Wir haben ein Interview mit Rainer Bellmann, Produkt- und PR-Manager bei Konica Minolta geführt, und ihn dabei unter anderem zu weiteren Plänen hinsichtlich digitaler Spiegelreflexkameras befragt:

Herr Bellmann, Konica Minolta ist der letzte der großen Kamerahersteller, der eine digitale Spiegelreflex auf den Markt bringt. Warum hat das so lange gedauert?

Bedingt durch die Fusion [Red.: Konica und Minolta haben sich zu Konica Minolta zusammengetan] haben wir zunächst die Marktsegmente mit Digitalkameras belebt, die im Fokus der Endverbraucher stehen.
Wie Sie ja wissen, haben wir das Digitalkamerasegment erst relativ spät bedient und sind mit einer 5-Megapixel-Kamera eingestiegen – der DiMAGE 7. Diese Kamera hat unsere Konzeption bestätigt und wir waren in diesem Segment unmittelbar nach Einführung Marktführer.
Unser Alleinstellungsmerkmal ist derzeit allem voran das Anti-Shake-System, ein Bildstabilisierungssystem, das sich dadurch auszeichnet, dass der gehäuseintegrierte Bildsensor quasi „kardanisch“ aufgehängt ist. Erst dieses System versetzt uns in die Lage, die Spiegelreflextechnologie innovativ voranzutreiben.

Wie ist die Resonanz auf die neue Dynax 7 Digital, die Sie ja gerade eben vorgestellt haben?

Wir haben die Dynax 7 Digital bereits zur PMA angekündigt und waren auf die große Nachfrage vorbereitet. Dass unsere Erwartungen auf der photokina noch übertroffen werden, zeigt, dass Konzeption und Preisstellung dieser Kamera die Kundenwünsche erfüllen. Dies nicht zuletzt durch das angesprochene Anti-Shake-System, das den Kunden in die Lage versetzt, die Bildstabilisierung auch bei allen existierenden Objektive von Konica Minolta uneingeschränkt zu nutzen.

Was können wir von der digitalen Dynax-Reihe in Zukunft erwarten? Gibt es weitere Kameras und Objektive? Und gibt es einen Zeitplan?

Wir beabsichtigen in diesem Kamerasegment eine Fülle von neuen Produkten zu bringen, die uns in die Lage versetzen, wieder die Marktposition zu erreichen, die wir seit Jahrzehnten im analogen Spiegelreflexbereich innehaben. Um das zu erreichen, wird es in naher Zukunft digitale Spiegelreflexkameras der unterschiedlichsten Preis- und Leistungsklassen geben, die auch sinnvoll durch neue Objektive ergänzt werden.

Erreichen Konzepte wie eine Konica Minolta A200 oder auch eine Sony F828 und vergleichbare Kameras nicht schon die optische Leistungsgrenze?

Sie haben völlig Recht Herr Maschke, die Leistungsgrenze der kleinen Bildsensoren ist mit einer Auflösung von 8 Megapixeln und den damit verwendeten Objektiven erreicht. Natürlich haben wir auch bei der hier erwähnten DiMAGE A200 durch den neu entwickelten CxProcess III dafür gesorgt, dass sich das Rauschverhalten gegenüber der DiMAGE A2 nochmals verbessert hat.
Auch hier ist unser einzigartiges Anti-Shake-System nicht nur in der Lage, verwacklungsfreie Aufnahmen zu produzieren, sondern trägt auch maßgeblich dazu bei, das Bildrauschen zu minimieren. Denn der Ausgleich von bis zu 3 Belichtungsstufen sorgt gleichzeitig dafür, dass die Empfindlichkeit nicht so früh hochgesetzt werden muss.

Spielt der analoge Bereich (Filme und Kameras) bei Konica Minolta noch eine Rolle?

Herr Maschke, ich kann ihnen hier nur ein eindeutiges „Ja“ mit Ausrufezeichen zurufen, da der analoge Bereich bei uns noch einen maßgeblichen Umsatzanteil von ca. 30 % aufweist.
Wie Sie ja wissen, sind wir derzeit beispielsweise bei den Zoomkompaktkameras eindeutig Marktführer; dies ergänzt durch unser reichhaltiges Spiegelreflexangebot.
Auch im Filmsegment bieten wir diverse modernste Emulsionen an, die auch einen hervorragenden Schwarzweißfilm, den VX400 monochrom, für Puristen beinhaltet. Ich selbst habe in den letzten Tagen mit unserer Hexar RF und Schwarzweißmaterial einmal wieder völlig „herkömmlich“ fotografiert und bin von den Bildergebnissen immer noch sehr beeindruckt.

Wie beurteilen Sie die starke Zunahme von Fotohandys? Sehen Sie darin eine Gefahr für die Kamerahersteller im Allgemeinen und Konica Minolta im Speziellen?

Nach meiner persönlichen Einschätzung spielen derzeit die Fotohandys in der bildmäßigen Fotografie trotz der gigantischen Stückzahlen noch keine allzu große Rolle. Mit bildmäßigem Fotografieren meine ich hier mehr als nur „Schnappschüsse“, die als Partygag oder zum Versenden via Handy genutzt werden.
Es wird in der Zukunft sicher so sein, dass die Handys im unteren Segment zunehmend eine Rolle spielen – aber erst, wenn sie Auflösungen von zwei oder drei Megapixel aufweisen.
Wir sind mit unseren hier auf der photokina gezeigten Kiosksystemen optimal vorbereitet. Bei diesen Systemen ist es möglich, mit den unterschiedlichen Speicherkarten oder via Bluetooth die gewünschten Bilder onscreen auszuwählen und innerhalb weniger Minuten auszudrucken.
Darüber hinaus zeigt diese photokina eindeutig den Trend zu höherwertigen Kameramodellen, dem wir nicht zuletzt durch unsere Dynax 7 Digital Rechnung tragen.
Wir als bekannter Objektivhersteller und -entwickler haben aber natürlich auch miniaturisierte Objektive; sogar mit dreifachem optischen Zoom (wie beispielsweise in unser Modellen der DiMAGE-X-Serie gezeigt), die auch zukünftig in Handys zum Einsatz kommen können.

Nachsatz: Rainer Bellmann konnte und wollte die Formulierung „wird es in naher Zukunft Spiegelreflexkameras … geben“ nicht weiter präzisieren. Wir waren uns aber einig darin, dass das keine fünf Jahre umreißt, sondern einen Zeitraum von etwa 1-2 Jahren beschreibt.

(thoMas)