Rund drei Monate hat es gedauert von den ersten ernsten Anzeichen bis zur ersten halboffiziellen Verlautbarung: Mitarbeiter von Kyocera UK haben jetzt erstmals offiziell bestätigt, dass Kyocera die Produktion von Kyocera- und Contax-Kameras einstellen wird. Noch aber fehlt jede Stellungnahme aus Japan:

Nicht die Europazentrale in Hamburg, sondern die Briten haben jetzt die Katze aus dem Sack gelassen:

– dpreview hat aus „Quellen“ erfahren, dass Kyocera die Produktion digitaler wie analoger Kameras eingestellt hat und munkelt, dass der Markenname „Contax“ eventuell von einer anderen Firma übernommen wird (gerüchteweise Sony): Kyocera to end camera production.
– Das British Journal of Photography hingegen meldet, dass die Produktion analoger Kleinbildkameras bereits eingestellt wurde, digitale Kameras aber erst zum Jahresende aufgegeben werden sollen: Contax – end of an era.
ePHOTOzine hat die bislang konkretesten Informationen: Laut deren Meldung hat Denise Nelson von Kyocera Yashica (UK) Ltd bestätigt, dass Kyocera die komplette Produktion von Kleinbild- und Digitalkameras bereits eingestellt hat (das betrifft alle Kyocera- und Contax-Modelle). Lediglich die Mittelformatmodelle (Contax 645) sollen „auf absehbare Zeit“ weiter gefertigt werden. Siehe Kyocera and Contax to end production of cameras.

Es gab bereits seit geraumer Zeit ernste Anzeichen, das es so kommen könnte:
Kompetenzträger und Knipsmaschinen
Kyocera reduziert analoge Contax-Produktpalette
Gibt Kyocera die Kameraproduktion komplett auf?
Kurz und knapp – Kyocera kündigt

Nach den neuen Informationen stellt sich die Situation augenblicklich so dar:

Kyocera USA hat bereits geschlossen. Die Geschäfte wurden zum 1. Februar 2005 an den Distributor Tocad America übertragen. (Der wird sich freuen: Kaum im Geschäft, schon wieder draußen.)
– Die Mitarbeiter in Hamburg haben die Kündigung bereits in der Tasche. Betroffen sind rund 60 Mitarbeiter. Kyocera Hamburg und damit die Europazentrale von Kyocera Photo wird gegen Ende des Jahres geschlossen. Die Ziele der Europazentrale laut Eigendarstellung: „Der Unternehmenszweck ist der Vertrieb und die Vermarktung von Spiegelreflex, Kompakt- und Digitalkameras.“ Damit ist es jetzt vorbei.
– Die Tochtergesellschaften in Wien, Zürich, Paris und London werden wohl das gleiche Schicksal erleiden.
– Die Mitarbeiter von Kyocera UK (= Tochtergesellschaft in London) sind bereits gekündigt und haben – siehe oben – erstmals offiziell den Produktionsstopp in Japan bestätigt.
Kyocera Hamburg konnte letzte Woche noch keine offiziellen Aussagen machen. Laut Dirk Hülsermann, Manager Marketing and Corporate Communications, soll es Mitte bis Ende März eine offizielle Pressemitteilung zu dem Thema geben.
– Von Kyocera Japan fehlt bislang noch jede offizielle Stellungnahme. Kein Wort zum kompletten Produktionsstopp, und auch kein Wort bislang zu Reparatur und Ersatzteilversorgung.

Dennoch scheint sicher: Kyocera Japan zieht sich aus der Kameraproduktion zurück. Kleinbild- und Digitalkameras gibt es nicht mehr. Wie lange es noch Contax-Mittelformatmodelle geben wird, steht in den Sternen. Angesichts des mäßigen Engagements der letzten Jahre auch in diesem Sektor steht allerdings zu befürchten, dass auch dieser Sparte kein langes Fortleben beschert ist; wenigstens nicht im Hause Kyocera.

Kyocera-Kameras dürfen damit als erledigt gelten. Der Name gilt nicht viel in der Fotobranche. Was allerdings mit den Markennamen „Yashica“ und „Contax“ geschieht, und natürlich auch mit renommierten Produkten wie einer Contax G2 Messsucherkamera, das wird sich in den nächsten Tagen und Wochen entscheiden. (thoMas)