Kann man nun also einfach so Geld mit Digitalfotos verdienen – oder eher doch nicht? Nach kritischen Worten zur Ankündigung des Titels hier nun die Rezension:

Bereits in Geld verdienen mit Fotos – das wäre zu schön haben wir uns mit dem Titel – vor allem mit der Pressemeldung dazu – auseinandergesetzt und die Frage aufgeworfen, ob sich – entgegen dem euphorischen Pressetext – damit wirklich Geld verdienen lässt, angesichts von Bildhonoraren zwischen 1-10 US-Dollar (abzüglich Provision).

Der Autor Bern Klumpp hat daraufhin bei photoscala angerufen, er war nicht amüsiert, aber in einem konstruktiven Gespräch konnten die gegenseitigen Standpunkte erläutert und zu Teilen auch angenähert werden. Nachdem nun ein Rezensionsexemplar eingetroffen ist, sollen der Titel und das Thema noch einmal aufgegriffen werden.

Den Traum, mit einem Bild nur ein einziges Mal und nur für einen Auftraggeber sehr viel Geld zu verdienen, überlassen wir gerne den Star-Fotografen. Unsere Realität ist das dauerhafte kleine Nebeneinkommen, das allerdings – wie Sie später sehen werden – durchaus auch zu einer Haupterwerbstätigkeit werden kann.

Der Goldrausch hat soeben erst begonnen.

(Beide Zitate sind dem Buch entnommen. Nebenbei: Ist ein Star-Fotograf nun der Fotograf eines Stars – Vogel wie Sternchen – oder ein Star unter den Fotografen? Und was ist dann der Starfotograf? – Deutschkenner bitte melden!).

Das Buch ist eine bunte Mischung aus Tipps und Erfahrungen zu SMRPs (Stockphotography Micropayment Royalty Free Portal) und zur Praxis der Fotografie (Motive, Bildrechte, Aufnahmetechniken). Besonders die Abschnitte zu den SMRPs zeugen von Kundigkeit und geben dem viele wertvolle Hinweise, der sich in diesem Bereich versuchen möchte. Die Tipps zur Fotografie sind durchmischt, sie machen vor allem dem Anfänger Mut, es zu versuchen („Fotografieren kann jeder“).

Trotzdem ist dem Buch anzumerken und teilweise auch anzukreiden, dass es „aus Begeisterung entstanden“ ist (so auch die Überschrift der Einleitung). Eine kritische Distanz zu dem Thema ist nicht zu erkennen, Alternativen werden kaum benannt, geschweige denn gewürdigt – beispielsweise verkennt der Autor in obigem ersten Zitat völlig, dass Bildagenturen ja nichts Neues sind, und dass sie Fotos ganz ähnlich (auch mehrfach) vermarkten – auch über das Internet. Allerdings verlangen sie höhere Preise und stehen nicht jedem auf Anhieb offen.

Neu an diesen „Communities“ ist denn auch die Tatsache, dass es jedem möglich ist, seine Bilder online zu stellen und weltweit zu präsentieren. Und da bieten sie tatsächlich einen großen Vorteil: Im Gegensatz zu (ländergebundenen) Fotogemeinschaften, die sich die Bildergalerie bezahlen lassen, besteht hier sogar die Chance, Geld für die eigenen Fotos zu bekommen. Auch die „Gemeinschaft“ dürfte sich entsprechen: Foren, Bewertung, Kommentare – Gemeinschaftsgefühle können auch hier aufkommen. Und vielleicht wird das eigene Foto gar bezahlt und veröffentlicht, was unzweifelhaft ein Erfolgserlebnis ist. Im besten Fall kann man sogar ein paar Euro verdienen; und einige wenige haben es tatsächlich geschafft, einen Lebensunterhalt daraus zu machen.

Bleibt noch der Preis. Ein Taschenbuch ohne Farbabbildungen und mit knapp 200 Seiten – das kostete einstmalen zwischen 3,80 und 5,60 (Deutsche Mark). Heute ist nicht gestern, soviel ist klar, aber 19,90 Euro scheinen doch ein wenig hoch gegriffen.

Dennoch: Wer sich für SMRPs interessiert und in diesem Bereich aktiv werden möchte (und sei es auch nur, um Spaß zu haben, und seine Fotos kostenlos weltweit zu präsentieren), der findet hier eine gute Übersicht der aktuellen Möglichkeiten mit vielen wertvollen Tipps, die sich anders nur durch langwierigen Versuch und Irrtum erschließen.

Fazit: Ob sich mittels SMRPs tatsächlich nennenswert Geld verdienen lässt, ist und bleibt fraglich. Bzw. es ist wohl wie überall im Kapitalismus: Nur die Besten (Frechsten, Unverschämtesten, Skrupellosesten – halt; keine Politik hier) setzen sich durch. Doch wer das Ganze eher unter dem Aspekt „Fotos mit Spaß machen und weltweit präsentieren“ beginnt und das mit dem Geld verdienen (erst einmal) eher als Nebensache ansieht, der findet hier wertvolle Tipps für eine interessante Möglichkeit der Bildpräsentation.

(thoMas)

Nachtrag (15.11.2005): Der Titel bei amazon.de: Geld verdienen mit Ihren Digitalbildern