Leica legt eine Jubiläums Edition zum 125. Geburtstag des Leica Konstrukteurs Oskar Barnack auf, die einen detailgetreuen Nachbau des „Prototyp 2“ beinhaltet. 1000 können ihn kaufen. Und alle erfahren Interessantes über die Anfänge der Kleinbildfotografie:

Leica informiert: Die Leica Camera AG, Solms, stellt anlässlich des 125. Geburtstages von Oskar Barnack (1879-1936), dem Konstrukteur der ersten Leica Kleinbildkamera, ein exklusives Jubiläumsset vor. Als Hommage an den Begründer des Kleinbildsystems beinhaltet das Set die detailgetreue Neuauflage eines historischen Kameratyps, der Leica 0-SERIE ‚Prototyp 2’, die Oskar Barnack als zweite Kamera nach der ‚Ur Leica’ entwickelt und in der Praxis getestet hat. Von den ersten Aufnahmen Barnacks mit der Kleinbildkamera hat das Solmser Unternehmen zehn Bilder ausgewählt. Je ein Motiv ist als großformatiger Abzug im Lieferumfang der Leica Oskar Barnack Edition enthalten. Weiterhin beinhaltet das Jubiläumsset eine DVD mit bisher unveröffentlichtem Filmmaterial von Oskar Barnack, das dieser mit seiner selbst konstruierten 35-mm Filmkamera in Wetzlar und Umgebung aufgenommen hat. Damit ist die auf 1000 Exemplare limitierte Leica Oskar Barnack Edition für Liebhaber der Fotografie ein ideales Sammlerstück und bietet zudem Interessenten der frühen Filmgeschichte faszinierende Einblicke in die Entstehung des Dokumentarfilms.

Erstmals haben Interessenten bei einer Sonderserie von Leica die Möglichkeit, sich ein Set nach Wahl zusammen zu stellen. Die Reservierung der Seriennummer und des Wunsch-Prints ist ab 15. August 2004 unter www.Leica-camera.com möglich.

Die im Lieferumfang der Leica Oskar Barnack Edition enthaltenen hochwertigen Prints sind Abzüge von Original-Negativen Oskar Barnacks, die dieser in Wetzlar angefertigt hat und die im Leica Firmenarchiv bewahrt werden. Insgesamt stehen zehn verschiedene Motive zur Auswahl, von denen jeweils eines im Set inbegriffen ist. Jedes Motiv ist weltweit auf eine Anzahl von 100 Stück limitiert. Die Bilder entstanden Anfang der 20er Jahre und sind damit wertvolle Dokumente der frühen Fotografie- und Zeitgeschichte, die im Rahmen dieser JubiläumsEdition erstmals veröffentlicht werden. Barnacks fotografische Experimente veranschaulichen die Bedeutung seiner Erfindung einer 35mm Kleinbildkamera. Im Gegensatz zu den damals üblichen schweren Plattenkameras, konnte Barnack schnell und weitaus unauffälliger Momente im Bild festhalten – ein wichtiger Meilenstein für die Dokumentar- und Reportagefotografie, die mit dem Leica Kleinbildsystem spontaner und flexibler wurde. So geben seine ersten Aufnahmen bereits ein breites Spektrum der fotografischen Möglichkeiten von der Portrait- über die Landschaftsfotografie bis hin zu den Anfängen der Fotoreportage wieder.

Die Herstellung der Abzüge erfolgt unter Beachtung höchster Qualitätskriterien. So werden die Fotos im Hause Leica in sorgfältiger Handarbeit vergrößert und auf Barytpapier abgezogen, das eine deutlich höhere Festigkeit als normale Papiere aufweist. Ein spezielles Schlussbad schützt die Aufnahmen vor Beschädigungen und ermöglicht eine dauerhafte Beständigkeit gegen äußeren Einflüsse. Die Abzüge sind mit einer Seriennummer versehen und werden zusammen mit einem handsignierten Zertifikat von Hanns-Peter Cohn, Vorstandsvorsitzender der Leica Camera AG, und Ralf Coenen, Vorstand Technik der Leica Camera AG, ausgeliefert.

Die Leica 0-SERIE ‚Prototyp 2’ ist voll funktionstüchtig und verlangt eine intensive Auseinandersetzung mit allen Parametern der Aufnahme sowie eine in jedem Schritt bedachte Bedienung. „Mit dieser Kamera erlebt der Anwender die Fotografie der ersten Stunde auf den Spuren des Leica Erfinders Oskar Barnack. Wer die Kamera mit ihrer reduzierten technischen Ausrüstung und den absolut manuellen Funktionsabläufen in der Praxis getestet hat, weiß die Qualität der Aufnahmen Barnacks erst richtig zu schätzen. Es ist erstaunlich, welche hervorragenden Bildergebnisse damals wie heute mit einer solch puristischen Kamera möglich sind“, so Jean Jacques Viau, Produktmanagement Photo der Leica Camera AG.

Oskar Barnacks Versuche mit Film- und Fotomaterial revolutionierten nicht nur die Fotowelt. Seinen Experimenten ist weiterhin die Entwicklung einer 35mm Kinokamera zu verdanken, mit der er eine Reihe von lokal- und medizinhistorisch bedeutsamen Filmen aus den zehner und zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts aufgenommen hat. Diese Industrie- und Filmreportagen aus der Frühzeit der Kinematografie sind nun erstmals auf einer DVD mit englischen und japanischen Untertiteln im Lieferumfang der Leica Oskar Barnack Edition erhältlich. Die langjährige fotografische Erfahrung Barnacks zeigt sich dabei in der sorgfältigen Wahl der Bildausschnitte, den gelingenden Schwenks und den angewandten stilistischen Mitteln der Bildsprache. Die Filme geben einen faszinierenden Einblick in die Anfänge der Filmgeschichte. Sie sind inhaltlich sehr vielfältig und dokumentieren politische Ereignisse wie den Auszug der ukrainschen Kriegsgefangenen von 1918, Katastrophen wie das Hochwasser in Wetzlar von 1920 bis hin zu technischen Errungenschaften wie dem ersten Dialyseverfahren in der Universitätsklinik Gießen von 1915.

Die Leica Oskar Barnack Edition inklusive der Kamera, DVD und einem Begleitheft des Deutschen Filminstituts wird ab November 2004 als Set angeboten. Der im Lieferumfang enthaltene Print befindet sich in einer separaten edlen Aufbewahrungsschatulle. Die JubiläumsEdition ist für eine unverbindliche Preisempfehlung in Deutschland von 3000 Euro im Leica Fachhandel erhältlich.

Oskar Barnack und die Entstehung des Kleinbildsystems

Oskar Barnack, Leiter der Versuchsabteilung der optischen Werke Ernst Leitz in Wetzlar, beschäftigte sich ab dem Jahr 1913 mit der Entwicklung einer 35mm Kinokamera. Die schwankende Empfindlichkeit der verschiedenen Filmmaterialien machte zu dieser Zeit Testbelichtungen mit der Kamera erforderlich. Um dafür nicht unnötig große Längen seiner Kinofilme opfern zu müssen, konstruierte Barnack einen kleinen Apparat aus Metall, in dem er relativ kurze Filmstücke des 35mm-Kinofilms einlegen konnte.

Mit einzelnen Belichtungen wurden dann die Tests durchgeführt. Der Apparat besaß dafür einen Schlitzverschluss, dessen Aufzug mit dem Transport des Films zwangsgekuppelt war. Doppelbelichtungen waren damit ausgeschlossen. Da Oskar Barnack mit diesem Apparat auch Objektive testen wollte und weil er sich in früheren Jahren bereits damit beschäftigt hatte, auf kleineren Formaten als den damals üblichen 13x18cm großen Platten zu fotografieren, experimentierte er zunächst damit, das Kinofilmformat von 18x24mm auch für Fotos zu verwenden. Die Abbildungsqualität befriedigte ihn allerdings nicht und er entschloss sich, das Kinofilmformat auf 24×36 mm zu verdoppeln.

Die ersten Aufnahmen, die Barnack 1913 in Wetzlar anfertigte, zeigten eine erstaunliche Qualität. Deshalb nutzte er diesen Apparat nicht nur als Testeinrichtung für Kinofilme und Objektive, sondern auch als Fotokamera. Der kleine Apparat, mit dem er und auch der damalige Firmenchef Ernst Leitz II häufig fotografierten, wird heute als Ur-Leica bezeichnet.

Der funktionsfähige Prototyp wurde 1914 fertiggestellt. In der Folgezeit konstruierte Barnack zwei weitere Prototypen – darunter auch den Prototyp 2 – mit Variationen gegenüber dem ersten Modell. Dass die Leica nicht bereits damals auf den Markt kam, bestimmte der
I. Weltkrieg. Erst 1923 fasste Ernst Leitz II den Beschluss, die kleine Kamera serienmäßig zu produzieren. 1925 wurde die erste Leica (LEItz CAmera) dann auf der Leipziger Frühjahrsmesse vorgestellt und markiert seither den Anfang des bis heute andauernden Erfolgs des Kleinbildsystems.

Oskar Barnack wurde am 1. November 1879 in Lynow geboren und verstarb am 16. Januar 1936 in Bad Nauheim. (thoMas)