Fotodrucke werden) über die Produktion (weniger lichtempfindliche Materialien) bis hin zum Vertrieb reformieren. Das schließt die Entlassung von rund 5000 Mitarbeitern des Bereichs Imaging Solutions ein.
Im Digitalkamerageschäft soll verstärkt auf Produktlinien mit Alleinstellungsmerkmalen (etwa hohe Empfindlichkeit) gesetzt werden. Die heimische (japanische) Massenproduktion soll nach China ausgelagert werden. Weiter werden eine massive Senkung der Kosten und eine bessere Logistik (SCM = supply chain management) zur Senkung des Warenbestands angestrebt.
Fujifilm hat allerdings auch eine Absichtserklärung abgegeben, nach der die Firma „beabsichtigt“, Filmprodukte auch weiterhin zu produzieren: Fujifilm‘s statement regarding its photography business.

Kodak gibt sich zuversichtlich
Kodak vermeldet für das Geschäftsjahr 2005 einen Umsatz von 14,268 Milliarden US-Dollar (+6%); musste aber einen Verlust von 1,371 Milliarden Dollar verbuchen und führt das vor allem auf die Kosten für beschleunigte und umfassende Restrukturierungsmaßnahmen zurück, die der Rückgang traditioneller Geschäftsfelder notwendig mache.
Für das Jahr 2006 erwartet Kodak sich einen Einkommenszuwachs zwischen 16% und 22% im Digitalbereich und insgesamt ein Betriebsergebnis zwischen -2% bis +4% gegenüber dem Vorjahr. 2006 will das Unternehmen sich auf höhere Margen im Digitalbereich konzentrieren und Kodak-Chef Antonio Perez gibt sich überzeugt, dass „Management wie Strategien vorhanden sind, das zu erreichen und Werte für die Aktienbesitzer zu schaffen.“

Konica Minolta ist raus
Die Zahlen liegen noch nicht vor, in einer Neujahrsmeldung allerdings warnte Konica Minoltas Präsident Fumio Iwai schon einmal vor einem negativen Betriebsergebnis: 2006 New Year Message from the President, Fumio Iwai.
Konica Minolta ist ja aus dem Endkundengeschäft raus: Konica Minolta gibt Kamerageschäft auf – Sony übernimmt. Schlechte Zahlen scheinen heute nicht mehr unbedingt ein Grund zu sein, sich mehr anzustrengen, sondern die Sparte wird verkauft bzw. vermietet (nebenbei: außer der offiziellen Meldung aus Japan gibt es immer noch keine Reaktionen der lokalen Niederlassungen). Das macht sich im Geschäftsbericht besser und wird auch von der Börse honoriert (die Aktien stiegen unmittelbar nach der Bekanntgabe des Rückzugs aus dem Kamerageschäft). Für große Konzerne mit einem großen Portfolio mag sich das lohnen und es mag auch langfristig funktionieren: defizitäre Sparten werden jeweils abgestoßen, vielversprechende neue Bereiche dazugekauft. Das Puzzle kann lange gespielt werden. Kleinere Unternehmen dagegen können schnell Probleme bekommen, wenn das Portfolio nicht diversifiziert und groß genug ist für den globalen Tauschhandel.

Olympus hat ehrgeizige Ziele
Die letzten von Olympus vorliegenden Zahlen betreffen das erste Geschäftshalbjahr 2005/2006. In den ersten sechs Monaten hat das Unternehmen bei einem Umsatz von 476.272 Mio. Yen (+54,3%; ca. 3,3 Milliarden Euro) einen Gewinn von 2.169 Mio. Yen (-67,7%; ca. 15,23 Mio. Euro) ausgewiesen und erwartet für das gesamte Geschäftsjahr bei einem Umsatz von 970.000 Mio. Yen (+19,2%; ca 6,8 Milliarden Euro) einen Gewinn von 27.000 Mio. Yen (ca. 189,6 Mio. Euro).
Es besteht die Absicht, sich weniger auf digitale Kompaktkameras und mehr auf digitale Spiegelreflexkameras zu konzentrieren und so profitabler werden. Der Anteil der Kompaktkameras am Umsatz soll von über 70 Prozent auf 40 Prozent heruntergefahren werden; innerhalb der kommenden fünf Jahre soll der Umsatz mit digitalen Spiegelreflexkameras verzehnfacht werden und von 3 Prozent auf 30 Prozent des Umsatzes anwachsen.

Matsushita (Panasonic) im grünen Bereich
Matsushita verbucht für die drei Quartale bis Ende 2005 bei einem Umsatz von 2.398 Milliarden Yen (+4%; ca. 16,9 Milliarden Euro) einen Gewinn von 49.269 Mio. Yen (+39%; ca. 345 Mio. Euro) und vermeldet u.a. starke Verkäufe bei Plasma-TVs und Digitalkameras.

Nikon prosperiert
Nikon konnte in der ersten drei Quartalen bei einem Umsatz von 535,8 Milliarden Yen (+15%; ca. 3,81 Milliarden Euro) einen Gewinn von 23,9 Milliarden Yen (+1,9%; ca. 169 Mio. Euro) verbuchen und erwartet für das Geschäftsjahr 2005/2006 einen Umsatz von 700 Milliarden Yen (ca. 4,95 Milliarden Euro) und einen Gewinn von 18 Milliarden Yen (ca. 127 Mio. Euro).
Wurden 2004/2005 noch 1,05 Millionen digitale Spiegelreflexkameras verkauft, so rechnet das Unternehmen fürs laufende Geschäftsjahr mit 1,4 Millionen Stück. Bei Kompakt-Digitalkameras erwartet sich Nikon einen Anstieg von 5,56 Mio. Stück auf 7 Mio. Stück.

Pentax geht es nicht rosig; Kapazitäten werden erhöht
Für die ersten drei Quartale des Geschäftsjahres 2005/2006 vermeldet Pentax bei einem Umsatz von 106.455 Mio. Yen (+3,4%; ca. 747 Mio. Euro) einen Gewinneinbruch auf 1.178 Mio. Yen (-49%; ca. 8,3 Mio. Euro). Das Unternehmen nennt die einbrechenden Preise bei Digitalkameras und sinkende Preise bei Mikrolinsen als Grund. Auch die Maßnahmen zur Kostenreduzierung hätten dem nicht begegnen können. Obwohl Pentax mit Kameras 5 Prozent mehr Umsatz machen konnte, muss die Firma für diesen Bereich einen Verlust von 938 Mio. Yen (ca. 6,59 Mio. Euro) ausweisen, was den Schluss zulässt, dass Digitalkameras unter den Produktionskosten abgegeben werden mussten.
Pentax kündigte dieser Tage an, dass die PENTAX VN Co., Ltd., eine Tochtergesellschaft in Vietnam, bis Oktober 2006 ein zweites Fabrikgebäude fertiggestellt haben will. Die Zahl der Beschäftigten soll von 700 auf 900 erhöht werden und die Kapazität der Objektivfertigung soll von jetzt einer Million auf dann 1,6 Millionen Stück pro Monat erhöht werden. Damit will man sich auf die steigende Nachfrage nach Wechselobjektiven für digitale Spiegelreflexkameras vorbereiten und im (Preis-) Wettbewerb besser bestehen können.

Sony im Aufwind
Sony scheint sich im Aufwind zu befinden und änderte die Prognose fürs laufende Geschäftsjahr – statt Verlusten werden jetzt doch Gewinne erwartet. Im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2005/2006 konnte das Unternehmen bei einem Umsatz von 2.367 Milliarden Yen (+10,2%; ca. 16,75 Milliarden Euro) einen Gewinn von 168,9 Milliarden Yen (+17%; ca. 1,2 Milliarden Euro) verbuchen.
Im Kamerasektor wurden die Handycam-Camcorder besonders gut verkauft; über die Digitalkameraverkäufe sagt Sony in dem Geschäftsbericht nichts.

Genug der Zahlen. In der Hoffnung, dass bei all den Millionen und Milliarden Yen wie Euro keine Umrechnungs- und Kommafehler vorgekommen sind.

Siehe auch:
Kameramarkt: Gewinner und Verlierer von heute und morgen

(thoMas)


Nachtrag (9.2.2006): Tatsächlich hat Konica Minolta den Geschäftsbericht bereits zum 1.2.2006 vorgelegt. Danach lag der Umsatz in den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2005/2006 bei 730 Milliarden Yen (+0,8%; ca. 5,13 Milliarden Euro), der Gewinn bei 13.948 Mio. Yen (+15,3%; ca. 98 Mio. Euro). Der Fotobereich (Farbfilme -41%; Kompaktdigitalkameras -40%; DSLRs +90%; Kamerastückzahlen -33%) weist für diese drei Monate bei einem Umsatz von 156 Milliarden Yen (ca. 1,09 Milliarden Euro) einen Profit von 791 Mio. Yen (ca. 5,6 Mio. Euro) aus; im dritten Quartal sanken die Verkäufe allerdings um 31%. Konica Minolta merkt dazu an, dass „angesichts des Umfeldes in diesem Geschäftsbereich“ – die sinkende Farbfilmnachfrage und die fallenden Digitalkamerapreise einbezogen – entschieden worden sei, „dass es schwierig sei, das Geschäft mit Gewinnen fortzuführen“ und deshalb sei die Entscheidung gefallen, sich aus dem Foto-Imaging-Bereich zurückzuziehen.


Nachtrag #2 (9.2.2006): Die Ergebnisse von Casio und Samsung:

Casio gibt sich ehrgeizig
Casio erwartet für das Geschäftsjahr 2005/2006 bei einem Umsatz von 580 Milliarden Yen (+3,8%; ca. 4,1 Milliarden Euro) einen Gewinn von 23 Milliarden Yen (+6,8%; ca. 162 Mio. Euro). In Übersee (von Japan aus betrachtet!) konnte Casio im dritten Quartal 35 Prozent mehr Digitalkameras (Stückzahlen) verkaufen (+4 Milliarden Yen Umsatzplus; ca. 28 Mio. Euro) und strebt in diesem Bereich auch in Zukunft eine jährliche Wachstumsrate von 32 Prozent an.

Samsung ist verhalten zuversichtlich
Bei Samsung ging der Umsatz im Jahr 2005 leicht auf 57,46 Billionen Won zurück (-0,3%; ca. 49,65 Milliarden Euro), der Gewinn sank auf 7,64 Billionen Won (-29%; ca. 6,6 Milliarden Euro). Für das letzte Quartal 2005 konnte Samsung allerdings einen Gewinnsprung von +40 Prozent vermelden und gibt sich deshalb für das laufende Jahr optimistisch. Neben Flachbildschirmen, Mobiltelefonen und Speicherchips erwartet sich das Unternehmen besonders gute Geschäfte mit Multimediageräten (MP3-Player, Digital- und Fernsehkamera in einem – siehe Samsung plant Fernseh-Kamera).